Die Post hat Topsharing schon 2008 eingeführt. Was überzeugt das Unternehmen von diesem Modell?
Zwei Führungspersonen bringen ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven ein. Davon profitieren wir als Unternehmen. Gleichzeitig unterstützt Topsharing die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Geteilte Führung bedeutet aber auch: sich gegenseitig challengen und voneinander lernen.
Hat sich das Modell über die Jahre hinweg entwickelt?
Ja, am Anfang war das Verständnis, eine Führungsstelle zu je 50% zu besetzen. Heute leben wir Topsharing bei der Post in vielfältigen Konstellationen und Pensen. Die Stellenpartner teilen sich die Führungsverantwortung und treiben gleichzeitig eigene fachliche Themen und Projekte voran. So kommt das Duo zusammen oft auf über 100%.
Was braucht es für erfolgreiches Topsharing?
Entscheidend ist die Offenheit, sich auf die Perspektive des Gegenübers einzulassen. Beide Führungspersonen müssen auskunfts- und entscheidungsfähig sein. Gleichzeitig braucht es eine hohe Transparenz gegenüber dem Team und eine enge Zusammenarbeit, damit das Duo als Einheit wahrgenommen wird.
Ein KMU überlegt sich ein Topsharing-Modell in einer Kaderfunktion. Was geben Sie dem Unternehmen als Tipp auf den Weg?
Es ist keine Frage der Unternehmensgrösse oder des Budgets, sondern wie ein Verantwortungsbereich geteilt wird. Es kann auch für ein KMU ein Vorteil sein, wenn die Themen und die Führung auf zwei Personen abgestützt sind. Topsharing-Modelle sind zudem eine mögliche Antwort auf den Fachkräftemangel. Wir sprechen erfahrungsgemäss mehr Menschen an, wenn wir Führungspositionen auch im Topsharing oder in Teilzeit ermöglichen.
Topsharing auf Stufe Konzernleitung – ist das denkbar?
Ja, bei der Post ist die Leitung Stab CEO seit 2021 im Topsharing besetzt und wir machen damit sehr gute Erfahrungen. Beide Führungspersonen nehmen Einsitz in der Konzernleitung. Sie nehmen abwechslungsweise an den Sitzungen teil und bringen ihre Expertise zu den Fachthemen ein. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist Topsharing auf jeder Führungsstufe möglich.
Als Leiterin Personal führen sie selbst zwei Führungsduos. Welche Erfahrungen machen Sie?
Ich profitiere von der Zusammenarbeit und vom Austausch mit zwei verschiedenen Persönlichkeiten, die sich mit ihren Fähigkeiten und Herangehensweisen bestens ergänzen. Entscheidend ist, dass die Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar verteilt sind und die Abstimmung untereinander eigenverantwortlich funktioniert. So entsteht für mich Mehrwert ohne Mehraufwand.
Wer von Topsharing spricht, denkt an Frauen…
Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ist in jeder Lebensphase ein Thema – für Frauen und Männer, mit und ohne Familie. Bei der Post gibt es im Übrigen auch Topsharing-Stellen, die von zwei Männern besetzt sind.