Was sind wahre Wachstumsturbos? Das US-Fachmagazin «Inc.» hat eine Liste jener Unternehmen erarbeitet, die in den letzten drei Jahren am rasantesten zugelegt haben. Es ging dabei keineswegs um Mini-Startups, sondern um Firmen mit einer gewissen Mindestgrösse: Sie mussten im Startjahr der Betrachtung, 2015, schon mindestens 100'000 Dollar Umsatz ausweisen (oder am Ende, im Geschäftsjahr 2018, mindestens 2 Millionen Dollar).
Das Ranking zeigt: Es ist nicht alles digital – aber einiges. In den Top Ten finden sich auch zwei Anbieter aus dem Gesundheitswesen, ein Matratzen-Hersteller oder ein Rundum-Angebot zur Gewichts-Abnahme. Ferner ein Betrieb, der Pasta aus Gemüse macht sowie ein Outsourcing-Anbieter für Logistik- und Frachtfirmen.
Die am schnellsten wachsende Firma ist allerdings sehr mit der Digitalisierung beschäftigt: Sie heisst Freestar, ist ein Ad-Tech-Unternehmen und unterstützt inzwischen rund 300 Informationsanbieter dabei, höhere Werbeerträge zu erzielen (mehr zu Freestar).
Das Ranking mag hierzulande vor allem als Ideen-Lieferant dienen. Klare Branchen-Schwerpunkte und -Trends zeigt der Überblick über die 5'000 Firmenturbos kaum. Ausser:
- Konsumgüter-Firmen sind häufiger dabei als Industriegüter-Firmen (was wenig erstaunt).
- Das Gesundheitswesen, Alltagsgüter, Software und digitale Marketing-Angebote eröffnen am häufigsten Wachstumsfelder.
- Die in unseren Breitengraden zuletzt arg gehypte Fintech-Szene spielt unter den US-Wachstums-Cracks eine Nebenrolle.
Ein Ranking nach denselben Prinzipien wird übrigens auch für Europa erarbeitet: Es stammt von der «Financial Times» und wurde im März letztmals publiziert.
Dort landete Blue Motor Finance auf dem ersten Platz, eine britische Fintech-Gesellschaft. Sie vergibt app-basiert Fahrzeug-Kredite – aber vor Ort, beim Autohändler. Blue Motor Finance steigerte seine Einnahmen zwischen 2014 und 2017 um sage und schreibe 51'000 Prozent.
Nicht annähernd so wachstumsstark war der Hauslieferdienst Deliveroo, der auf Rang 2 kam – mit einem Plus von 15'000 Prozent.
Drei Schweizer Firmen schafften es in der FT-Liste unter Europas Wachstumsturbos (was zum Teil der Grösse das Heimmarktes geschuldet sein mag – die ersten 25 Ränge werden weitgehend von Grossbritannien, Deutschland und Frankreich beherrscht). Die drei helvetischen Wachstums-Spitzenreiter waren:
- Beekeeper. Die Firma aus Zürich kam mit ihrer Team-Kommunikations-App auf Rang 247 in Europa. Sie schaffte in den erfassten drei Jahren ein Umsatzwachstum von 578 Prozent. Derzeit beschäftigt Beekeeper rund 90 Personen.
- 89Grad. Das Unternehmen beschäftigt in Bern rund 30 Personen und bietet Software, IoT-Beratung oder auch Hilfe bei der Erarbeitung eines Prototyps. Das Umsatzwachstum betrug 192 Prozent – macht Rang 863.
- Little Green House kam auf ein Gesamtwachstum von 178 Prozent und landete damit auf Rang 878. Das Unternehmen betreibt Kinderkrippen nach einem eigenen Konzept: ökologisch und naturverbunden; vielsprachig; und unter intensivem Einbezug der Eltern. Heute beschäftigt Little Green House etwa 120 Angestellte.
(rap)