Alex Hinder verweist auf die gedrückte Stimmung an den Devisenmärkten. Viel pessimistischer könne es nicht mehr werden. «Viele Marktteilnehmer sind beim Dollar inzwischen sehr einseitig positioniert.» Doch wenn man die fundamentalen Daten – insbesondere die Zinsdifferenzen – betrachte, so sei der Dollar gegenüber dem Euro und dem Franken nicht mehr unterbewertet. Hinder ist überzeugt, dass die US-Währung schon bald ihren Boden erreicht haben wird. Dieser könne im Bereich von 1.08 bis 1.10 Franken liegen. Eine weitere drastische Abwertung des Greenback unter einen Franken dagegen sei in den nächsten Monaten unwahrscheinlich.

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Zur Person
Alex Hinder (50) ist Chief Investment Officer bei der Bank Leu sowie ein ausgewiesener Devisenkenner. Er promovierte an der Universität St. Gallen zum Thema Wechselkursprognosen und arbeitete anschliessend für die Bank JP Morgan in Zürich und New York in der Treasury. In der Schweiz war Hinder einer der Ersten, die in den Achtzigerjahren das Geschäft mit Devisenoptionen aufbauten. Nach 13-jähriger Tätigkeit für die Bank Vontobel wechselte er 1999 zur Bank Leu, wo er der Geschäftsleitung angehört.

Unterstützung für den Dollar erwartet Hinder auch vom robusten amerikanischen Wirtschaftswachstum. Er rechnet für 2005 mit einem BIP-Zuwachs von 3 bis 3,5 Prozent, gegenüber nur 1,5 Prozent in Europa und einem leicht höheren Wert in der Schweiz. Entsprechend werde die US-Notenbank die Leitzinsen weiterhin zügig erhöhen, auf 3,5 bis 4 Prozent per Ende 2005. Zudem werde in den USA die Inflation zum Thema. Auf Grund steigender Zinsen rät Hinder zur Vorsicht bei Obligationen.

Erfreulicher sieht er die Perspektiven für Aktien: «Die Firmen arbeiten wieder sehr profitabel, das Gewinnwachstum könnte gar positiv überraschen.» Zudem seien die Bewertungen vor allem in Europa mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 ausgesprochen tief, während die US-Börse mit einem Wert von 16 bereits etwas teurer ist. Der Swiss Market Index könnte im ersten Halbjahr 2005 die 6000er-Marke endlich wieder einmal knacken, glaubt Hinder. Eine gute Performance traut er im Weiteren dem japanischen Aktienmarkt zu. Dort winken ausserdem Währungsgewinne: Beim Yen liege eine Aufwertung um 10 bis 15 Prozent durchaus drin.

Insgesamt malt Hinder ein recht positives Bild von den Finanzmärkten. Insbesondere der Dollarsinkflug werde zu sehr dramatisiert: «Prinzipiell ist diese Abwertung positiv für die globale Wirtschaft einzustufen, weil sie das amerikanische Handelsbilanzdefizit verkleinert.» Nach Hinders Einschätzung hat dieses Defizit mittlerweile den Zenit erreicht, zumal nun auch von den Ölpreisen eine Entlastung komme. Der Währungsexperte zieht einen Vergleich mit dem dramatischen Dollarsturz Mitte der Achtzigerjahre. Hinder erinnert sich an Tagesschwankungen von mehr als fünf Rappen, während die Bewegungen heute kaum je zwei Rappen übersteigen. Das amerikanische Zinsniveau lag zudem rund fünf Prozent über demjenigen in Europa. «Verglichen mit den massiven Turbulenzen von damals, stehen die heutigen Märkte eigentlich auf recht solidem Fundament.»