«Ich versuche gierig zu sein, wenn andere ängstlich sind», sagt Investmentlegende Warren Buffett. Vor Investitionen in europäische Bankaktien fürchten sich derzeit fast alle. Hier könnte der Moment gekommen sein, um gierig zu werden.
Bankaktien sind derzeit auf historisch günstigem Niveau, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 9. In den letzten zehn Jahren war die Bewertung der Banken selten so tief, und wenn, dann nur für eine kurze Zeitspanne. Allerdings war die Bankindustrie auch noch nie in derartigen Schwierigkeiten. Es drohen Milliardenabschreiber, weil die Banken Schulden von angeschlagenen Staaten wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal in den Büchern haben.
Die französische Bank Crédit Agricole ist neben der kleinen belgischen Bank KBC Groep derzeit die günstigste unter den europäischen Bankaktien. Das KGV von 4,2 legt die Vermutung nahe, dass das Institut schon fast konkursit ist. Zum Vergleich: Die UBS und die Credit Suisse haben KGV von deutlich über 9, leicht über dem Durchschnitt der europäischen Bankaktien.
Da die Bewertung der Bankaktien derzeit sehr tief ist, bietet sich für Anleger die Möglichkeit an, in einen Bankindex zu investieren. Denn einzelne Banken mögen zwar in Konkurs gehen, aber die Finanzindustrie an sich wird bestehen bleiben. Zur Umsetzung bieten sich strukturierte Produkte an, etwa ein Tracker von Goldman Sachs auf den europäischen Bankindex (ISIN GB00B3FS3333).
Möglich ist es auch, in einzelne Bankaktien zu investieren, was aber mit deutlich höheren Risiken verbunden ist. Bei der Analyse europäischer Bankentitel fällt dazu vor allem die Deutsche Bank auf. Mit einem KGV von 5,5 ist sie sehr tief bewertet, hat gemäss Daten von Bloomberg aber nur 3,5 Milliarden Euro in griechische und italienische Staatsanleihen investiert. Die etwa gleich tief bewertete BNP Paribas ist in diesen Ländern mit über 27 Milliarden Euro engagiert. Relativ dazu scheint die Deutsche Bank also unterbewertet.
(Autor: Harry Büsser)