Der Wohnungsbau in Deutschland erlebte schon lange keine Boomzeiten mehr. Seit dem Jahr 1995 sank die Bautätigkeit fast stetig. Das Allzeittief bei den neu erstellten Wohneinheiten war im Jahr 2009 erreicht (siehe Grafik). Seither zieht die Bautätigkeit wieder an – allerdings auf tiefem Niveau.
Die Analysten der Neuen Helvetischen Bank gehen davon aus, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen wird. Als Argument führen sie unter anderem an, dass die Zahl der bewilligten Baugesuche 2012 um 4,8 Prozent gestiegen ist.
Wie viel Wachstumspotenzial in der deutschen Bauindustrie noch vorhanden ist, zeigt ein Vergleich mit der Schweiz: Während hierzulande im Jahr 2011 rund 50 000 neue Wohneinheiten erstellt wurden, waren es in Deutschland nicht einmal viermal so viele, obwohl Deutschland rund zehnmal so viele Einwohner zählt. Anders ausgedrückt: Pro tausend Einwohner wurden in der Schweiz rund 5,8 Wohneinheiten erstellt, in Deutschland nur 2,2. Die grosse Differenz überrascht vor dem Hintergrund, dass in Deutschland die Hypothekarzinsen auch auf Allzeittiefständen liegen und die Wirtschaft läuft. Somit dürften sich die Deutschen neben den Neubauten auch mehr Renovationsarbeiten leisten. Denn der letzte grosse Wohnbauboom in Deutschland fand in den siebziger Jahren statt, und die damals erstellten Wohnungen werden jetzt renovationsbedürftig.
Als Profiteure des Baubooms in Deutschland sieht die Neue Helvetische Bank auch zwei Schweizer Unternehmen: Geberit und Zehnder. Geberit generiert rund ein Drittel des Umsatzes in Deutschland. Einziger Wermutstropfen bei der auf Sanitärtechnik spezialisierten Firma ist, dass die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 20 nicht mehr ganz günstig ist. Diesbezüglich ist die Zehnder Group mit einem KGV von rund 14 günstiger. Das Unternehmen baut in Deutschland vor allem Komfortlüftungen für hochisolierte Wohnbauten. Allerdings schätzen die Analysten der Neuen Helvetischen Bank den in Deutschland erwirtschafteten Umsatzanteil von Zehnder tiefer ein, auf 15 bis 20 Prozent.