Regierungen und Zentralbanken werden die Marktentwicklung 2023 prägen, im Mittelpunkt dürfte dabei der Kampf gegen die hartnäckige Inflation stehen. Dafür werden sie Marktvolatilität und schwächeres Wirtschaftswachstum in Kauf nehmen. Das aktuelle Umfeld und die Entwicklung, die in den kommenden Monaten zu erwarten ist, waren in der Vergangenheit Vorboten einer globalen Rezession, von der wir auch in unserem Basisszenario für das kommende Jahr ausgehen. Sollte es jedoch nicht gelingen, die Inflation einzudämmen, droht Haushalten und Unternehmen langfristiger Schaden.

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Für eine Rezession im Jahr 2023 sprechen Angebot und Nachfrage am Energiemarkt, rückläufige Kapitalströme und Handelsvolumen sowie die sinkende Pro-Kopf-Produktion. Allerdings sind Haushalte, Unternehmen und Banken heute weitaus besser auf einen möglichen Abschwung vorbereitet, weshalb Verweise auf Parallelen der letzten Jahre verfehlt wirken.

Natürlich ist eine Rezession immer schmerzhaft, wir rechnen jedoch nicht mit einem grossen Abschwung. Mit Ausnahme Chinas werden die meisten grossen Volkswirtschaften im kommenden Jahr voraussichtlich stagnieren oder leicht schrumpfen. Die Arbeitslosenquoten werden wohl steigen, jedoch bei weitem nicht das Niveau der Jahre 2008 und 2020 erreichen. Und durch den Abbau von Arbeitsplätzen sowie rückläufige Verbrauchernachfrage sollte die Inflation im Jahr 2023 sinken.

Über den Autor

Roger Bootz ist Country Head Switzerland and Liechtenstein bei Vanguard.

Folgen für den Anleihemarkt

Die US Federal Reserve, die Europäische Zentralbank und die Bank of England werden die Zinsen im nächsten Jahr weiter anheben, um die Inflation einzudämmen. Wie hoch die Anleiherenditen letztlich steigen werden, hängt davon ab, wie weit und bis wann die Zentralbanken die Zinsen anheben – was wiederum von der Inflationsentwicklung abhängen wird.

Kurzfristig sind steigende Zinsen für Anlegende schmerzhaft, sie haben jedoch auch einen weiteren Effekt: Höhere Ausgangszinsen bedeuten höhere erwartete Renditen für die Assetklasse, weshalb die Prognosen für die kommenden zehn Jahre angepasst werden können – für Schweizer Anlegerinnen und Anleger ist dies nun in den nächsten zehn Jahren eine Rendite globaler Anleihen (abgesichert in Schweizer Franken) von 1,0 bis 2,0 Prozent pro Jahr, verglichen mit den –0,7 bis 0,2 Prozent jährlichen Renditen, die auf der Grundlage der Daten des letzten Jahres prognostiziert wurden. 

Anders ausgedrückt: Das Vermögen von Anlegenden mit einem angemessenen langfristigen Anlagehorizont dürfte Ende des Jahrzehnts höher sein, als noch vor einem Jahr vorhergesagt.

Folgen für den Aktienmarkt

In Anbetracht höherer Zinsen, steigender Inflation und geopolitischer Risiken sehen sich Anlegerinnen und Anleger gezwungen, ihre rosigen Zukunftserwartungen zu überdenken. Doch auch hier gibt es einen Silberstreif am Horizont: Durch den Bärenmarkt des Jahres 2022 sind unsere globalen Aktienmarktprognosen gestiegen.

Für Schweizer Anlegende sind Renditen globaler Aktien (ohne Absicherung) von 2,8 bis 4,8 Prozent pro Jahr zu erwarten. In diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sollten Berater die langfristigen Ziele ihrer Kundinnen und Kunden nicht aus den Augen verlieren und an einer global diversifizierten Asset-Allokation aus Aktien und Anleihen festhalten.

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