Das «Crypto Valley» in Zug hat sich mittlerweile zum Mekka für ICO (Initial Coin Offerings) entwickelt. Damit ist die Ausgabe eigener digitaler «Münzen» gegen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether gemeint. Bei dem Geldregen, der sich mittels ICO's zurzeit über Startups ergiessen, sehen VC's und Crowdfunding-Plattformen alt aus. 

Die Beschaffung von Kapital scheint mit ICO einfacher denn je geworden zu sein. Im vergangenen Jahr haben Unternehmen mit ICO's weltweit fast 5 Milliarden Dollar eingesammelt. Die höchsten Offerings kommen dabei auch aus der Schweiz, wie die «Handelszeitung» berichtete

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In zwei Tagen 25 Millionen Dollar eingesammelt

Neustes Beispiel ist das Zuger Startup Proxeus: Es hat innerhalb von nur zwei Tagen 25 Millionen Dollar bei 795 Spendern über einen «Initial Coin Offering» gesammelt. Der Höchsbetrag pro Investor war dabei auf 80'000 Dollar beschränkt. Was geschieht mit diesem Millionenbetrag?

Mit dem Geld möchte das Zuger Startup ein einfaches Tool zur Implementierung von Blockchains bei Unternehmen entwickeln. «Das Tool ist ein Art Wordpress für Blockchain-Anwendungen» erklärt Migründer Antoine Verdon. Damit könne man auch ohne Programmierkenntnisse eine Blockchain-Anwendung erstellen, so Verdon. «Vor 20 Jahren hat man eine Website nur mit dem Kenntnisse von Coding erstellen können», sagt Verdon. Dann seien CMS-Anwendungen wie Wordpress gekommen und hätten die Erstellung einer Website für jedermann zugänglich gemacht, sagt der Proxeus-Chef. Das ganze Produkt möchte Verdon, wie das Versprechen bei einem ICO ist, «open source» zur Verfügung stellen. 

So viel Geld für ein Versprechen

Verdon glaubt, dass sich die Blockchain-Technologie in den nächsten Jahren noch breiter etablieren wird. Sein Startup bietet eine Reihe von Bausteinen, die es dem Anwender ermöglichen, sich auf das Essentielle und nicht auf komplizierte Programmierungen zu konzentrieren. So steht es jedenfalls im White Paper, welches ein Unternehmen vor einem ICO veröffentlicht. Anscheinend hat es auch die Investoren überzeugt – und sie haben Verdon und seinem Team 25 Millionen Dollar gespendet.

Verdon steht dem Boom von ICO's in den letzten Jahren aber auch kritisch gegenüber: «Es ist für uns unverständlich, wie gewisse ICO's so viel Geld einsammeln können, wenn nicht mehr als ein paar Seiten zu einem Konzept vorhanden sind», sagt Vernon.

Konkrete Projekte vorhanden

Proxeus weist mehr als nur ein «White Paper» auf: Das Startup beschäfitgt 26 Mitarbeiter in Zug und Zürich, aber auch in Lichtenstein, Portugal und Singapur und ist seit zwei Jahren tätig. Es ist also in der schnellebigen Zeit von Kryptowährungen schon eine Weile am Markt. Dieser «proof of concept» sei wohl ausschlaggebend gewesen, dass Proxeus in so kurzer Zeit mehrere Millionen Dollar einsammeln konnte, sagt Verdon.

Kooperation mit IBM und Swisscom

Vor der Ausgabe eines «tokens» letzte Woche hat das Unternehmen eine Beta-Version seiner Anwendung bei ausgewählten Usern getestet. Es gibt also bereits einen Prototypen, etwas, das vielen Startups, die ein ICO offerieren, fehlt. «Unsere Anwendung ist nicht nur ein theoretisches Versprechen, sondern anwendbar», betont Verdon. Für Proxeus hätte es Sinn gemacht, einen «token» herauszugeben, sagt Verdon. «Wir werden verschiedene Partner bei der Implementierung miteinbeziehen. Deshalb ist diese Art von Beteiligung die beste Lösung für alle». 

Der Anfang ist vielversprechend: Das Startup arbeitet bereits mit IBM und Swisscom an der Digitalisierung des Handelsregisters, eine Initiative, die vom Verein «Digital Switzerland» ins Leben gerufen wurde. «Die Gründung eines Unternehmens dauert in der Schweiz zu lange – bis zu sechs Wochen» sagt Verdon. Damit bewege sich die Schweiz bei den Bedingungen für Gründer weltweit nur im Mittelfeld. Eine Blockchain könnte hier Abhilfe schaffen.