Herr Gjeloshi, die Leerwohnungsziffer in der Schweiz ist so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr. Herrscht in der Schweiz Wohnungsnot?

Mancherorts schon. Es ergibt meines Erachtens aber wenig Sinn, das schweizweit und über alle Segmente zu beurteilen. 

In welchen Segmenten und Regionen ist es problematisch?

Wir haben einen Mangel an bezahlbaren Wohnungen und diesbezüglich ist die Situation regional sehr unterschiedlich. Gleichzeitig ist sie vielerorts nicht neu: Städte wie Zürich, Zug oder Genf verzeichnen seit Jahrzehnten Leerwohnungsziffern nahe dem Nullpunkt. Man merkt aktuell, dass der Druck auch in den Agglomerationsgebieten solcher Hotspots steigt. Dort, wo es tatsächlich einen grossen Teil der Schweizer Bevölkerung betrifft. 

Das sind gute Neuigkeiten für Immobilien-Investoren, oder?

Aus einer sehr nüchternen Perspektive, vielleicht. Die aktuelle Situation spricht für Vermietungsstabilität, stabile Mietpreise und verlässliche Cash-Flows. Das greift aber zu kurz. 

Welches «Big Picture» sehen Sie?

Wenn es ums Wohnen geht, steht die Schweiz vor einer grossen gesellschaftlichen Herausforderung. In dieser Situation müssen wir uns die Frage stellen, wie wir uns als Immobilien-Investoren positionieren wollen. Wir konzentrieren uns nicht auf die Symptome der aktuellen Situation. Wir wollen an vorderster Front für die Lösung dieses Problems sorgen. 

Wie sieht Ihr Lösungsansatz aus?

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Schweiz benötigt mehr Wohnraum. Unsere grosse Stärke liegt in der Mobilisierung von Privatinvestoren. Als Unternehmen sind wir enorm agil und unsere Privatinvestoren sind deutlich flexibler als andere Marktteilnehmer.

Können Privatinvestoren tatsächlich einen entscheidenden Beitrag für mehr Wohnraum leisten?

Private Investoren spielen eine ganz zentrale Rolle. Über 50% der Schweizer Mehrfamilienhäuser sind in privater Hand. Herr und Frau Schweizer hatten schon immer eine Affinität zu dieser Anlageklasse. Gerade jetzt ist es wichtig, dass Privatinvestoren die Initiative übernehmen und in die Bresche springen. 

Für wen?

Institutionelle Investoren, die im Zuge der Zinserhöhungen seit Juni 2022 einen neuen Kurs eingeschlagen haben. Die neuen Prioritäten lauten ESG und Portfoliobereinigung und es wird eine Weile dauern, bis sich diese Prioritäten ändern und der Wohnungsbau wieder an Bedeutung gewinnt – unabhängig von der neuen Marktdynamik. Gleichzeitig giessen die Schweizer Banken aktuell zusätzlich Öl ins Feuer.

Inwiefern?

Im Nachgang der CS-Übernahme durch die UBS und im Hinblick auf Basel III sind die Banken wesentlich zurückhaltender geworden, wenn es um Projektfinanzierungen geht. Es ist für Projektentwickler viel schwieriger, an Baukredite, Hypotheken und Promotionsfinanzierungen zu kommen als noch vor einigen Jahren. Das ist eine riesige Chance für Privatinvestoren: Die Nachfrage nach Wohnungen ist enorm und Projektentwickler suchen händeringend nach alternativen Finanzierungsoptionen. 

Teile des vorliegenden Interviews stammen aus dem aktuellen Investment Report von Crowdhouse. Diesen können Sie kostenlos als PDF herunterladen.
Investment Report Crowdhouse
Quelle: Crowdhouse AG
Das Wichtigste in Kürze:
  • Executive Summary von Crowdhouse CEO Robert Plantak
    «Der Schweizer Immobilienmarkt steht vor der Rückkehr zum Gewohnten.»
  • Geldpolitische Lagebeurteilungen – Prognosen und Einschätzungen
    «FED vor Zinswende. Die SNB könnte einmal mehr überraschen.»
  • Kauf- und Mietpreisentwicklung
    «Mehr Marktdynamik. Referenzzinssatzsenkungen im Dezember?»
  • Interview: Ardian Gjeloshi
    «Privatinvestoren spielen eine ganz zentrale Rolle.»
Fehlt es einzelnen Privatinvestoren nicht an Kapital und Know-how, um hier einen echten Unterschied machen zu können?

Genau darin liegt die grosse Stärke von Crowdhouse. Mit dem Immobilien-Miteigentum bündeln wir die Kapitalstärke mehrerer Einzelinvestoren. Und für die Investoren selbst bleibt das Investment passiv. Gemeinsam haben wir ein riesiges Potential, um hier substantiellen Mehrwert zu liefern. Objekt für Objekt. Finanzierung für Finanzierung.  

Bis anhin hat Crowdhouse hauptsächlich Bestandesliegenschaften vermittelt. Das leistet keinen Beitrag für mehr Wohnraum.

Indirekt schon. Für viele Projektentwickler sind wir auch mit dem bisherigen Modell ein wichtiger Abnehmer von Neubau-Liegenschaften. Dadurch erhalten diese Entwickler Kapital für weitere Projektentwicklungen. Aber wir verstehen den Einwand: Genau deshalb haben wir mit «Miteigentum 2.0» ein neues Investitionsmodell lanciert, das genau diesen Aspekten Rechnung trägt. 

Was ist beim «Miteigentum 2.0» anders als beim bisherigen Miteigentums-Modell?

Es gibt diverse Unterschiede im rechtlichen Rahmenwerk. Der wichtigste Punkt ist: Beim «Miteigentum 2.0» werden Immobilien über extra für diesen Zweck gegründete Aktiengesellschaften erworben. Dadurch ist es möglich, Projekte bereits in der Projektphase zu erwerben und diese Objekte nach Fertigstellung nahtlos in den Bestand zu übernehmen. 

Investoren werden also quasi zu Bauherren?

Genau. Im Gegensatz zum bisherigen Modell bietet «Miteigentum 2.0» die Möglichkeit, dass eine Miteigentümerschaft eine Wohnrenditeliegenschaft als Bauherr bereits in der Projektphase erwirbt und diese nach Fertigstellung nahtlos als Bestandesliegenschaft übernimmt. Das liest sich vielleicht wie eine unbedeutende Formalität, bildet aber die Grundlage für eine nachhaltige Win-Win-Win-Situation. 

Dreimal Win – wer profitiert vom neuen Modell? Und inwiefern?

Mit den Entwicklern wird ein Werkvertrag unterzeichnet. Sie erhalten eine attraktive und dringend benötigte Alternative für Finanzierungen, müssen ihr Kapital nicht lange binden und sichern sich frühzeitig einen Abnehmer. Für die Investoren sind dadurch grosse Preisvorteile und dementsprechend noch attraktivere Investments realisierbar. Gleichzeitig entsteht dringend benötigter Wohnraum im bezahlbaren Segment: Wir konzentrieren uns mit dem Modell ausschliesslich auf Mietobjekte an bezahlbaren und gefragten Wohnlagen. 

Nächstes Jahr feiert Crowdhouse das 10-jährige Jubiläum. Wo liegen nach 10 Jahren die Prioritäten?

Unser Fokus bleibt unverändert. Wir haben das Immobilien-Miteigentum über die letzten 10 Jahre als echte Investitionsalternative auf dem Markt etabliert. Mit dem «Miteigentum 2.0» haben wir dieses Angebot sehr fokussiert weiterentwickelt. Die Etablierung dieses neuen Modells und die Lancierung des Crowdhouse-Franchising in der Schweiz und anderen Ländern haben für uns aktuell höchste Priorität.