Wenn schon Monopole, dann doch bitte wenigstens einen «Als-ob-Wettbewerb», so lautete in den Achtzigerjahren die Forderung von Hans-Jürgen Budde, damals Geschäftsführer der Vereinigung Industrielle Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), der Interessenvertretung der energieintensiven Grossindustrie in Deutschland. Budde wollte erreichen, dass sich durch ein nationales Benchmarking die Preise halbwegs nivellieren. Er kam bei seinem Widerpart, dem Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), damit nicht durch, von der Politik gab es kaum Unterstützung. Budde bekam dann aber Besseres: die Liberalisierung des Strommarktes über Nacht. Wettbewerb nicht als ob, sondern knallhart auf dem Papier und doch abgefedert durch die freiwilligen Verbändevereinbarungen zwischen der Industrie und der Stromwirtschaft.
Neben England, den skandinavischen Ländern und Österreich mit hundertprozentiger Marktöffnung haben alle EU-Länder entsprechend der EU-Stromrichtlinie bis zum Jahr 2008 Zeit, ihren Markt schrittweise zu öffnen.
Was passiert in dieser Zeit? Die Versorger können sich vorbereiten, und sie sind jetzt schon gezwungen, sich ihrer Kundschaft gegenüber verhandlungsfähig zu zeigen. Es entsteht psychologischer Druck; die Börsen verfolgen aufmerksam, wie sich die Unternehmen verhalten – die Strompreise sinken.
Zur Stunde Null wird also nichts mehr passieren, denn die Hausaufgaben wurden vorher gemacht? Die Schweiz muss sich um die EU-Richtlinien nicht scheren, und trotzdem ist die Stromwirtschaft schon in den Als-ob-Wettbewerb eingetreten. Die Strompreise für die Industrie sind gesunken, und um die Haushalte kümmert sich im Sinne von Preissenkungen in ganz Europa niemand so richtig.
«Die Vielfalt schrumpft, das Netz bleibt», so schreibt Hanspeter Guggenbühl auf Seite 22. Da hat er nur dann Recht, wenn die Aufsichtsbehörden den Filz nicht genauer beobachten als bisher. Liberalisierung bringt Marktkonzentration in Ländern wie Deutschland und der Schweiz, wo Hunderte von Versorgern existieren. Die Gefahr der Oligopolisierung ist gross; es gehen Arbeitsplätze und Unternehmenskulturen verloren – dauerhaft niedrige Strompreise sind dabei nicht garantiert. Damit ist die Strombranche ein Wirtschaftszweig wie jeder andere. Wie Wettbewerb stattfindet, das hängt von kritischen Kunden und aufmerksamen Kartellbehörden ab. «Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen», so zitiert das Neue Testament Jesus Christus. Der Kunde muss unter den Versorgern sein, sie beobachten, sie wechseln, sie fordern. Das kann er im Oligopol besser als im noch so kleinen gesetzlich verankerten Monopol.
Dass etwas vielleicht nicht besser wird, ist kein Grund, beim Schlechten zu bleiben. Und die Chancen sind gross, durch die Liberalisierung die schläfrige Macht der Monopolisten zu beenden. Die Manager der ganz grossen Unternehmen müssen sich messen lassen an zumindest ein paar europäischen Wettbewerbern. Und sie werden auch verglichen mit kleinen findigen Energiedienstleistern, die der Wettbewerb neu zulässt. Die Liberalisierung befördert auch das ökologische Angebot, die Nische, die kundennahe Überzeugungskraft.
Der Als-ob-Wettbewerb kann den Wettbewerb nicht ersetzen.
Wie könnte er auch? Im Monopol werden immer Unternehmen für sich reklamieren, dass sie höhere Preise verlangen «müssen», weil ihre Erzeugungsstruktur schlechter ist, weil ihr Netz teurer ist, weil… Wer soll das überprüfen? Die beste Prüfung ist der Wettbewerb, der Zwang, sich täglich transparent mit anderen im freien Markt messen zu lassen. Der Preis ist dabei eine wichtige Messlatte. Aber die Rappen pro Kilowattstunde haben sich schnell abgeritten, wenn sie das einzige Zugpferd sind. Der Kunde will mehr: Er möchte bedient, betreut, hofiert werden – und ist dann bereit, sogar «Trinkgeld» zu geben.
Der Autor:
Helmut Sendner ist Chefredaktor der in Deutschland herausgegebenen Zeitung «Energie & Management». E-Mail: h.sendner@emvg.de
Neben England, den skandinavischen Ländern und Österreich mit hundertprozentiger Marktöffnung haben alle EU-Länder entsprechend der EU-Stromrichtlinie bis zum Jahr 2008 Zeit, ihren Markt schrittweise zu öffnen.
Was passiert in dieser Zeit? Die Versorger können sich vorbereiten, und sie sind jetzt schon gezwungen, sich ihrer Kundschaft gegenüber verhandlungsfähig zu zeigen. Es entsteht psychologischer Druck; die Börsen verfolgen aufmerksam, wie sich die Unternehmen verhalten – die Strompreise sinken.
Zur Stunde Null wird also nichts mehr passieren, denn die Hausaufgaben wurden vorher gemacht? Die Schweiz muss sich um die EU-Richtlinien nicht scheren, und trotzdem ist die Stromwirtschaft schon in den Als-ob-Wettbewerb eingetreten. Die Strompreise für die Industrie sind gesunken, und um die Haushalte kümmert sich im Sinne von Preissenkungen in ganz Europa niemand so richtig.
«Die Vielfalt schrumpft, das Netz bleibt», so schreibt Hanspeter Guggenbühl auf Seite 22. Da hat er nur dann Recht, wenn die Aufsichtsbehörden den Filz nicht genauer beobachten als bisher. Liberalisierung bringt Marktkonzentration in Ländern wie Deutschland und der Schweiz, wo Hunderte von Versorgern existieren. Die Gefahr der Oligopolisierung ist gross; es gehen Arbeitsplätze und Unternehmenskulturen verloren – dauerhaft niedrige Strompreise sind dabei nicht garantiert. Damit ist die Strombranche ein Wirtschaftszweig wie jeder andere. Wie Wettbewerb stattfindet, das hängt von kritischen Kunden und aufmerksamen Kartellbehörden ab. «Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, dann bin ich mitten unter ihnen», so zitiert das Neue Testament Jesus Christus. Der Kunde muss unter den Versorgern sein, sie beobachten, sie wechseln, sie fordern. Das kann er im Oligopol besser als im noch so kleinen gesetzlich verankerten Monopol.
Dass etwas vielleicht nicht besser wird, ist kein Grund, beim Schlechten zu bleiben. Und die Chancen sind gross, durch die Liberalisierung die schläfrige Macht der Monopolisten zu beenden. Die Manager der ganz grossen Unternehmen müssen sich messen lassen an zumindest ein paar europäischen Wettbewerbern. Und sie werden auch verglichen mit kleinen findigen Energiedienstleistern, die der Wettbewerb neu zulässt. Die Liberalisierung befördert auch das ökologische Angebot, die Nische, die kundennahe Überzeugungskraft.
Der Als-ob-Wettbewerb kann den Wettbewerb nicht ersetzen.
Wie könnte er auch? Im Monopol werden immer Unternehmen für sich reklamieren, dass sie höhere Preise verlangen «müssen», weil ihre Erzeugungsstruktur schlechter ist, weil ihr Netz teurer ist, weil… Wer soll das überprüfen? Die beste Prüfung ist der Wettbewerb, der Zwang, sich täglich transparent mit anderen im freien Markt messen zu lassen. Der Preis ist dabei eine wichtige Messlatte. Aber die Rappen pro Kilowattstunde haben sich schnell abgeritten, wenn sie das einzige Zugpferd sind. Der Kunde will mehr: Er möchte bedient, betreut, hofiert werden – und ist dann bereit, sogar «Trinkgeld» zu geben.
Der Autor:
Helmut Sendner ist Chefredaktor der in Deutschland herausgegebenen Zeitung «Energie & Management». E-Mail: h.sendner@emvg.de
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