Nouriel Roubini verdankt einen guten Teil seines Bekanntheitsgrades der Tatsache, dass er als einer von wenigen Ökonomen die Finanzkrise von 2008 voraussah und frühzeitig vor der Immobilienblase warnte. Verständlich also, dass «Dr. Doom» wenig amüsiert war, als Ethereum-Gründer Vitalik Buterin auf Twitter frozelte, er sage eine Finanzkrise voraus, damit er sich künftig als Finanzkrisen-Guru feiern lassen können.
Diese Spitze war recht eindeutig auf Roubini gemünzt – denn Buterin hatte allen Grund, sich über den Starökonomen zu ärgern. Roubini, seit den Anfängen ein Krypto-Kritiker, hatte zu einem Rundumschlag ausgeholt.
Roubini hatte am Mittwoch in einer Anhörung des US-Senats zum digitalen Geld nicht nur Kryptowährungen, sondern auch die darunterliegende Blockchain-Technologie in Grund und Boden verdammt. Er sagte: «Betrüger, Schwindler, Kriminelle, Scharlatane (...) zapfen FOMO («Fear of missed opportunity», die Angst vor der verpassten Gelegenheit) von ahnungslosen Privatanlegern an.» Diesen seien unausgegorene Assets verkauft worden, die einen beispiellosen Absturz hingelegt hätte, wie man es in der Geschichte der Finanzblasen noch nicht gesehen hätte.
Die Liste seiner Kritikpunkt war lang: Bei Kryptowährungen hätten für sich genommen keinen Wert, kosteten zu hohe Transaktionsgebühren für kleine Beträge, verbrauchten zu viel Energie in der Herstellung. Der Bitcoin sei zur Deflation verdammt aufgrund der begrenzten Geldmenge, und überhaupt seien vier Fünftel aller Kryptowährungen reiner Betrug. Auch die Blockchain als zugrundeliegende Technologie bekam ihr Fett weg: Die finanziellen Lösungen, die auf ihr basierten, seien nicht skalierbar, unsicher und faktisch nicht dezentralisiert.
Roubini attackierte Buterin persönlich
Roubini allerdings liess nicht nur zum Thema Krypto Dampf ab – er wurde persönlich. Er attackierte Vitalik Buterin, Gründer des «Weltcomputers» Ethereum mit Wurzeln in Zug, direkt. Dieser sei den Beweis schuldig geblieben, dass Ether als Währung skalierbar sei, wie er es 2013 versprochen habe. Roubini kritisierte sogar den Code von Ethereum als fehlerhaft.
Buterin liess sich nicht lumpen und antwortete mit der obigen Spott-Prognose per Twitter. Es entspann ein heftiger Schlagabtausch zwischen den beiden per Twitter-Thread, befeuert von der Krypto-Gemeinde. Der Tonfall wurde dabei teil mehr als deutlich – Roubini schrieb Buterin unter anderem: «Halt den Mund!»
Die Unterschiede zwischen den beiden offenbaren zwei Weltsichten, die für die Extreme in der Einschätzung von Krypto und Blockchain stehen. Während Roubini Kryptotechnologie und Blockchain als blossen Hype abtut, sieht Buterin Blockchain und Kryptowährungen als Technologie mit immensem Potenzial, alle Probleme seien Hürden auf dem Weg zum Durchbruch.
(Mit Material von Bloomberg)