Lateinamerika ist für viele Investoren Terra incognita. Zugegeben, es gab und gibt immer wieder Finanz-, Währungs- oder Staatskri-sen. Direktinvestitionen an den Aktienmärkten sind entsprechend heikel. Aber trinken Sie etwa keine Milch, nur weil Sie keine Kuh melken können? Eben. Darum sollte jeder Anleger in Lateinamerika einige Grundregeln beachten.
Das A und O von Investments in allen Emerging Markets ist die Präsenz vor Ort. Versuchen Sie nicht, von der Schweiz aus Rosinen in Lateinamerika zu picken. Sie werden enttäuscht werden. Wenn es gute Gründe für Investitionen in Fonds gibt, dann in den Emerging Markets. Die Informationsbeschaffung ist meist nur lokal möglich, die Liquidität in einem Titel kann problematisch sein, ebenso die Währungsentwicklung, nicht zu sprechen vom sich schnell ändernden wirtschaftlichen Umfeld. Und allen, die sich einmal zu einem Kauf eines Exoten hinreissen liessen, blieben vor allem die Transaktionskosten in Erinnerung.
Was nicht heisst, dass es in Lateinamerika keine Rosinen zu picken gibt. Ganz im Gegenteil, die Region ist um Lichtjahre besser als ihr Ruf – wenn man sie kennt. Franklin Templeton Investments pflegt seit fünfzig Jahren einen Bottom-up-Ansatz, der sich auf das Stock-Picking konzentriert, ungeachtet der Nationalität oder Herkunft der Firma. Unser Lateinamerika-Team findet zum Beispiel in Brasilien viele unterbewertete Unternehmen mit guter Marktposition.
Es ist kein Zufall, dass die Hälfte des Fondsvermögens des Templeton-Lateinamerika-Fonds in Brasilien investiert ist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben auf Basis der Gewinne der nächsten zwölf Monate ist diese Börse eine der günstigsten aller Emerging Markets. Sie hat zudem eine gesunde Dividendenrendite von vier Prozent. Die Wirtschaft wächst dieses Jahr mit schätzungsweise vier Prozent, und auch die Verschuldungssituation hat sich stark verbessert. Die Realzinsen liegen mit zehn Prozent allerdings noch immer auf einem hohen Niveau.
Je nach Beurteilung der Perspektiven der Unternehmen, in die wir investieren, kann sich das Gewicht eines einzelnen Landes ändern. Damit ergibt sich automatisch ein Risikoausgleich zwischen den Märkten. Mexiko als weiterer wichtiger Markt profitiert zum Beispiel stark vom Aufschwung in den USA. 90 Prozent der Exporte gehen ins nördliche Nachbarland.
Das Wirtschaftswachstum sollte 2004 ebenfalls rund vier Prozent erreichen.
Mexikanische Aktien weisen allerdings nach dem Kursanstieg im ersten Halbjahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf auf. Sie sind damit fair bewertet und nicht so attraktiv wie Titel in Brasilien.
Lateinamerika ist eine Region mit viel Potenzial. Rückschläge sind aber an der Tagesordnung. Genau dann finden wir die besten Kaufgelegenheiten, das heisst die meisten unterbewerteten Unternehmen. Investments halten wir meist über mehrere Jahre, bis sich der faire Wert realisieren lässt. Jene Anleger fahren deshalb am besten, die langfristig denken und regelmässig investieren. Eine Regel, die im Übrigen für alle Emerging Markets gilt.
Persönlich investiere ich mein ganzes Vermögen in Emerging Markets, was bei vielen Investoren nicht in Frage kommt. Die ganze Region Lateinamerika in einem Fonds abzudecken, ist in den meisten Fällen die beste Lösung. Nehmen Sie dazu noch einen Fonds in Asien, und Sie haben die Wachstumsregionen von morgen im Portfolio.