Anleger sind inzwischen darauf konditioniert, zum Jahresende eine Weihnachts-Rally am Aktienmarkt zu erwarten. Das liegt an sinkenden Handelsvolumina, der Nachrichtenflut, die abnimmt, und einer einsetzenden positiven Psychologie bei den Privatanlegerinnen und -anlegern. 

In einer Notiz von der Investment-Firma TS Lombard heisst es, dass positive saisonale Daten zwar die Aussichten auf weitere Kursgewinne erhöhen, diese aber durch die negativen Fundamentaldaten überlagert würden. Im Moment würden drei fundamentale Faktoren die Märkte dominieren und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die typische Weihnachts-Rally in diesem Jahr ins Stocken gerate, heisst es in der Mitteilung.

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Seit ihrem Tiefpunkt Mitte Oktober haben die Aktienmärkte kräftig zugelegt: Der S&P 500 ist um 13 Prozent gestiegen und hat im vierten Quartal bisher rund zehn Prozent zugelegt. Diese Gewinne sind jedoch doppelt so hoch wie der durchschnittliche Anstieg von 4,3 Prozent im vierten Quartal. 

«Wenn der S&P über seinen gleitenden 50- und 100-Tage-Durchschnitt steigt, sieht er technisch gesehen anfällig aus, da er sich auf seinen 200-Tage-Durchschnitt zubewegt», so TS Lombard. Und genau das ist der Fall. Denn der Index hat sich in den letzten Tagen von seinem 200-Tage-Durchschnitt entfernt und ist um mehr als zwei Prozent gefallen.

Zahlreiche Ungewissheiten

«Darüber hinaus steht die Aktienrally im Gegensatz zum Anstieg der Volatilität der Zinssätze aufgrund der jüngsten geldpolitischen Äusserungen der Fed», so TS Lombard.

Allein in dieser Woche standen eine wichtige Rede von Powell, der US-Kerneinkommensindex und ein Arbeitsmarktbericht an, gefolgt von einer OPEC-Sitzung am Wochenende. Danach werden praktisch alle Zentralbanken der Industrieländer innerhalb von zwei Wochen Berichte vorlegen. Ausserdem wird einen Tag vor der letzten Fed-Sitzung des Jahres der Verbraucherpreisindex für die USA veröffentlicht. 

Das ist eine Menge an unbeständigen Ereignissen, die die Anlegerinnen und Anleger in so kurzer Zeit verdauen müssen, und das könnte letztendlich zu grossen Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt führen.

«Eine Rezession bedeutet in der Regel niedrigere Risikoanlagen und höhere Volatilität»

Wenn sich die Renditekurven umkehren, ist die Lage klar: Eine wirtschaftliche Rezession steht unmittelbar bevor. Davon geht TS Lombard seit dem Sommer aus, und die Auswirkungen einer Wirtschaft, die sich langsam in eine Rezession hineinbewegt, bedeuten, dass die Stimmung der Anleger wahrscheinlich einbrechen wird. 

«Es ist wichtig zu wissen, dass, sobald die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet, die negative Stimmung einsetzt und die Dinge dazu neigen, ‹nichtlinear› zu werden, was den Abschwung beschleunigt. Dementsprechend steigt die Volatilität in der Regel ein halbes Jahr vor Beginn der Rezession an und erreicht zu Beginn der Rezession ihren Höhepunkt», so TS Lombard. 

Globale Rezessionssorgen

Kommt die Rezession oder nicht – oder stecken wir schon längst mittendrin? Mit jeder Woche gibt es mehr Datenpunkte, die etwas Licht ins Dunkel bringen. Die BIP-Zahlen zum dritten Quartal etwa zeigen deutlich, dass sich die Konjunktur in den Industrieländern zumindest bis September noch gut gehalten hat.

In den USA ist die Wirtschaft mit einer Jahresrate von 2,6 Prozent gewachsen, in der Schweiz und der Euro-Zone betrug das Wachstum 0,2 Prozent, was auf das Jahr hochgerechnet knapp 1 Prozent entspräche.

Doch für das laufende Quartal und das kommende Halbjahr sieht es weniger gut aus. Wichtige Konjunkturfrühindikatoren sind eingebrochen. In den USA hat sich die Konsumentenstimmung gemäss den Umfragen der Universität Michigan und des Forschungsinstituts Conference Board erneut verschlechtert.

Und nun ist auch in der Industrie der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) unter die kritische Grenze von 50 gefallen. Diese Marke entscheidet über Wachstum oder Schrumpfung. Die US-Notenbank ist alarmiert und beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im nächsten Jahr auf 50 Prozent.

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Dieser Text erschien zuerst bei Business Insider.