Schon bei seinem Antritt rieb sich die Autobranche erstaunt die Augen: Was bringt Christian Klingler, Intimus von VW-Patriarch Ferdinand Piëch, fünf Jahre lang Vertriebsvorstand der Volkswagen-Marke VW und in diesem Amt mit Jahresbezügen von praeter propter sechs Millionen Euro gesegnet, zur Schweizer Familienfirma Emil Frey? Die ist weder für exorbitante Saläre noch für bullige Charaktere im Management unterhalb der Eignerfamilie bekannt, und Klingler gilt in der Branche zwar als fachlich top, aber persönlich als Typ Bulldozer.
Auf Anfang 2016 trat der Österreicher bei Frey an und leitete das gesamte Auslandsgeschäft, das gerade in dieser Zeit kräftig wuchs: Nur ein gutes Jahr nach Klinglers Antritt übernahm Frey vom VW-Konzern auf einen Schlag 275 Garagen in Frankreich, Polen, Belgien und Holland; Klingler soll den Deal eingefädelt haben.
Nie richtig bei Frey angekommen
Sein kürzlich erfolgter Abgang nach nur zweieinhalb Jahren kommt genauso überraschend wie damals sein Schritt in die Schweiz. Bei Frey dienen viele Geschäftsleitungsmitglieder seit Jahrzehnten. Stimmen aus der Firma berichten jedoch, der äusserst selbstbewusste Klingler sei nie richtig bei Frey angekommen. Er habe sichtbar Mühe gehabt, sich den Vorstellungen der Familie unterzuordnen, deren Wunsch nach Mitspracherecht zu akzeptieren.
Bei Emil Frey arbeitet nicht nur Patron Walter Frey in der Firma, sondern auch seine Tochter Kathrin und sein Sohn Lorenz sowie Freys Neffe und Göttikind Philipp Rhomberg.
Chefposten bei Audi oder Opel wären möglich
Fachlich, berichten Insider, habe Klingler gute Arbeit geleistet. Das Auslandsgeschäft hatte er von Frey-CEO Gerhard Schürmann übernommen, damit sich dieser auf die Gruppenleitung fokussieren konnte. Frey-Kader erwarten, dass Schürmann das Auslandsgeschäft nun vorerst wieder selbst führen wird.
Klingler gilt als ehrgeizig, er soll auf der Suche nach einem Topjob sein. Zutrauen würde er sich sogar Chefposten bei Audi oder Opel, sagen VW-Leute. Alternativ könnte er sich um seinen Weinberg in Österreichs Wachau oder seine Beteiligung am Genussmagazin «Falstaff». kümmern. Anfragen beantwortete er nicht.
1898 | Geburt von Emil Frey in Brombach im Wiesental (D). Bürgerort ist Biberstein im Aargau, wo er die Berufslehre absolviert.
1918 | Übersiedlung nach Zürich.
1922 | Heirat mit Frieda Wäspi. Das Paar hat zwei Kinder: Frieda und Emil.
1924 | Emil Frey gründet auf den 1. Oktober sein erstes eigenes Geschäft, eine Autoreparaturwerkstatt, an der Schwingerstrasse 3 im Stadtkreis 6. Türschild: Emil Frey, Mechaniker.
1926 | Start als Händler, zunächst mit Töffs.
1926 | Reise zur internationalen Motorradausstellung in London. Frey beschliesst, als Grosshändler und Importeur tätig zu sein. Er fährt Rennen.
1927 | Frey gewinnt das Klausenrennen (Foto) überlegen in der Motorrad-Kategorie 500 ccm.
1928 bis 1933 | Emil Frey expandiert als Motorradhändler in die Stuttgarter Stadtmitte. Später muss er mit Verlust verkaufen. Seit damals habe er «eine tief sitzende Skepsis gegenüber Tochterbetrieben im Ausland».
1931 | Emil Frey startet als Autoimporteur der beiden britischen Marken Swallow und Wolseley.
1933 | Jaguar kommt als Importmarke dazu.
1935 | Emil Frey verfasst den berühmten «Kundenbrief». Dieser ist bis heute Geist und Mantra der Firma.
1939 | Scheidung von Frieda in bestem Einvernehmen. Bald lernt Emil Rosa «Rösli» Meyer kennen und heiratet sie im Februar 1941.
1943 | Am 30. Juli wird Walter Frey geboren, Schwester Esther ist zehn Monate alt.
1943 | Am 30. Juli wird Walter Frey geboren, Schwester Esther ist zehn Monate alt.
1945 | Frey fährt mit einem Mitarbeiter nach England, um die ersten beiden fabrikneuen Austins (Modelle links) nach Zürich zu fahren.
1949 | Frey kauft die erste Parzelle am Standort Safenwil, weil in Altstetten dauerhaft zu wenig Platz für ein Importzentrum ist. Den neuen Ort ermittelt er mit Schweizer Karte und Lineal. Safenwil beginnt mit 11 500 Quadratmetern, verzwanzigfacht sich später.
1954 | Emil Frey wandelt die Einzelfirma in eine AG um.
1966 | Ab Oktober ist die ProMot, eine Tochter der Emil Frey AG, Alleinvertreterin für die Marke Toyota in der Schweiz und Liechtenstein.
1967 | Auf den 1. Januar tritt Walter Frey vollamtlich in die Emil Frey AG ein und bricht dafür sein Studium ab.
1969 | Zu Jahresbeginn übernimmt Walter Frey die Geschäftsführung und wird Delegierter des VR.
1969 | Britische Hersteller, inzwischen zu BMC fusioniert, vereinigen sich mit British Leyland. Das Siechtum der Marken setzt sich fort. Dafür bringt Toyota Erfolg.
1971 | Erster Schritt ins Ausland: Frey übernimmt den Toyota-Import in Frankreich.
1971 | Frey startet mit dem Import von Range Rover in die Schweiz.
1976 | Am 1. Januar geht die Firma in Besitz von Walter Frey über. Der Kaufpreis soll deutlich unter dem Marktwert gelegen haben, wird aber nie bekannt gegeben.
1979 | Start Import Subaru in der Schweiz. Allradler haben schnell Erfolg, beworben werden sie mit Skiweltmeister Bernhard Russi.
1981 | Einstieg in den deutschen Markt mit Subaru Deutschland.
1999 | Frey wird Mehrheitseigentümer der Hyundai Motor Deutschland und damit faktisch Importeur.
1999 | Akquisition der Stuttgarter SG Holding, damit auch des Gross-Autohauses Schwabengarage (Ford, Jaguar, Volvo und andere).
2005 | Gründung EFA Autoteilewelt, heute ein riesiger Dienstleister für Ersatzteile.
2011 | Hyundai kauft Frey die Anteile an der deutschen Vertriebsgesellschaft ab und damit den Import.
2013 | Frey übernimmt das Vertriebsgeschäft von Mercedes in Kroatien.
2014 | Frey kauft Mehrheit an Mitsubishi Deutschland, wird also Importeur.
2015 | Anfang Januar übernimmt Frey die norddeutsche Handelsgruppe Kath mit neun Autohäusern und steigt damit gross in den Handel mit Marken des VW-Konzerns (VW, Skoda, Seat) ein.
2015/16 | Frey übernimmt fünf deutsche Daimler-Garagen und wird damit dort grosser Retailer für Mercedes.
2017 | 275 neue Garagenstandorte der Porsche Holding kommen hinzu. Die Emil-Frey-Gruppe steigt zum grössten Autohändler Europas auf.