Die Business-Idee

Aspaara entwickelt Algorithmen, die bei der Schicht- und Zeitplanung in Unternehmen zum Einsatz kommen. Dabei ist das Zürcher Startup vor allem in drei Branchen tätig: Aircraft Ground Handling, also die Bodenabfertigung für Flugzeuge, für Logistikunternehmen, aber auch für den Consulting-Riesen wie PwC. «Mitarbeiter sind der einflussreichste Produktivitätsfaktor, aber zugleich auch der höchste Kostenfaktor in einem Unternehmen», sagt Aspaara-Mitgründer Alexander Grimm.

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Anschaulich für die Arbeit des Startups ist der Einsatz der Software am Flughafen Zürich. «Flugzeuge sind eigentlich nie pünktlich, entweder sind sie zu spät oder zu früh. Daher macht eine Planung der Mitarbeiter gemäss Flugplan wenig Sinn», sagt Grimm.

Der Algorithmus von Aspaara analysiert hingegen historische Flugdaten und wertet sie mittels Machine Learning aus. Und lernt: Ein Flug am Montagmorgen aus London hat kaum bis wenig Gepäck, ein Pegasus-Flug aus Antalya hingegen zwei Koffer pro Person. «Wir haben in den letzten zehn Monaten über fünf Prozent der Personalkosten durch eine optimale Planung eingespart», sagt Grimm

Die Gründer

Kennengelernt haben sich die beiden Aspaara-Gründer Alexander Grimm und Kevin Zemmer an der ETH. Grimm ist Physiker, Zemmer Mathematiker. «Physiker versuchen mit Messungen, also Daten, die Welt zu verstehen. Mathematiker machen Herausforderungen in Zahlen greifbar», sagt Grimm. Er beobachtet, dass Wissenschaft und Wirtschaft in den letzten Jahren näher zusammen gerückt sind. «Es müssen immer mehr Daten ausgewertet werden, die letztlich zur Lösung von betriebswirtschaftlichen Problemen beitragen.» 

Die beiden ETH-Absolventen wollten sich schon immer selbständig machen und sahen keinen Grund, bis nach dem Studium zu warten und erstmal in einem Unternehmen zu arbeiten. Angefangen haben sie mit der Optimierung der Stundenpläne einer Nachhilfeschule. Dieser erste Auftrag führte zum nächsten. Zur Selbständigkeit sagt Grimm: «Ausprobieren! Im schlimmsten Fall muss man sich einen Job suchen.»

Der Markt

«Personalintensive Betriebe, die einen ständig wechselnden Planungsbedarf an ihren Mitarbeitern haben» – so beschreibt Grimm die Kunden von Aspaara. Dabei betont er, dass seine Firma kein Standardtool aus dem Regal holt und an die Kunden weitergibt, sondern die individuelle Situation des Personalbestands analysiert.

Daten seien der Treibstoff von Aspaara. «Um an gute Daten zu gelangen, braucht es eine klare Definition, was man will und was nicht», sagt Grimm. Um das herauszufinden, organisiert er mit seinen Kunden Design-Thinking-Workshops und Fast-Prototyping-Sprints. Bedarf sieht Grimm vor allem bei volumenstarken Unternehmen. So wie etwa der SBB

Bei einem Wettbewerb der Bundesbahnen hat sich Aspaara kürzlich gegen 400 internationale Teams durchgesetzt: Dabei ging es um die Fahrplanoptimierung. Die beiden Gründer mussten innerhalb von 15 Minuten und ohne allzu grosse Rechenkapazität eine Lösung erarbeiten. Das ist ein greifbares Projekt, das Einfluss auf unseren Alltag hat: «Unser Algorithmus findet bei Verspätungen die beste Alternative.»

Das Kapital

Der Name Aspaara, ein Akronym aus Algorithmic Solution Provider, entstand gleich nach dem Master von Grimm und Zemmer. «Im ersten Jahr haben wir buchstäblich jedes Wochenende durchgearbeitet», erzählt Grimm. Für die Gründung brauchten die ETH-Absolventen jedoch kaum Kapital, dafür aber umso mehr Zeit, um ihre Algorithmen zu programmieren.

«Wir haben unsere Firma mit eigenen Mitteln finanziert. Das war aber nicht unbedingt Geld, sondern Verzicht auf viele Dinge im Alltag.» Aspaara sei seit den ersten Tagen ein profitables Unternehmen, sagt der Gründer. 

Die Chance

Aspaara wolle sich in den kommenden Jahren als «innovativster Anbieter von intelligenter Planungssoftware in Europa» positionieren. Man wolle den Kundenstamm von der Deutschschweiz in andere Sprachregionen und Länder innerhalb von Europa ausweiten, sagt Grimm

Das Kernteam von Aspaara bilden er und sein Geschäftspartner, die beiden Köpfe der Firma, die sich ein kleines Büro im Technopark in Zürich teilen. Je nach Projekt würden weitere Mitarbeiter zum Einsatz kommen: «Wir versuchen nicht nur bei unseren Kunden die Planung der Mitarbeiter zu optimieren, sondern auch bei uns selbst», lacht Grimm.

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Das meint der Experte

«Aspaara hat ein grosses Marktpotenzial. Kundenspezifisches Entwickeln von Algorithmen zur datengetriebenen Optimierung liegt im Trend. Ich würde gerne wissen, was das Besondere an ihrem Machine Learning Algorithmus und was davon State of the Art ist? Diese Besonderheit ist für den Erfolg der Firma entscheidend.»

Peter Acel

Peter Acél ist Gründer und Teilhaber bei Dr. Acél und Partner AG. Die Firma berät Unternehmen beim Logistik-Management und bei der Implementierung von Logistik-Hardware und ICT-Software. Seit 1993 hat er zwei Lehraufträge an der ETH Zürich inne.

Quelle: ZVG