Die Schuldenkrise versetzt Investoren in Panik und schickt die Aktienmärkte auf Talfahrt. Der Swiss Market Index (SMI) hat, verglichen mit dem Jahreshöchststand im Februar 2011, zwischenzeitlich bis zu 30 Prozent eingebüsst.
Den tiefsten Stand im laufenden Jahr erreichte der SMI am 9. August: 4695 Punkte. Viele Banken glauben, dass das übertrieben war. «Nach der jüngsten breiten Kurskorrektur sehen wir bei einzelnen Aktien attraktive Einstiegsmöglichkeiten», schreibt etwa die Credit Suisse.
Einige Aktienwerte sind derzeit enorm günstig bewertet. Über 40 Titel an der Schweizer Börse weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 10 aus, so etwa Novartis. Das Kurs-Buch-Verhältnis liegt gar bei über 70 Titeln unter 1.
Aktive Stockpicker mit einer gesunden Portion Risikobereitschaft suchen jene Einzeltitel, bei denen die Chancen für eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt am grössten sind. Wie eine Auswertung des Finanzdatenanbieters Cfinancials zeigt, erholten sich nach der Dotcom-Krise ab März 2003 und nach der Finanzkrise ab März 2009 die Aktien von Swiss Life, Temenos und Georg Fischer in den folgenden zwölf Monaten am schnellsten. Auf Basis der Performance-Daten seit dem Jahrestiefststand 2011 konnte bisher allerdings nur gerade Georg Fischer wieder besser abschneiden als der Gesamtmarkt.
Am meisten zugelegt haben seit dem Jahrestiefststand des SMI die Titel von Santhera – ausgerechnet von jenem Biotech-Unternehmen, dessen Rendite in den letzten Jahren eine reine Katastrophe war. Das Beispiel ruft auch in Erinnerung, wie gefährlich es sein kann, zu viel Kapital in einzelne Positionen zu investieren.
Die Abteilungen Aktienresearch der Bank Vontobel und der Credit Suisse raten Investoren, jetzt auf die Dividendenrendite zu schauen. Im Schnitt betrug sie in den vergangenen Jahren bei Schweizer Aktien 2,3 Prozent. Nach dem jüngsten Kurssturz liegt die Dividendenrendite für 2011 im Schnitt dagegen bei 3,9 Prozent. Dabei sind die Risiken im Vergleich mit den Anleihen verschiedener Staaten nicht wesentlich grösser.
Vorsicht bei solchen Anlagetipps ist allerdings angebracht. Sie basieren auf Prognosen, die gerade im Hinblick auf die Frage, ob eine erneute Rezession bevorsteht oder nicht, unsicher sind. Vermeintlich attraktive Bewertungen könnten in den kommenden Monaten an Reiz verlieren. Die Schuldenkrise als Hauptverantwortliche für die jüngsten Börsenturbulenzen wird jedenfalls nicht von heute auf morgen gelöst werden und Anleger noch lange auf Trab halten.
Aus dieser Perspektive dürften risikoaverse Investoren denn auch zu Recht weiter auf solide finanzierte Firmen mit überzeugenden Geschäftsstrategien und einer starken Marktposition setzen. Das beste Schweizer Beispiel dafür ist Nestlé. Während der Gesamtmarkt heute wieder auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren notiert, ist die Aktie des Food-Multis um rund 80 Prozent gestiegen. Auch die geschätzte Dividendenrendite für 2011 liegt mit 4,2 Prozent auf attraktivem Niveau.