US-Präsident Donald Trump will die Nato-Staaten zur Aufstockung ihrer Militäretats bewegen. Grossbritanniens amtierende Premierministerin Theresa May verspricht in ihrem Wahlmanifest höhere Militärausgaben. Russland rüstet auf und auch in Japan sind rekordhohe Summen für die Armee budgetiert. Bellizismus ist en vogue. Eine Zahl steht dabei oft im Fokus: 2 Prozent des BIP.

So viel sollen Nato-Mitglieder für die Sicherheit ausgeben. Darauf hatte man sich 2006 geeinigt. Seit der russischen Krim-Annexion von 2014 und den Eroberungsfeldzügen des IS wird dem Ziel vermehrt Nachdruck verliehen. Man müsse «mehr tun», um die Armeeausgaben auf das anvisierte Level zu heben, sagen die Staatschefs.

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Verfehlte Idee

Doch die Idee eines fixen BIP-Ziels für Militärzwecke ist verfehlt. Das wird schnell klar, wenn man auf die historischen Zeitreihen blickt. Sämtliche Industrieländer verzeichnen seit 1960 einen Abwärtstrend. In der Schweiz sind die Militärausgaben von 2,3 auf 0,7 Prozent ebenso gesunken wie in Deutschland (von 4,0 auf 1,2 Prozent), in Frankreich (von 6,5 auf 2,3 Prozent) und in den USA (von 8,6 auf 3,3 Prozent). Es gibt keinen logischen und auch keinen ersichtlichen Grund, warum dieser Abwärtstrend ausgerechnet bei 2 Prozent in eine Konstante münden sollte. Militärausgaben sind eine gesellschaftliche Versicherungsprämie.

Man zahlt jedes Jahr einen Betrag, um die Zerstörung des Landes zu verhindern. Die Versicherung wird mit zunehmendem Wohlstand günstiger: Je mehr Güter und Dienstleistungen eine Volkswirtschaft aufgrund von technischen Fortschritten herstellen kann, desto kleiner wird der Prozentwert der gesamten Produktion, der für die Sicherheit aufgewendet werden muss. Auch die Armee selbst wird mit der Zeit effizienter: Es wird mehr technisches Gerät eingesetzt, der Personalbestand sinkt.

Höhere BIP-Quoten fürs Militär machen die Welt nicht sicherer

Der sinkende Stellenwert des Militärs macht sich für den Bürger bezahlt. 1990 lag der Armeeanteil am BIP in der Schweiz noch bei 1,6 Prozent. Alle Einwohner des Landes bezahlten im Schnitt 850 Franken im Jahr für das Heer. Inzwischen liegt der Armeeanteil noch bei 0,7 Prozent und damit bei 550 Franken pro Kopf und Jahr. Wäre der BIP-Anteil des Militärs konstant geblieben, lägen die jährlichen Kosten bei 1250 Franken. Die Schrumpfung des BIP-Prozentsatzes hat über 25 Jahre also eine Friedens und Fortschrittsdividende von 700 Franken pro Person und Jahr ermöglicht.

Höhere BIP-Quoten fürs Militär machen die Welt nicht sicherer. Im Gegenteil: Wenn etwa die USA ihre Armeeausgaben hochfuhren, war das Resultat oft desaströs. So etwa im Vietnamkrieg, als die Ausgaben von 7 auf 9 Prozent hochschnellten, oder im zweiten Irakkrieg: George W. Bushs Feldzug, der einen Anstieg von 3 auf 4,5 Prozent auslöste, destabilisierte den Mittleren Osten auf Jahre hinaus. Der kriegslüsterne Ruf nach höheren Militäretats ist nicht nur sinnlos, sondern auch kontraproduktiv.