«Wer glaubt heute noch im Ernst, dass die selbstfahrenden Autos gleich um die Ecke sind?» Die Frage stammt von Peter Thiel. In einem grossen Interview mit der NZZ wendet sich der Paypal-Gründer, Tech-Investor, Elon-Musk-Freund und Facebook-Verwaltungsrat gegen die Vorstellung, dass unsere Zukunft im Silicon Valley gemacht wird und dass die Digital-Konzerne uns noch viel weiterbringen.
«Die wirklich guten, wirklich disruptiven Ideen sind weitgehend ausgeschöpft», sagt Thiel. Das Silicon Valley erinnere heute eher an eine Goldgräberstadt nach dem Goldrush: «Nicht mehr in erster Linie die guten, sondern die gierigen Leute kommen.»
Künstliche Intelligenz bedeutet gar nichts
Und so versuche die Branche, ihre Schwächen mit «Geschwafel» zu übertünchen – mit Worterfindungen aus der PR-Maschinerie, die nichts Konkretes bedeuten. «Künstliche Intelligenz» sei solch ein Beispiel: Es bedeute alles. Und folglich gar nichts.
Für Thiel sind denn Roboterautos ebenfalls nur «Geschwafel». Seit zehn Jahren werde uns erzählt, dass das selbstfahrende Auto jetzt dann komme, «und noch immer warten wir auf sie», so der Deutsch-Amerikaner im NZZ-Interview.
Eine verblüffende Aussage. Wie weit verbreitet ist diese Meinung? Was meinen Sie?
Tatsächlich: Ein Blick zurück gibt Peter Thiel durchaus recht. Die ersten Experimente mit selbstfahrenden Autos wurden in den 1980ern unternommen. Google begann 2003, entsprechende Entwicklungsteams aufzubauen. Die ersten Automobilkonzerne (Volkswagen, Volvo, Daimler) wagten vor rund fünf Jahren die ersten Testfahrten. Und heute, 2019, ist eine Umsetzung in den Alltag noch kein Thema.
Woran liegt es? Laut Peter Thiel machen wir uns grundsätzlich etwas vor: «Wir erleben im Westen seit längerem eine grosse Stagnation, weil die Innovationsraten laufend fallen. Wir haben das Gefühl, dass wir ständig produktiver und effizienter werden, aber die neuen digitalen Gadgets täuschen uns darüber hinweg, dass wir letztlich an Ort treten.»
Dieser Beitrag wurde erstmals am 03.04.2019 veröffentlicht.
(rap)