Die sich zuspitzende Gaskrise in Europa hat zu Wochenbeginn schwer auf den Aktienmärkten gelastet. Besonders deutlich abwärts ging es abgesehen von Deutschland in Italien. Am Freitagabend war bekannt geworden, dass Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 – anders als zuvor angekündigt - nicht wieder aufgenommen hat.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 1,53 Prozent auf 3490,01 Punkte ab und weitete damit seinen 1,7-prozentigen Verlust aus der vergangenen Woche aus. In Paris büsste der französische Cac 40 am Montag 1,20 Prozent auf 6093,22 Zähler ein. Der Dax verlor 2,22 Prozent und der italienische FTSEMib 2,01 Prozent. Der britische FTSE 100 hielt sich indes mit 0,09 Prozent auf 7287,43 Punkte knapp im Plus.
In Grossbritannien stützten angesichts des Anstiegs der Öl- und Gaspreise sowie auch des Kupferpreises die Energie- und Rohstoffbranche den Index. Die Nachricht, dass die Konservative, Liz Truss, auf Boris Johnson als Premierministerin folgt, sei indes wenig überraschend gekommen, da sie bereits seit einigen Wochen als klare Favoritin gegolten habe, hiess es aus London.
Impulse aus den USA gab es für die europäischen Aktienmärkte keine, denn in der weltgrössten Volkswirtschaft blieben die Börsen feiertagsbedingt geschlossen.
«Die Leitindizes Dax und FTSEMib haben heute aufgrund der grösseren Abhängigkeit Deutschlands und Italiens von russischem Gas besonders gelitten, während es dem britischen FTSE100 nach einem ähnlich schwachen Start gelang, seine Verluste wieder wettzumachen», konstatierte Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK.
Öl- und Bergbausektoren profitieren
Während sich der europäische Öl- und Gassektor mit kräftigen Gewinnen von mehr als zwei Prozent präsentierte und auch der Bergbausektor mit einem halben Prozent im Plus schloss, zeigten sich fast alle weiteren Branchen deutlich im Minus. Am stärksten litt der europäische Autosektor mit fast fünf Prozent Abschlag, gefolgt vom Chemiesektor, der um fast drei Prozent nachgab.
Unter den Einzelwerten gewannen an der Spitze im EuroStoxx Totalenergies um 3,1 Prozent zu und Eni um 1,7 Prozent. In London legten BP und auch Shell deutlich zu. Unter den Rohstoffwerten stiegen vor allem Glencore deutlich. Autobauer wie Mercedes-Benz, Stellantis oder Renault verloren dagegen deutlich zwischen gerundet 5 und 7 Prozent.
Unter den besonders vom Gas abhängigen Chemieunternehmen büssten neben BASF auch die französische Air Liquide mit minus 3,4 Prozent deutlich ein.
Unter den Versorgern rückten die britischen Aktien angesichts ihrer Berg- und Talfahrt in den Blick. Bevor bekannt wurde, dass Truss neue Premierministerin wird hatten etwa National Grid , SSE oder Centrica ähnlich wie RWE und Eon nachgegeben.
Wie CMC-Markets-Experte Hewson erklärte, habe am Morgen noch die Sorge vorgeherrscht, dass es in Grossbritannien - ähnlich wie nun für Deutschland beschlossen - eine Sondersteuer für Energieversorger geben könnte.
Nach der Nachricht über Truss hätten britische Energiewerte dann ihre Verluste wieder wettgemacht und seien ins Plus gedreht, da Truss erklärt habe, dass sie einen solchen Weg nicht einschlagen wolle. «Ob diese Position in den kommenden Tagen noch Bestand hat, muss sich aber erst noch zeigen», bleibt der Marktexperte vorsichtig.
(Awp)