Die Performance ist der reine Horror. Während der deutsche Aktienindex mit dem DAX auf Sicht von zwölf Monaten um die Nulllinie stagniert und der SMI – insbesondere wegen der steilen Performance des Schwergewichts Nestlé sogar zehn Prozent im Plus liegt –, verzeichnen Autoaktien und die Zulieferer des Sektors reihenweise Kursverluste.

Daimler hat 10 Prozent an Wert verloren, BMW 15 Prozent, Feintool notiert 40 Prozent unter dem Niveau vor einem Jahr, Autoneum hat sich halbiert und Elring Klinger gar 60 Prozent eingebüsst. Grund für die Kursstürze sind schwache Absatzzahlen bei Autos. Der Dieselskandal, verstärkter Umweltschutz und damit verbunden neue Abgasvorschriften und der neue Abgasstandard WLTP setzen dem Autoabsatz zu. Zu allem Überfluss kommt dazu auch noch der von den USA angefachte Handelsstreit.

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Autos – der Absatz fiel 2018 erstmals seit fast zehn Jahren…

Nachdem die Zahl der Neuzulassungen bei Autos zwischen 2009 und 2017 um insgesamt 50 Prozent gestiegen war, kam es so im vergangenen Jahr zum ersten Minus seit acht Jahren.

Mit 83,7 Millionen Stück wurden in 2018 rund 1,1 Prozent weniger Autos abgesetzt als im Jahr davor. Für dieses Jahr gehen Branchenorganisationen wie der deutsche Verband der Automobilindustrie VDA sogar davon aus, dass der Absatz um 5,0 Prozent auf 79,5 Millionen Stück schrumpfen wird.

… im Juni gab es aber wieder schöne Zugewinne

Nun aber keimt aber neue Hoffnung für den Sektor auf und möglicherweise kommt es zur erhofften Trendwende. Denn die Absatzzahlen im zweiten Quartal und insbesondere im Juni zeigen teils steil nach oben. So wurden in China im Juni mit 1,8 Millionen Fahrzeugen 4,9 Prozent mehr Autos verkauft als ein Jahr zuvor.

Das war der erste Monat im Reich der Mitte mit einem Absatzplus seit zwölf Monaten. Dann Porsche. Hatte der Sportwagenbauer im ersten Quartal wegen Umsetzungsproblemen mit dem neuen Abgasstandard WLTP noch ein Absatzminus von zwölf Prozent zum Vorjahreszeitraum gemeldet, so schaffte der Konzern aus Zuffenhausen in Stuttgart im zweiten Quartal überraschend den Sprung zurück in die Wachstumszone.

China beschleunigt stark…

Insbesondere ein enormes Absatzplus in China zwischen März und Juni von 28 Prozent brachte dem Konzern im Dreimonatszeitraum einen Anstieg bei den neu verkauften Wagen im zweiten Quartal von zwei Prozent. Oder BMW. Der Münchner Autobauer verbuchte im Juni nicht nur ein Absatzplus von 0,7 Prozent, sondern schaffte mit mehr als 1,25 Millionen abverkauften Fahrzeugen im ersten Halbjahr sogar einen neuen Absatzrekord.

Hoffnung bringen aber nicht nur die Zulassungszahlen, sondern auch die Branche selbst. Denn der Sektor wird umgebaut. Daimler verordnet sich eine neue Struktur, Peugeot PSA hat den 2017 von General Motors übernommenen Hersteller Opel wieder auf dem Weg nach oben gebracht.

… und E-Mobilität könnte zum neuen Wachstumstreiber werden…

Und auch bei E-Mobilität scheinen die Autohersteller aus dem Tiefschlaf erwacht zu sein. So will beispielsweise Audi bis 2025 20 reine E-Fahrzeuge auf den Markt bringen und damit zum führenden Anbieter im Premium-Segment werden.

Zwar wird BMW-Chef Harald Krüger nach rund fünf Jahren im Amt im April 2020 seinen Posten räumen, doch auch die Münchner setzen massiv auf E-Mobilität. Schon in vier Jahren soll es 25 Modelle mit E-Antrieb geben und Krüger will die Zahl jedes Jahr um ein Drittel steigern. Möglicherweise legt sein Nachfolger bei E-Autos ein noch höheres Tempo vor.

… dazu kommen neue Zusammenschlüsse

Und jetzt legt mit VW der grösste Autobauer der Welt sogar noch nach. Denn die Wolfsburger wollen gemeinsam mit dem US-Konzern Ford bei E-Autos und autonomem Fahren kooperieren. Das setzt die Konkurrenz zusätzlich unter Druck und dürfte den gewonnen Schwung im E-Bereich weiter antreiben.

Ford und Volkswagen spannen bei Autos der Zukunft zusammen

Volkswagen plant mit Ford eine umfassende Kooperation bei Elektroautos und selbstfahrenden Fahrzeugen. VW steigt bei Ford-Tochter Argo AI ein. Mehr dazu hier.

Ob E-Auto-Pionier Elon Musk mit seinen Tesla da mithalten kann scheint fraglich. Zwar stellte der US-Autobauer im zweiten Quartal mit 95'000 verkauften E-Fahrzeugen einen neuen Absatzrekord auf und will im Gesamtjahr 360'000 bis 400'000 Fahrzeuge verkaufen. Doch nach vielen Jahren mit Verlust ist auch in diesem Jahr die Gewinnzone noch lange nicht erreicht. Zudem scheint Tesla-CEO wie ein Hans-Dampf in allen Gassen und das könnte noch viele (Finanz-)Probleme nach sich ziehen.

Paragon – gut im Geschäft mit Batterien

Der beschleunigte E-Trend und die Rückkehr der Autokäufer könnten den Auto-Aktien wieder einen Schub versetzen. Auch die Zulieferer der Branche dürften davon profitieren. Allerdings sind Titel, die stark auf den herkömmlichen Antriebsstrang und Verbrennungsmotorbau ausgerichtet sind weiterhin gefährdet. Der Hersteller von Zylinderkopfdichtungen für Diesel und Benziner Elring Klinger dürfte da noch schwere Zeiten vor sich haben.

Anleger setzen deshalb bei Zulieferern der Branche auf Firmen wie Paragon oder STS Group. Paragon hat einen starken Fokus auf neue Technologien und Megatrends wie Lithium-Ionen-Batterien, Kinematik und künstliche Intelligenz und notiert unter Buchwert.

STS Group – Gewichtsreduktion der Autos steht im Fokus

STS Group dagegen entwickelt Bauteile, die das Gewicht der Fahrzeuge senken und damit einen wichtigen Bestandteil der Umweltdiskussion enthalten. Da auch E-Autos so leicht wie möglich sein sollen, ist das Unternehmen vom Wandel zur E-Mobilität kaum betroffen. Autoneum ist mit verschiedenen Bauteilen für Fahrzeuge auch beim E-Trend mit dabei und konnte den Umsatz in 2018 im schwierigen Marktumfeld rein organisch sogar um 3,7 Prozent ausbauen.

Autoneum – im nächsten Jahr ist auf der Gewinnseite mit dem Turnaround zu rechnen

Allerdings gibt es Belastungen durch Ineffizienzen und Neuanläufe in den USA sowie im Geschäft in China und erst für nächstes Jahr sind auf der Gewinnseite „substanzielle“ Besserungen angekündigt. Nach dem Kursrutsch auf das tiefste Niveau seit 2013 steigen risikofreudige Anleger schon jetzt ein.

Mit seinen Produkten aus dem Bereich Feinschneiden ist Feintool ebenfalls auf Leichtbau spezialisiert. Der Autozulieferer konnte den Umsatz im ersten Quartal sogar um 7,5 Prozent ausbauen. Wegen der Unsicherheiten im Handelsstreit hat das Unternehmen nach Vorlage der Quartalszahlen Ende April aber auf einen konkreten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr verzichtet. In Zeiten der Unsicherheit war das für Anleger zu viel und die Aktie büsste innert weniger Tage rund 20 Prozent an Wert ein. Feintool ist damit allerdings ein Wert mit hohem Aufholpotential.

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