Herr Stefani, Skoda gilt als «value for money», doch die neuen Autos wirken viel dynamischer als ihre Vorgänger. Wo wollen Sie hin?
Unser Design muss und wird sich weiterentwickeln. Grob gesagt möchten wir, dass sich ein Kunde nicht nur aus rationalen Gründen für einen Skoda entscheidet, sondern dass auch sein Herz und sein Bauch für unser Auto sprechen. Dass er es begehrenswert findet.
Muss es dafür dynamisch aussehen?
Ich würde von Emotionalisierung sprechen, in den Flächen und den Linien etwa. Vordergründige Dynamik wäre nicht Skoda. Das Auto muss eine gewisse Ruhe ausstrahlen und darf auch nicht modisch werden.
Wie lassen Sie Emotion entstehen – gerade auch in Abgrenzung zu Dynamik?
Dynamik wäre, wenn ich eine Linie entlang der Seite von hinten nach vorne mit Gefälle herunterschiessen liesse. Es gibt Autos, die das machen. Emotion ist etwas, das sich auch in den Flächen abspielt, indem ich Licht und Schatten darauf sehe. Auch indem das Auto satt auf den Rädern steht, dass die Karosse bündig abschliesst, das Auto nicht instabil wirkt. Das alles gehört zur Emotionalität.
Abgrenzung der Konzernmarken ist beim VW-Konzern ein grosses Thema. Wie halten Sie das bei Skoda?
Die Marken haben die Verantwortung, ihre Fahrzeuge so individuell wie möglich zu gestalten. Aber da sehe ich Skoda auf einem guten Weg. Wir haben eindeutige Elemente, die die anderen Marken so nicht haben.
Welche meinen Sie?
Zum Beispiel unsere seitliche Fenstergrafik, die dank der schwarzen Säulen wie ein durchgehendes Fenster aussieht. Dann der leichte Aufwärtsknick an der hinteren Säule und dass die Heckleuchte immer ein «C» formt. Die Fronthaube mit dem Powerdome ist auch so ein Element, und wie dieser sich ins Logo fortsetzt und in den Grill hinein, diese Verbindung ist eindeutig Skoda.
Das sehen auch Aussenstehende so?
Ja. Das sieht man, wenn man Bewerbungsmappen von Studenten bekommt. Die versuchen, ein breites Spektrum abzubilden, und zeichnen gern Porsche, BMW und Mercedes, aber sie zeichnen auch gern Skoda. Man kann einen Skoda mit wenigen Strichen zeichnen, das ist bei anderen Marken nicht so einfach. Deshalb sage ich immer: Ein Design muss verständlich sein.
Thomas Ingenlath bei Volvo, Peter Schreyer bei Kia, Sie bei Skoda: Deutsche Designer sind global erfolgreich. Zufall, oder gibt es ein speziell deutsches Fahrzeugdesign?
Die drei Leute, die Sie aufgezählt haben, sind alle durch dieselbe Schule gegangen. Wir haben alle drei im VW-Konzern für Hartmut Warkuss gearbeitet.
Den legendären Gestalter von Audi 100, VW Phaeton und dem Golf IV.
Und ich glaube, kein anderer Konzern versteht sich so gut auf das Entwickeln und Pflegen von Marken, ihren Werten und Identitäten. Wir haben dort gelernt, wie man mit Marken umgeht. Auch japanische Journalisten haben mich mal gefragt, was der Unterschied zwischen japanischem und deutschem Autodesign sei.
Was haben Sie geantwortet?
Dass wir unser Design nicht so oft ändern. Wir versuchen es weiterzuentwickeln, zu perfektionieren. Das ist einer der Schlüssel zum Erfolg: unser Markenverständnis.
Bei welchem Nicht-Skoda sagen Sie: Den find ich cool!?
Im Büro habe ich ein Foto, da stehen mehrere Jaguar D-Types hintereinander.
D-Types, nicht E-Types?
Das ist auch ein sehr emotionales Fahrzeug, aber eigentlich einfach gemacht. Einfachheit und Schlichtheit, vor allem mit der Finne am Heck – eine gezeichnete Linie, und Sie wissen genau, welches Auto das ist. Der starke Charakter, der da drinsteckt, begeistert mich schon.