Mit einer Vielzahl von Massnahmen auf unterschiedlichen Ebenen «wird das Westfeld auch zu einem städtischen Labor, zum Experimentier- und Erfahrungsraum für zukünftiges Wohnen», heisst es in der ausführlichen Dokumentation. Hier sind Themen wie 2000-Watt-Gesellschaft, Cluster-Wohnen, Generationen-Mix, soziale und ökologische Nachhaltigkeit sowie die 15-Minuten-Stadt bereits umgesetzt. Das Westfeld in Basel zu einer «attraktiven Adresse zu machen, ihm ein charakteristisches Gesicht zu verleihen», war das Ziel.
Das sind keine theoretisch-abstrakten Vorhaben – bei den hier lebenden Menschen kommt das unmittelbar im Alltag an. «Die Lebensqualität ist hier extrem hoch», sagt beispielsweise eine Bewohnerin des Westfeld-Areals in Basel, die mit ihrem Mann und Kind in einer 4,5-Zimmer-Wohnung im «Schiff», dem umgebauten Spital-Altbau, wohnt.
Infrastruktur sichert Wohlbefinden
Die Grundlagen hierfür wurden vor einigen Jahren gelegt. «Bei einem so komplexen Projekt mit Neubauten und umgebauten bestehenden Gebäuden sind die Personen, die später für den Betrieb zuständig sind, bereits von Anfang an dabei und mit eingebunden», sagt Gerd Heynen, Leiter Betrieb Wärme bei IWB, Schweizer Anbieter für nachhaltige Energielösungen. «Sechs Monate bevor die ersten Menschen einziehen, beginnt man mit den ersten Schritten der Inbetriebnahme.» Böden müssen trocknen, Küchen eingebaut und Armaturen in den Bädern installiert werden. Für zwei bis drei Wochen wird dann mit Fernwärme getrocknet. Im späteren Betrieb reicht oft die installierte Wärmepumpe im Westfeld zur Produktion der Wärme. «Die Wärmepumpe sorgt für angenehme Temperaturen, wenn es nicht allzu kalt ist und deren Leistung ausreicht, die Fernwärme deckt nur die Differenz ab, wenn die Aussentemperaturen sehr tief sind», beschreibt Heynen die Handhabung der hier installierten Kombination von Fernwärme und Grundwasser-Wärmepumpe.
Das System eignet sich auch für die Kühlung der Wohnräume über die Fussbodenheizung.
«Das Wasser, das sich im geschlossenen Kreislauf für die Heizung befindet, lässt sich mit der gleichen Anlage auch mit dem Grundwasser sehr effizient kühlen – es laufen dann lediglich die Umwälzpumpen», beschreibt Heynen den Vorgang. Die Kompressoren, die im Winter für Wärme sorgen, laufen dann nicht – und man benötigt damit viel weniger Energie als beispielsweise mit konventionellen Klimaanlagen.
Auch das kommt bei den Bewohnern sehr gut an. «Zuerst dachte ich, im achten Stockwerk könnte es im Sommer sehr warm werden, aber die Fussboden-Kühlung, die die Temperatur über die Wärmepumpe um bis zu 4 Grad senken kann, funktioniert sehr gut – das trägt sehr zum Wohlbefinden bei», sagt ein Bewohner im Gespräch. Sensoren sorgen darüber hinaus dafür, dass die Anlagen richtig laufen und Wärme sowie Kühlung im optimalen Ausmass bereitgestellt werden. «Das Ganze wird von uns fernüberwacht», sagt Heynen weiter. «Das gilt auch für die Photovoltaikanlagen auf dem Dach des ‹Schiffs› sowie die Einrichtungen für die Mobilität wie die Ladestationen.»
Von Anfang an eingebunden
«Erst wenn die Menschen einziehen und das Gebäude dann zu leben beginnt, erfolgen die Feinanpassungen», sagt Heynen weiter. Auch hierbei waren die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner beteiligt. «Wir waren von Anfang an eingebunden», beschreibt Felix Tanner das Lebensgefühl im Westfeld. «Über einen persönlichen Tipp kamen wir früh in Kontakt mit den Personen der Genossenschaft wohnen&mehr, und so konnten wir zu dritt einen Teil des Kreativ-Pavillions beziehen.» Mit seinen Kollegen, die ebenfalls Filme herstellen sowie ein Tonstudio betreiben, nutzt der Produzent für Auftragsfilme viele Synergien. «Was uns auch sehr überzeugt hatte, war die Nutzung der Erdgeschosse für gewerbliche Zwecke mit einem Leben nach aussen. So entsteht ein sehr dynamisches und inspirierendes Umfeld mit sehr viel Austausch.»
Diesen Netzwerk-Gedanken hatte man beim Bundesamt für Raumentwicklung im Rahmen einer Studie zu Westfeld erwartet. «So entsteht ein neues Zentrum, das die Identität, Integration und den Zusammenhalt im Quartier stärkt.»
Beispielsweise im Bio-Bistro um die Ecke. «Als wir Anfang 2022 hier begonnen hatten, war rund um uns herum praktisch noch eine Baustelle», sagt Nadine Wöhrel, Betriebsleiterin des Bio-Bistros. «Inzwischen servieren wir mittags bis zu 100 Mahlzeiten, ausschliesslich mit Bio-Produkten und nur einem Fleisch-Tag pro Woche.» Dieser Rhythmus habe sich sehr gut etabliert. Und das Angebot passt sich in das Leben der Menschen ein. «Wir haben im ‹Schiff›, im grossen Gebäude, eine sehr gute Kombination von Begegnungen und Rückzug», beschreibt ein Bewohner einer 2-Zimmer-Wohnung sein Wohngefühl im Westfeld. «Wir haben viel Privatsphäre und gleichzeitig ein schönes Nachbarschaftsleben.» Café-Bistro, Blumengeschäft, Lebensmittel – alles gibt es in unmittelbarer Nähe.
Westfeld als Vorbild
Der gemeinsame Nenner: Die Infrastruktur, die geräuschlos und zuverlässig im Hintergrund für die Lebensqualität und das Wohlbefinden sorgt. Wenn die Anlagen gut ausgelegt sind, braucht man kaum Nachjustierungen. Alles wird von der Zentrale aus gesteuert. «Wir versuchen, immer schneller zu sein, als Bewohnerinnen und Bewohner Veränderungen oder Probleme überhaupt bemerken», beschreibt Heynen das Ziel des alltäglichen Betriebs. Die grössten Überraschungen bei der Inbetriebnahme und im Alltag? «Das gesamte Projekt verlief trotz der Komplexität nahezu reibungslos und so, wie es geplant war», so Heynen. «Es gibt hier beim Westfeld-Areal kaum Überraschungen.»
Auch wenn das Westfeld laut Dokumentation «hinsichtlich Grösse und Vision ein einmaliges Projekt» ist, soll es nicht dabei bleiben: Die hier mit Modellcharakter bei IWB gesammelte und aufgebaute Expertise soll auch an anderen Orten in der Schweiz genutzt werden, damit man bereit ist, in kommenden Bauprojekten klimafreundliches Leben zu ermöglichen. Themen wie 2000-Watt-Gesellschaft, Cluster-Wohnen, Generationen-Mix, soziale und ökologische Nachhaltigkeit sowie die 15-Minuten-Stadt sollen dann auch andernorts eine hohe Lebensqualität sicherstellen.
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