Das Wachstum ist enorm gross. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze im Online-Handel in Europa um 18,6 Prozent auf 156,7 Milliarden Dollar. In diesem Jahr soll es mit einem erwarteten Umsatzplus von 16,7 Prozent auf 182,8 Milliarden Dollar im gleichen Tempo weitergehen. Die Zuwächse im Onlinehandel sind aber auch in anderen Regionen weltweit hoch. Für die USA beispielsweise wird davon ausgegangen, dass die Kunden in diesem Jahr beim Onlineeinkauf mit 399,5 Milliarden Dollar um 14,4 Prozent mehr Geld ausgeben werden als 2015.

Weltweit soll der Online-Absatz in diesem Jahr sogar um 22,7 Prozent auf 2,1 Billionen – also 2100 Milliarden – Dollar wachsen. Und für die nächsten zwei Jahre werden nochmals Steigerungen im Online-Shopping um 50 Prozent auf dann 3,0 Billionen Dollar vorausgesagt. Beim Online-Einkauf werden übrigens Smartphone und Tablet immer wichtiger. Während es beim Ordern via PC und Notebook in Europa im vergangenen Jahr lediglich ein Plus von 6 Prozent gegeben hat, stiegen die Einkäufe via mobile Geräte um 88 Prozent, und der Anteil von Smartphone und Tablet liegt auf dem alten Kontinent inzwischen bei 20 Prozent.

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Amazon wächst schneller als der Markt, …

Weniger rosig sieht es hingegen im traditionellen Detailhandel aus. In Europa verbuchte die Branche im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 1,4 Prozent, und 2016 soll in den Geschäften 1,5 Prozent weniger ausgegeben werden. Ähnlich läuft es in den USA. Nach einem Verkaufsminus von 1,9 Prozent im vergangenen Jahr werden dem Detailhandel in den Staaten für 2016 Umsatzeinbussen von 2,2 Prozent vorausgesagt.

Angesichts des Booms der Branche werfen Anleger einen Blick auf Online-Händler. Die beiden grossen Player Amazon und Alibaba stehen da besonders im Fokus – auch, weil sie schneller wachsen können als der Markt. So steigerte Amazon, weltweit Nummer eins der Branche, ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 107,0 Milliarden Dollar und knackte damit erstmals in der 20-jährigen Firmenhistorie die Schwelle zu dreistelligen Milliarden-Erlösen. Im vierten Quartal verbuchte der Spezialist für Internetkommerz wegen des starken Weihnachtsgeschäfts sogar mit einem Plus von 22 Prozent 35,7 Milliarden Dollar. Bereinigt um negative Währungseffekte lag der Zuwachs bei 26 Prozent.

… und der Gewinn macht einen Sprung

Der Gewinn des Konzerns aus Seattle kam noch deutlich schneller vorwärts. So verdiente Amazon an ihren weltweit 300 Millionen Kunden im vergangenen Jahr 1,25 Dollar je Aktie – 2014 waren es erst 0,52 Dollar. Und für dieses Jahr kündigt Firmenchef Jeff Bezos weitere Schübe an. So soll der Umsatz im ersten Quartal um 17 bis 28 Prozent auf 26,5 bis 29,0 Millionen Dollar steigen.

Dabei setzt Manager Bezos aber nicht nur auf das Wachstum aus dem Basistrend hin zum Online-Shopping, sondern beispielsweise auch auf den Ausbau der Produktpalette. Neben den angestammten Büchern, Videos und CDs stehen schon seit einiger Zeit haltbare Lebensmittel auf der Amazon-Kundenliste, und jetzt will der Online-Riese in Grossbritannien im Rahmen einer Kooperation mit einem Discounter frische Lebensmittel ausliefern.

Bezos hat neue Märkte und Technologien im Visier, …

Obendrein ist Bezos auch im Bereich neuer Technologien unterwegs. Im Rahmen des Internet der Dinge erweitert Amazon nämlich zusehends die Vernetzungsmöglichkeiten für zuhause mittels des vom Unternehmen eigens kreierten Echo-Lautsprechers. Über diese Schnittstelle sollen die Kunden künftig nicht nur Online-Shoppen gehen, sondern auch andere Hausgeräte steuern können.

Das Wachstum bei Amazon wird wohl trotz der inzwischen grossen Umsatzbasis noch länger weitergehen. So wundert es nicht, dass Analysten positiv zur Aktie stehen. 33 von 45 befragten Analysten sehen in diesem Wert einen Kauf, und sechs weitere empfehlen, die Aktie überzugewichten. Nur für sechs Experten ist der Titel eine Halteposition – Verkaufsempfehlungen gibt es keine. Immerhin erwartet der Konsens der Analysten in diesem Jahr die Gewinnvervierfachung auf 4,85 Dollar je Aktie und im 2017 nochmals eine Verdopplung auf dann 8,81 Dollar je Anteil.

… aber billig ist die Aktie nicht

Allerdings: Amazon bringt es damit auf eine enorm hohe Bewertung mit 123er-KGV auf der Basis von 2016 und mit einem hohen 66er-KGV für 2017. Kleine Enttäuschungen der Wachstumsstory können da grosse Folgen haben. So fiel der Amazon-Kurs beispielsweise Anfang Februar nach der Vorlage der Jahreszahlen um 20 Prozent. Zwar gab es wie geschildert Wachstum «satt», doch Börsianer hatten eben mehr erwartet.

Wem der Titel fundamental zu heiss ist, der wirft noch einen Blick auf den Chart der Aktie. Und da sieht es technisch betrachtet doch eher spannend aus. Nach dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 600 Dollar nimmt die Kursdynamik seit Tagen zu, und jetzt hat Amazon zudem Anfang der Woche die 100-Tage-Linie übersprungen. Technisch orientierte Börsenbullen nehmen deshalb den Widerstand bei 650 Dollar ins Visier.

Alibaba – Smartphone-Orders explodieren

Nicht enttäuscht hat zuletzt Alibaba mit der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal per Ende Dezember. Danach steigerte die chinesische Handelsplattform von Gründer Jack Ma den Umsatz zwischen Oktober und Jahresschluss um 32 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar und war dabei mit einem Quartalsgewinn von 1,9 Milliarden Dollar hochprofitabel. Alibaba konnte ganz besonders stark mit Umsätzen via Smartphone punkten. Die Bestellungen mittels Mobiltelefon verdreifachten sich nämlich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und liegen inzwischen bei 50 Prozent vom Umsatz.

Der Titel ist auch weit günstiger als Amazon. Der Konsens der Analysten rechnet für 2015/16 bei einem Gewinn von 2,67 Dollar je Aktie mit einem 29er-KGV. Im aktuellen Geschäftsjahr 2016/17 soll die Bewertung bei einem im Durchschnitt erwarteten Gewinnanstieg auf 3,32 Dollar dann auf ein 24er-Gewinnmultiple sinken. Der hohe Anteil der Kauf-Empfehlungen unter Analysten wundert nicht. 29 von 38 befragten Experten votieren mit diesem Urteil. Eine Verkaufsempfehlung ist auch hier nicht zu finden. Wer generell keine Angst vor chinesischen Aktien hat, greift da wohl eher zum Konzern aus Hangzhou als zum weit teureren Nasdaq-Titel. Bei Alibaba kommen derzeit übrigens auch technisch orientierte Anleger voll auf ihre Kosten. Die Aktie notiert jetzt nämlich an der oberen Begrenzungslinie ihres Abwärtstrends. Börsianer setzen auf den Sprung aus dem Trendkanal nach oben.

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