Apple ist eine sichere Bank, Top-Aktie, eine Goldgrube für Anleger. Daran hätte in den vergangenen Jahren niemand gezweifelt, das Papier schrieb immer neue Positivrekorde. Kein Wunder ist die Apple-Aktie noch immer der beliebteste US-Titel. Umso herber fiel die Enttäuschung der Anleger Ende April aus, als die Aktie nach der Publikation der schwächeren iPhone-Verkäufe radikal tauchte und jetzt weniger als 100 Dollar wert ist.

Die Verluste trafen die erfolgsverwöhnten Investoren zwar nicht völlig überraschend, aber in schmerzhaftem Ausmass. Zumal den Apple-Anlegern für lange Zeit keine Erfolgsmeldung gigantisch genug sein konnte – was sich oft in einem Absacken des Aktienkurses zeigte, selbst wenn Apple hervorragende Zahlen oder neue Bestseller präsentierte. Die Erwartungen waren einfach immer noch ein bisschen höher gewesen.

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Hype um Apple-Aktie symptomatisch für den Konzern

Der Hype um das Apple-Papier ist dabei symptomatisch auch für die Börsenhistorie des Konzerns, sie ist wie die Entwicklung des Unternehmens selbst oft eine Geschichte der Extreme. Längst nicht in allen Zeiten war der Kauf des Papiers empfehlenswert – auch wenn es langfristig Traumrenditen vorweisen kann.

Der Auftakt gelang furios: Apple startete 1980 als erstes Garagenunternehmen auf dem Parkett, sechs Jahre übrigens vor dem Erzrivalen Microsoft. Der IPO war damals der grösste, seitdem Autobauer Ford 1956 den Schritt gewagt hatte. Das Papier von Apple legte am ersten Tag um 30 Prozent auf knapp 29 Dollar zu und machte die ersten 300 Anteilseigner schwerreich. 40 der Millionäre über Nacht waren Mitarbeiter von Apple.

Abhängig von Mac-Verkäufen

Bereits in den Achtzigern kam das erste Tief, so richtig harzig wurde es allerdings Mitte der Neunziger. Das Unternehmen stand vor der Insolvenz, während Konkurrent Microsoft mit Windows 95 triumphierte. Damals stand Apple vor dem gleichen Dilemma wie heute mit dem iPhone: Das Unternehmen war zu stark von den Mac-Verkäufen abhängig. Sobald die Nachfrage sank, kam der Konzern ins Straucheln, die Aktie dümpelte bei einem Wert um die 10 US-Dollar.

Mit der Rückkehr von Steve Jobs konnte Apple mit dem iMac noch einmal punkten, auch wenn zu Beginn des Millenniums die Dotcom-Blase das Papier unter Druck setzte. Erst in den darauffolgenden Jahren befreite Apple sich von seiner Abhängigkeit von Computern, mit dem Erfolg des iPods und schliesslich des iPhones. Das Kult-Smartphone bescherte der Apple-Aktie einen sagenhaften Boom, in den Jahren nach 2012 vervierfachte das Papier seinen Wert bis zum Höhepunkt von knapp 700 US-Dollar. Die Apple-Aktie wurde zum Jackpot für Anleger, auch bereits vor dem Aktiensplit von 1:7 im Jahr 2014.

Apple steht vor einem altbekannten Dilemma

Diese Karte, so zeigt das Straucheln im April, ist aber nahezu ausgereizt. Der iPhone-Markt im Westen und den USA ist weitgehend gesättigt, China als grösster Apple-Wachstumsmarkt problematisch, da politisch unzuverlässig. Vor allem aber befindet sich der Konzern in einem altbekannten Dilemma: Wieder einmal fehlt die zündende Idee, welches Produkt der nächste Bestseller werden könnte. Kommt mit dem nachlassenden Interesse am iPhone also eine neue Eiszeit auf Apple zu?

Grossinvestor Carl Icahn jedenfalls hat die Reissleine gezogen und seine Anteile mit einem Gewinn für 2 Milliarden US-Dollar verkauft. Das bröckelnde Vertrauen der Anleger hat CEO Tim Cook zu einer Verteidigungsrede veranlasst: Die Reaktion der Wall Street sei überzogen, sagte er im US-Fernsehen und rief in Erinnerung, dass 10 Milliarden Dollar Quartalsgewinn nicht zu verachten seien. Die Anleger haben ihm anscheinend noch einmal ihr Vertrauen geschenkt: Am Tag nach der TV-Rede lag das Apple-Papier erstmals seit Ende April im Plus. Mittelfristig aber wird Tim Cook andere Antworten liefern müssen.