BILANZ: Was hat die Finanzkrise im Private Banking bewirkt? Andreas Beck: Beim ersten Test zeigten sich die Banken sehr selbstbewusst. Die Krise hatte noch keinen Einfluss auf die Kundenberatung. Das Niveau der Anlagevorschläge war recht schwach. Beim zweiten Test war die Verunsicherung deutlich spürbar. Es gab kaum langfristig ausgerichtete Vorschläge. Und jetzt herrscht wieder Aufbruchstimmung. Viele Präsentationen waren sehr überzeugend. In den ersten beiden Tests gab es keine Note unter 2, jetzt gleich acht. Wie kam es dazu? Die Banken haben aus den Fehlern der vergangenen Jahre gelernt. Die Auswahl der Produkte ist viel stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet. Der Anteil verschachtelter Produkte mit hohen Gebühren ist markant zurückgegangen. Diese Qualitätssteigerung hat auch damit zu tun, dass die Kunden seit der Bankenkrise kritischer geworden sind. Wie beurteilen Sie die Beratungsqualität in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland? Die Qualität und Kundenorientierung ist bei den Kantonal- und Regionalbanken in der Schweiz aussergewöhnlich hoch. Bei Landesbanken oder Sparkassen in Deutschland ist das Private Banking grösstenteils in einem erbärmlichen Zustand. Wieso schneiden die Privatbanken in der Schweiz nicht besser ab? Das ist wirklich schwer zu verstehen. Eigentlich ist es für den ganzen Finanzplatz peinlich, wenn die Kantonalbanken den renommierten Privatbanken den Rang ablaufen. Sind die Privatbanken diese Art von Kundenkontakten nicht gewohnt? Möglich. Ich empfehle allen, die wie in unserem Rating ein Vermögensverwaltungsmandat vergeben wollen, Vergleichsofferten einzuholen und allenfalls mit Hilfe eines Experten zu vergleichen. Andreas Beck ist Gründer und Leiter des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) in München. Das Institut analysiert im Auftrag von BILANZ die Anlagevorschläge für das Private-Banking-Rating. Beck ist Co-Autor des Buches «Wahnsinnig reich», das soeben im Context Verlag erschienen ist.
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