Hand aufs Herz: Waren Sie beim letzten Börsenaufschwung mit dabei? Ärgern Sie sich nicht, auch sonst hat kaum ein Privatinvestor die erste Kurserholung nach dreijähriger Baisse mitgemacht. Da waren die Institutionellen fast ganz unter sich und teilten die Gewinne untereinander auf. Und die sind happig: Seit Anfang 2003 hat die Schweizer Börse um 18 Prozent zugelegt. Dabei stand der Markt in den ersten Monaten dieses Jahres noch schwer unter Druck. Misst man das Plus seit dem Tiefpunkt im Frühjahr, resultiert ein Indexgewinn von über 40 Prozent!
Es lohnt sich nicht, verpassten Chancen nachzutrauern. Einmal besteht an der Börse noch viel Raum nach oben; bis zum historischen Höchst fehlt noch ein grosses Stück, im vierjährigen Kursvergleich nimmt sich die jüngste Erholung denn auch eher bescheiden aus. Zudem ist der Börsenaufschwung ins Stocken geraten. Die jüngste Hausse wurde primär von Hoffnungen auf eine Wirtschaftswende getragen. Bislang jedoch haben die vorauseilenden Indikatoren diese Erwartungen nicht bestätigt.
Für den nächsten Kursanstieg reicht nicht mehr allein der Glaube an eine Konjunkturbelebung, da sind schon harte Fakten nötig. Und dafür stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Liegen die Ökonomen diesmal mit ihren Prognosen richtig, dürfte sich die hartnäckige Wirtschaftsflaute im nächsten Frühjahr verziehen. Frischer Wind kommt auch von den Unternehmen; viele Firmen haben für das erste Halbjahr überraschend gute Resultate geliefert, andere stellen für 2004 deutlich bessere Erträge in Aussicht. Das sind gute Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Börsenaufschwungs.
Die gegenwärtig ruhige Phase an den Aktienmärkten bietet die Gelegenheit, neue Investment-Ideen zu verwirklichen. Welche Möglichkeiten sich da bieten, zeigt BILANZ anhand von sechs unterschiedlichen Anlagestrategien. Dabei handelt es sich nicht um eine umfassende Asset-Allocation, diese muss von einem Vermögensverwalter auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten werden. Vielmehr stellen wir sechs Basisstrategien vor, die zum Teil in verschiedenen Börsenphasen zur Anwendung gelangen und je nach Risikoprofil umsetzbar sind.
Seit es Aktienbörsen gibt, entbrennt Streit darüber, welche Strategie die überlegene ist. Klassische Anlagestile wie Value- oder Growth-Stil – im ersten Fall handelt es sich um einen wertorientierten, im zweiten um einen wachstumsorientierten Ansatz – haben in der Vergangenheit ihre Berechtigung bewiesen. Investment-Gurus wie Phil Fisher oder Peter Lynch, die beide einen reinen Wachstumsstil verfolgen, können ebenso beneidenswerte Erfolge vorweisen wie Warren Buffett, dessen Anlageentscheidungen auf der Substanzwertstrategie basieren. Wie erfolgreich die eine oder die andere Methode ist, hängt stark davon ab, in welcher Phase sich die Märkte befinden. So waren die Zeiträume von 1992 bis 1994 und 2001 bis 2003 Perioden, in denen das Value-Investment Erfolge zeitigte. Während der berüchtigten Tech-Kursblase boten dagegen Wachstumswerte eine heisse Performance.
Doch nicht nur das Börsenumfeld beflügelt oder drückt die Kurse einzelner Titel, sondern auch die konjunkturelle Entwicklung. Daher beruht eine der vorgestellten Strategien auf Investments in zyklischen Aktien. Diese reagieren als Erste auf eine Veränderung im Wirtschaftszyklus. Wer solche Konjunkturumschwünge wittert, kann mit entsprechenden Aktienkäufen überdurchschnittliche Renditen erzielen. Für risikoscheuere Anleger, denen volatile Kurse den Schlaf rauben und die sich eher ein regelmässiges Einkommen aus ihren Aktieninvestments wünschen, stellt BILANZ die Strategie des Dividendenpickings vor. Eine Liste jener Unternehmen, die mit grosser Kontinuität hohe Dividenden ausschütten, möge interessierten Anlegern als Inspiration dienen. Sie ist dagegen nicht als reine Kaufempfehlung zu verstehen.
Das Gleiche gilt für die Tabelle mit Aktien von Unternehmen, die eine extrem hohe Marktkapitalisierung aufweisen. Diese so genannten globalen Titanen sind attraktive Investitionsobjekte für Marktteilnehmer mit einem langen Anlagehorizont. Diese Aktien von etablierten, finanzstarken und international agierenden Konzernen schlagen erfahrungsgemäss auf lange Sicht den Marktdurchschnitt. Kurzfristige Kurssprünge sind jedoch nicht zu erwarten. Eine Sonderstellung kommt der Strategie mit Wandelanleihen zu. Denn je nach Mix eines Wandlerdepots und Börsentrends können verschiedene Investment-Ideen verwirklicht werden. Bei allen Wandelanleihen jedoch lassen sich die Vorteile von Obligationen und Aktien verknüpfen. Und das bei geringem Risiko.
Eine einzelne Strategie darf niemals das gesamte Portfolio dominieren. Die auf den nächsten Seiten vorgestellten Anlagestile sollen eher Teil eines diversifizierten Anlagepaketes sein. Dabei sind Mehrfachnennungen einzelner Titel in den verschiedenen Strategien durchaus keine Seltenheit; beispielsweise zählen Halbleiterpapiere wie Micronas und SEZ nicht nur zu den zyklischen Aktien, sondern gelten auch als Wachstumswerte. Welche Strategie für Sie die geeignete sein könnte, hängt hauptsächlich davon ab, wie viel Risiko Sie auf sich nehmen wollen und wie Ihre Anlageziele aussehen.
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