Wenn der Aromaund Riechstoffkonzern Givaudan Zahlen vorlegt, sind die Erwartungen jeweils hoch. Doch der Branchenleader hat noch kaum je enttäuscht. Auch bei den Resultaten für 2017 nicht. Diese fielen leicht über den Erwartungen aus, die Finanzanalysten zeigten sich zufrieden. Nicht so die Aktionäre: Sie schickten die Titel auf Talfahrt. Wahrscheinlich hat man sich bei der Dividende etwas mehr versprochen als die magere Erhöhung um 2 auf 58 Franken. Nicht wenige Investoren haben die Gelegenheit auch benutzt, um ihre Kursgewinne ins Trockene zu bringen.

Dabei präsentiert sich das Genfer Unternehmen in einer exzellenten Verfassung. Die wichtigsten Abnehmer von Aromen und Riechstoffen sind die Hersteller von Nahrungsmitteln sowie Haushalts- und Körperpflegeprodukten, alles konjunkturresistente Branchen. Das trägt Givaudan ein stetiges Wachstum ein. So auch im ersten Quartal, das ein Umsatzplus von 5,4 Prozent brachte. Damit liegen CEO Gilles Andrier (57) und VR-Präsident Calvin Grieder (62) mit ihrem Ziel, bis 2020 ein jährliches organisches Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent zu erwirtschaften, im grünen Bereich.

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Um Givaudan auf Expansionskurs halten zu können, wird die französische Firma Naturex in zwei Schritten übernommen. Der Kaufpreis von rund 1,5 Milliarden Franken ist zwar sehr hoch, zumal die Integration auf Konzernebene zu einer Margenverwässerung führen wird. Allerdings wird Naturex, Marktführer in der Pflanzenextraktion für die Nahrungsmittel-, die Gesundheits- und die Kosmetikbranche, ein hohes Wachstumspotenzial bescheinigt.

Ungeachtet der positiven Entwicklung stehen die Aktien seit Januar unter Druck. Zwar sind sie mit einem für 2018 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 kein Schnäppchen. Dennoch zählen die Aktien von Givaudan für mich zu den attraktivsten Schweizer Blue Chips, die langfristig orientierten Investoren zwar kein explosives, dafür stetiges Kurswachstum bieten.

Calvin Grieder

Givaudan bleibt unter Präsident Calvin Grieder für Investoren langfristig interessant.

Quelle: .

Turbulenzen über China

2018 holten sich die Aktien von Boeing den Titel als bester Blue Chip der Wall Street: Um nicht weniger als 90 Prozent schossen die Titel des US-Flugzeugbauers in die Höhe. Dem Unternehmen läuft es denn auch rund. 2017 sorgten eine hohe Produktion und die landesweite Steuerreform für einen Rekordgewinn. Anfang Jahr setzte Chefpilot Dennis Muilenburg (54) noch einen drauf, indem er für 2018 einen Gewinnanstieg von 15 Prozent in Aussicht stellte. Die Aktien stiessen auf ein historisches Höchst vor.

Schon im März war es mit dem Höhenrausch vorbei, die Papiere stürzten um 14 Prozent ab. Auslöser war der von US-Präsident Donald Trump (71) mit Getöse inszenierte Handelsstreit. Vor allem China und Amerika decken sich gegenseitig mit immer neuen Zöllen ein. So will Peking Flugzeuge made in USA mit Strafzöllen von 25 Prozent belasten. Für Boeing wäre das eine Katastrophe. Stellt sich andererseits heraus, dass es Trump beim Säbelrasseln belässt, dann winken Kursgewinne.

Dennis Muilenburg

Dennis Muilenburg: Für Boeing wären chinsische Strafzölle eine Katastrophe.

Quelle: Hindustan Times/Getty Images

Etwas gar grosszügig

Nach zehn Nullerjahren richtet der führende Reisedetailhändler Dufry für 2017 wieder eine Dividende aus: 3.75 Franken pro Aktie, ein überraschend hoher Betrag. Noch überraschender ist der angekündigte Aktienrückkauf von bis zu 400 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat begründet dies damit, dass die Titel unterbewertet seien und der Rückkauf eine Gewinnverdichtung bewirke.

Das Gros der Finanzanalysten kommentierte die Schritte positiv. Ich dagegen finde das Ganze etwas seltsam. Noch im Januar hat das Dufry-Management die amerikanische Tochter Hudson an die Börse gebracht und damit dringend benötigte Finanzmittel von gut 700 Millionen Dollar kassiert. Doch damit wurden die Gewinne pro Aktie verwässert. Prompt brachen die Titel im Februar und März um 20 Prozent ein. Die Unterbewertung, falls eine solche überhaupt vorliegt, ist hausgemacht.

Die Dividendenzahlung sowie der Aktienrückkauf kommen das Unternehmen auf 600 Millionen zu stehen. Dabei schiebt Dufry wegen Akquisitionen einen Schuldenberg von 3,7 Milliarden Franken (Stand Ende 2017) vor sich her. Alleine die Zinszahlungen schlucken einen guten Teil des Gewinns. Zudem steht in der Bilanz ein riesiger Goodwill von 2,7 Milliarden, der wohl auf Jahre hinaus nicht abgetragen wird. Weshalb also die Spendierfreude?

Will man gegenüber der grosszügigen Salärpolitik kritische Stimmen zum Verstummen bringen? CEO Julián Díaz González (60) und VR-Präsident Juan Carlos Torres Carretero (69) liessen sich 2017 ihre Dienste mit 6,9 respektive 5,0 Millionen Franken vergolden.Bislang war das Duo sein Geld nicht wert. Nun sollte sich das Wachstum beschleunigen. Dennoch bin ich nicht heiss auf die Aktien. Die finanzielle Situation Dufrys ist mir zu risikoreich. Und ein für dieses Jahr geschätztes KGV von über 40 ist ebenfalls wenig verführerisch.

Dufry-CEO Julián Díaz González

Julián Díaz González war bislang sein Geld nicht wert.

Quelle: Dufry

Gut im Schuss

Jahrelang trat Conzzeta auf der Stelle. Im letzten Geschäftsjahr jedoch schwenkte der Mischkonzern wieder auf Wachstum ein. Und wie: Conzzetas Umsatz stieg um 23 Prozent, Betriebs- und Reingewinn erhöhten sich weit überproportional. Für den Schub war vor allem die auf Maschinen zur Blechbearbeitung spezialisierte Tochter Bystronic verantwortlich. Der bekannteste Brand, der Sportausrüster Mammut, schwächelte dagegen weiterhin.

Der Konzern bleibt auf Expansionskurs. Für dieses Jahr stellt CEO Michael Willome (52) ein Umsatzplus von gegen zehn Prozent in Aussicht, die Ebit-Marge soll weiter steigen.

Michael Willome

Schöne Aussichten: Michael Willome dürfte auch für 2018 exzellente Zahlen präsentieren.

Quelle: Keystone

Da gibt es Luft nach oben, lag die Marge doch 2017 bei lediglich 7,6 Prozent. Die Zahlen für das erste Quartal bestätigen die optimistischen Prognosen: Der Nettoumsatz nahm um 44 Prozent zu, bereinigt um die Akquisition der Otto Bock Kunststoff GmbH bleiben immer noch 28 Prozent. Sogar Mammut lieferte ein Verkaufsplus von 18 Prozent. Das Ebit erreichte acht Prozent.

Nach jahrelanger Seitwärtsbewegung schossen die Aktien seit November um über 30 Prozent in die Höhe. Mit einem KGV für 2018 von 26 ist das Kurspotenzial vorläufig ausgeschöpft. Auch die Dividendenrendite ist mit 1,3 Prozent wenig reizvoll.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch