Die am Mittwoch platzierte Anleihe mit einem Coupon von 2,355 Prozent wird erst im Mai 2074 zur Rückzahlung fällig und hat damit eine Laufzeit von 51 Jahren. Dies ist laut Händlern die derzeit längste Anleihe am Frankenobligationen-Markt. Es ist aber nicht der einzige Langläufer am Markt. Lausanne hat nämlich schon einen Bond am Markt, der im Jahr 2072 fällig wird. Und weitere Städte wie Bern und Lugano haben Anleihen emittiert, die im Jahr 2070 getilgt werden. Auch die Eidgenossenschaft hat einen Longbond begeben. Im Jahr 2014 hatte sie eine Anleihe mit einer Laufzeit von 50 Jahren emittiert.
Die neue Anleihe der Stadt Lausanne ist international gesehen aber bei weitem nicht die längste. Die Republik Österreich hat nämlich 100-jährige, allerdings auf Euro lautende Papiere emittiert. Zuletzt im Jahr 2020. Damals nahm das Land einen Milliardenbetrag mit Fälligkeit im Jahr 2120 auf.
Nach Zinswende unter Druck
Ultralange Anleihen wurden bevorzugt zu Zeiten der Null- bzw. Negativzinsen erfolgreich emittiert. Denn während Obligationen mit kurzen Laufzeiten kaum mehr eine positive Rendite aufgewiesen hatten, warfen die Langläufer einen, wenn auch nur geringen positiven Ertrag ab. Bei Lugano waren es bei der Emission im Oktober 2020 Prozent allerdings nur 0,15 Prozent und bei der Stadt Bern einen Monat zuvor gerade mal 0,04 Prozent.
Seither sind die Zinsen wieder deutlich gestiegen und die Longbonds haben massiv an Wert verloren. Denn Anleger wollen eine marktgerechte Verzinsung und tauschen daher, wenn die Zinsen steigen, geringer rentierende alte Papiere in besser verzinste neue. Die Folge sind deutlich sinkende Kurse. Dabei reagieren die Anleihen umso heftiger je länger die Laufzeit ist.
Derzeit wird die 0,54 Prozent Anleihe 2072 der Stadt Lausanne noch zu gut 50 Prozent gehandelt, Stadt Lugano zu 42,50 Prozent. Und die Österreich-Anleihe ist derzeit zu knapp 44 Prozent erhältlich.
Wette auf sinkende Zinsen
Wer also in eine solche Anleihe investiert, muss eine klare Meinung haben. Die Käufer wetten darauf, dass die Zinsen nach dem jüngsten Anstieg bald wieder sinken. Denn der Hebel von Zinssatz und Laufzeit wirkt nach beiden Seiten. So steigt der Kurs langer Anleihen bei anziehenden Zinsen auch stärker als der von solchen mit kurzen Laufzeiten.
Allerdings sind es vor allem Versicherungen und Pensionskassen, die Papiere mit solch langen Laufzeiten erwerben. Sie halten die Papiere dann über die ganze Laufzeit und sind von den Kursveränderungen entsprechend nicht oder kaum betroffen.
(awp/spi)