Viele «Beach»-Aktien − Titel von Airlines, Vergnügungsparks oder Reisedetailhändlern − steigen wieder, obwohl die Krise im Tourismus noch nicht vorbei ist. Wird dieser Aufwärtstrend anhalten − oder brennt hier ein Strohfeuer?
Angesichts der Pandemie durfte es nicht überraschen, dass Dividendentitel von Reise- und Tourismusunternehmen deutlich an Wert eingebüsst haben.
Heute stellt sich die Situation anders dar. Die Impfkampagne macht, wenn auch hier in Europa eher schleppend, Fortschritte und im Laufe dieses Jahres wird man wohl davon ausgehen können, dass ein Gros der europäischen Bevölkerung geimpft sein wird.
Da die Börsen nach vorne blicken, kann es nicht verwundern, dass sich die Kurse dieser Titel erholen. Eine Warnung sei angebracht: Ein erneutes Auflodern der Pandemie würde diese Titel besonders hart treffen.
Welche internationalen Aktienbörsen dürften sich in diesem Jahr besonders stark entwickeln?
2021 ist das Jahr der Konjunkturzykliker in den Industrieländern. Hierfür sind de facto drei Faktoren massgeblich: Die konjunkturelle Erholung nimmt Gestalt an. Gleichzeitig sind nur wenig Störfeuer von der Zinsfront zu erwarten.
Last, but not least, sind klare Fortschritte bei der Eindämmung der Pandemie zu erkennen. Am besten erfüllen die Börsen in den USA und der Eurozone diese Kriterien. Ferner profitieren konsumorientierte Small Caps, wenn die Ausgangssperren gemildert werden. Schwellenländer leiden nach wie vor unter der Pandemie.
Der Euro zeigt in letzter Zeit Stärke. Wie wird sich die EU-Währung langfristig zum Schweizerfranken entwickeln?
Die in den vergangenen Monaten beobachtete Stärke des Euros werten wir als eine direkte Konsequenz der Geldpolitik der Schweizer Zentralbank SNB, welche in den zurückliegenden Monaten weiter in Fremdwährungen interveniert hat und unter anderem Eurotitel angekauft hat.
Ohne derartige Interventionen hat der Schweizerfranken eine Tendenz zur Stärke, insbesondere gegenüber dem US-Dollar, aber auch gegenüber dem Euro.
«2021 ist das Jahr der Konjunkturzykliker in den Industrieländern.»
Blicken wir auf das allgemeine Börsengeschehen: Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?
Die, wenn auch schleppende, Impfkampagne hat dazu geführt, dass die Corona-Krise trotz der nach wie vor hohen Infektionsraten und menschlichen Tragödien im Moment kaum mehr das Börsengeschehen beeinflusst.
Gleichwohl darf sie nicht ad acta gelegt werden. Ein weiterer
deutlicher Anstieg und damit verbundene Ausgangsbeschränkungen könnten die Weltbörsen leicht ins Schwanken bringen. Zum anderen fragen sich Investoren, wie es mit der Inflation weitergeht.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Schweizer Börse ist sehr stark von eher defensiven Sektoren wie beispielsweise Pharma oder Konsum geprägt. Diese Werte haben in einer zyklischen Erholung die Tendenz, dem Markt zu folgen. Andererseits ist eine leichte Erholung der Zinsen ein klarer Vorteil für Finanzwerte. In der Summe wird man aber davon ausgehen müssen, dass die Schweizer Börse sich weiter erholen, aber dem allgemein positiven Trend folgen wird.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Aufgrund des eher defensiven Charakters hat sich die Schweizer Börse seit Jahresbeginn unterdurchschnittlich zu den vergleichbaren grossen Börsen entwickelt. Wir erwarten eine positive Wertentwicklung analog dem Unternehmensgewinnwachstum.
Entsprechend erwarten wir auf Sicht von zwölf Monaten eine Börsenentwicklung in der Grössenordnung von 5% bis 10%. Gleichwohl wird die Schweizer Börse wohl den mehr zyklisch dominierten Börsen nachlaufen.
Das Interview wurde schriftlich geführt.