Ein eigenes Häuschen ist trotz steigender Immobilienpreise noch immer der grösste Traum vieler Schweizer. Dementsprechend wächst auch der Hypothekarmarkt. Alternative Vermittler von Hypotheken sind auf dem Vormarsch. Doch auch die Banken wappnen sich.

Das Hypothekenvolumen hat in den letzten 24 Monaten stetig zugenommen. Das zeigt die Statistik der Schweizer Nationalbank SNB. Banken sind dabei immer noch die erste Adresse für interessierte Haus- und Wohnungskäufer.

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Doch alternative Anbieter wie Hypothekenvermittler sind auf dem Vormarsch. Sie vergeben zwar selber keine Hypotheken, bringen aber Käufer und Verkäufer von Immobilien mit Kreditgebern wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen zusammen.

Die Anbieter sparen sich so unter anderem Vertriebs- und Marketingkosten, weil Vermittler ihnen passende Kunden zuführen, und können so ihre Hypotheken günstiger anbieten.

Ranking durcheinandergewirbelt

Dieses Geschäftsmodell verfolgt auch Moneypark. Die Tochter des Versicherers Helvetia hat gemäss eigenen Angaben im letzten Jahr Hypotheken in Höhe von 3 Milliarden Franken vermittelt. Damit sei sie direkt hinter den Hypotheken-Platzhirsch Raiffeisen auf den zweiten Platz im Geschäft mit neuen Hypotheken gerückt. Die 2012 gegründete Firma habe gar die UBS und die Credit Suisse hinter sich gelassen.

Moneypark geht davon aus, dass die beiden Grossbanken zusammen im vergangenen Jahr ihr Hypothekarvolumen um rund 5 Milliarden Franken gesteigert hätten, «aber als einzelne Institute dürften wir sie im Neugeschäft überholt haben», sagt Firmenchef Stefan Heitmann.

Die Nummer eins sei allerdings immer noch Raiffeisen. Diese hatte letztes Jahr 17,5 Prozent Marktanteil am gesamten Hypothekenbestand der Schweiz inne. Neueste Zahlen gibt die Bank allerdings erst nächste Woche bekannt.

Zum Vergleich: Die Marktanteile von Vermittlern und Onlineplattformen im Hypothekengeschäft liegen gemäss dem Vergleichsdienst Comparis derzeit bei 3 bis 4 Prozent.

Grosses Potenzial

Doch das Potenzial solcher Hypothekenvermittler sei gross, wie ein Blick ins Ausland zeige, erklärt Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp: «In Deutschland und Frankreich beispielsweise beträgt der Marktanteil am Hypothekargeschäft zwischen 30 und 40 Prozent.»

Banken würden sich deshalb in einem zunehmend schwierigeren Markt bewegen. «Die meisten Banken haben ihr Hypothekargeschäft 2019 gegenüber dem Vorjahr ausweiten können. Allerdings zu geringeren Margen», sagt Papp. Dies liege zum einen am Zinsniveau, zum anderen würden alternative Anbieter wie Pensionskassen, Anlagestiftungen, Fonds oder Versicherungen ihr Hypothekargeschäft wegen des andauernden Anlagenotstands immer weiter ausbauen.

Der Finanzprofessor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern bestätigt: «Hypothekenvermittler werden in der Schweiz weiter Marktanteile gewinnen - diese Geschäftsmodelle werden auch in den nächsten Jahren überproportional stark wachsen.»

Banken steigen ein

Auf diesen Zug will auch die UBS aufspringen. Sie wird ab Mitte dieses Jahres selber eine Hypothekenvermittlungsplattform eröffnen und wappnet sich so im zunehmenden Wettbewerb um die Immobilienbesitzer.

Mit ihrer Plattform will die UBS mittelfristig ein Vermittlungsvolumen von 5 bis 10 Milliarden Franken an Hypotheken erreichen. Ein ähnliches Ziel hat auch der Konkurrent Moneypark: «Mittelfristig wollen wir 5 Milliarden erreichen. Wir denken, dass langfristig auch 10 Milliarden möglich wären.»

Ob diese ambitionierten Ziele erreicht werden können, wird sich bei der zunehmenden Konkurrenz zeigen. Banken wie beispielsweise die Glarner Kantonalbank oder Valiant haben ihre Chance in der Hypothekenvermittlung schon länger gepackt oder streben solche Modelle an. Und Moneypark ist als Hypothekenvermittler längst nicht der einzige Player auf dem Markt.

Auch wenn es derzeit wegen der hohen Preise nicht einfach ist, das perfekte Haus zu auszusuchen - die passende Hypothek dürften Käufer wohl problemlos finden.

(awp/mlo)