Auch die Hausse der vergangenen Monate hat mich nicht zum Goldjünger bekehrt. Zwar mag ich Gold am Finger – doch Gold im Depot? Zugegeben, die Performance ist beeindruckend. Wer 2001 das Edelmetall kaufte, kann sich an einem Wertzuwachs von 74 Prozent erfreuen. Doch Hand aufs Herz: Haben Sie vor drei Jahren, als der Preis im Keller lag, den Mut zum Einstieg aufgebracht? Ein anderes Bild zeigt sich im Langfristvergleich. Über die vergangenen zehn Jahre waren mit Gold gerade mal 19 Prozent zu verdienen. Oder seit Mitte der Siebzigerjahre – damals spielte der Ölpreis verrückt, die Flucht ins Gold liess den Unzenpreis auf rund 900 Dollar klettern – ist der Goldpreis um rund die Hälfte gefallen.

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Nicht solche Rechenübungen gemahnen mich beim Gold zu Mässigkeit. Vielmehr sind es die Faktoren, die für den Preisauftrieb verantwortlich sind. Damit meine ich nicht einmal so sehr die Nachfrage der arabischen und asiatischen Schmuckindustrie als vielmehr neu aufkeimende Inflationsängste.

Den grössten Anteil an der Hausse jedoch hat der kränkelnde Dollar. Je tiefer der Dollar, desto höher der Goldpreis. Aus dieser Ecke droht allerdings auch die grösste Gefahr für einen Goldsturz. Eines nicht mehr allzu fernen Tages dürfte US-Präsident George W. Bush seine für die Welt ruinöse Politik aufgeben, die lendenlahme Inlandwirtschaft mittels eines schwindsüchtigen Dollars kurieren zu wollen. Wenn darauf der Dollar wieder Boden findet, ist es mit der Goldhausse vorbei.

Dann haben die Profispekulanten, die sich seit geraumer Zeit im Goldmarkt tummeln, ihre Gewinne längst ins Trockene gebracht. Das Nachsehen haben, nicht zum ersten Mal, die Privatanleger. Diese machen sich meistens auch kaum Gedanken über den negativen Währungseinfluss. Zwar hält die zur Schwindsucht neigende US-Währung den Goldpreis auf Trab, nagt gleichzeitig aber auch an den Gewinnen nicht amerikanischer Investoren. Währungsbereinigt nämlich schmilzt der 74-prozentige Wertzuwachs der vergangenen dreieinhalb Jahre auf noch magere 11 Prozent.

Beim Goldpreis spielen einfach zu viele unwägbare Begleitumstände mit. Wer auf Sicherheit aus ist, der sollte sich besser an Obligationen erstklassiger Schuldner halten. Denn da kassiert man wenigstens ein (wenn auch dieser Tage kleines) Entgelt für sein Investment. Der Zinseszins-Effekt jedenfalls ist eindrücklich: Wer 100 000 Franken zu vier Prozent anlegt, besitzt nach zehn Jahren 148 024 Franken – plus 48 Prozent. Nach 18 Jahren hat sich das Kapital verdoppelt. Da lässt sich sogar verschmerzen, dass nach Steuern rund ein Drittel weniger übrig bleibt.

Erwerben Sie Gold als Schmuck. Und falls Sie immer noch in edle Metalle investieren wollen, dann sollten Sie diese nur zur Depotbeimischung heranziehen. Fünf bis allerhöchstens zehn Prozent des Portefeuillewertes reichen vollauf. Möglichkeiten bieten beispielsweise Goldbarren, Gold Bullion Securities oder Zertifikate. Geben Sie sich zurückhaltend bei strukturierten Produkten auf Edelmetalle; viele Geldhäuser nutzen die Gunst der Stunde und lancieren zum Teil höchst abenteuerliche Finanzprodukte. Vorsicht ist bei Goldminen-Aktienfonds angesagt. Denn deren Wertentwicklung ist nicht nur vom Börsentrend, sondern auch vom Dollar beeinflusst – weshalb in den letzten zwölf Monaten die meisten Goldfonds Verluste eingefahren haben.