Sie waren sich noch nie sehr zugetan, Raymond und Mike Bär. Dennoch ist der Ausgang des schon länger schwelenden Familienzwists überraschend: Michael Bär hat das Bankhaus verlassen, Cousin Raymond bleibt als VR-Präsident. Der Streit freut die Anleger; die Bär-Aktien zogen in den letzten Tagen deutlich an. Denn die Familie Bär hat den Wechsel im Management dazu genutzt, einen schon längere Zeit vorliegenden Plan umzusetzen: die Einführung der Einheitsaktie. Damit geben die Bärs ihre Mehrheit ab. Neu sind zwei Drittel der Titel im Publikum gestreut. Das Bankhaus darf endlich als echte Publikumsgesellschaft mit anständiger Marktliquidität bezeichnet werden.

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Überhaupt sehe ich für das Institut nun völlig neue Perspektiven. So liegt auf der Hand, dass ausländische Grossbanken bei verkaufswilligen Familienmitgliedern anklopfen werden – sofern sie dies nicht bereits getan haben. Spätestens dann wird frischer Schub in die Aktie kommen. Bereits ist der Discount, der auf Grund der dualen Aktionärsstruktur bislang auf dem Kurs lastete, verpufft. Möglich wäre jedoch auch, dass Bär nun selbst auf Einkaufstour geht und die eigenen Aktien als Akquisitionswährung einsetzt. Die Bär-Papiere haben also klar an Attraktivität gewonnen; kurzfristig jedoch ist die Luft etwas draussen, langfristig zähle ich die Aktien zu meinen Favoriten.

Von Roll. Bei mir weckt dieser Name Assoziationen zu Missmanagement und verschlafenen Chancen. Seit zwanzig Jahren jagt eine Restrukturierung die nächste, müssen Aktionäre, Obligationäre und Banken Gelder abschreiben. Der Aktienkurs ist seit 1990 um 99,3 Prozent abgeschmiert! Nach dem Zerfall ist vom einst stolzen Industriekonzern noch ein Häuflein namens Von Roll Isola geblieben.

Mitte Dezember 2004 explodierte der Aktienkurs um über 50 Prozent. Das hat wenig damit zu tun, dass die im Bereich Elektroisolation tätige Von Roll Isola wieder auf Gewinnkurs segelt. Den Kursanstieg ausgelöst hat vielmehr die Meldung, dass Thomas Straumann, Oskar Ronner und Rudolf Maag einsteigen wollen. Dazu übernahm die Investorengruppe von der Credit Suisse 27,9 Millionen Call-Warrants auf Von-Roll-Aktien zum geschätzten Kaufpreis von 2,2 Millionen Franken. Die Optionen sollen bis Mitte März 2005, dem Ende der Laufzeit, in Aktien gewandelt werden. Die drei würden dann gut ein Fünftel an Von Roll halten.

Die Börse scheint also von den Fähigkeiten des Trios mehr zu halten als von jenen des Von-Roll-Managements. Doch da erwarten die Aktionäre zu viel: «Für uns ist das lediglich ein Investment. Ins operative Geschäft wollen wir nicht eingreifen», hat mir Thomas Straumann, Hauptaktionär beim Dentalimplantate-Hersteller gleichen Namens, versichert. Ob neben Oskar Ronner noch eine weitere Person im Verwaltungsrat Einsitz nimmt, «ist Bestandteil von Gesprächen». Nun hat sich jedoch der Optionskurs vorübergehend fast verdreifacht. «Wir haben keine einzige Option verkauft», macht jedoch Staumann klar. Ist also die Von-Roll-Aktie tatsächlich so attraktiv? Für meinen Geschmack sind die Titel zu volatil und eignen sich nur für Anleger, die auf eine Spekulation aus sind. Wer keine hohen Risiken eingehen will, sollte die Hände davon lassen.

Es war der grosse Knaller vom Sommer 2003: die fristlose Entlassung von Reto Hartmann als Valora-CEO wegen «gravierender Kompetenzüberschreitungen». Während der Gefeuerte wie ein begossener Pudel dastand, zelebrierte der siegreiche Peter Küpfer seinen Triumph genüsslich. Flankiert von der Swissair-Ikone Beatrice Tschanz – sie in der Funktion als VR-Mitglied –, drosch Valora-Präsident Küpfer vor versammelter Journalistenschar auf den CEO ein. Ich erinnere mich allerdings noch an eine andere Aussage, die Küpfer damals am Rande gemacht hat. Sie lässt den spektakulären Rausschmiss rückblickend in einem weniger gloriosen Licht erscheinen. Der Valora-Präsident setzte sich nämlich das Ziel, den Aktienkurs binnen zweier Jahre von damals 280 auf 400 Franken zu steigern. Und wo steht der Börsenkurs heute, eineinhalb Jahre später? Bei mageren 300 Franken: Trotz einer attraktiven Dividendenrendite von über drei Prozent kommt die Aktie einfach nicht vom Fleck.

Der pikante Hintergrund zu Küpfers Kursziel: Der Konflikt mit Hartmann war entstanden, nachdem der milliardenschwere Brasilien-Schweizer Jorge Lemann Interesse an einer Übernahme von Valora gezeigt hatte. In den Gesprächen mit Reto Hartmann stand damals ein Preis von 320 bis 350 Franken pro Aktie zur Diskussion. Einen solchen Betrag stufte Küpfer indes als viel zu niedrig ein. Seine Aufgabe sei es schliesslich, das Beste für die Aktionäre herauszuholen, betonte er.

Ein halbes Jahr hat der Valora-Präsident nun noch Zeit, den Börsenkurs auf die angepeilten 400 Franken hochzutreiben, was einer Performance von 25 Prozent in sechs Monaten entsprechen würde. Da muss sich Peter Küpfer (der weitere VR-Mandate bei Julius Bär, Unaxis, Holcim und Swisscom besitzt) wohl noch einiges einfallen lassen. Vielleicht zaubert er ja plötzlich einen neuen Übernahmeinteressenten aus dem Hut. Angesichts der tiefen Bewertung – der Börsenkurs notiert auf dem gleichen Niveau wie vor 17 Jahren – hätte die Valora-Aktie einen Weckruf verdient.

Kennen Sie Erwin Heri? Wer kennt ihn nicht, werden Sie vielleicht nun sagen, den omnipräsenten Bestsellerautor, begnadeten Selbstinszenierer, selbst ernannten Börsenguru, Kolumnisten und Professor an der Uni Basel. Eine kleine Auswahl von Heri-Anlagetipps: «Ich bin für das Börsenjahr 2000 grundsätzlich optimistisch» («SonntagsZeitung», Dezember 1999). Drei Monate später platzte die grösste Börsenblase der Geschichte. Oder: «Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. Man kann an der Börse immer einsteigen und muss nicht auf die nächste Korrektur warten» («Neue Luzerner Zeitung», November 2000). Wer jedoch das Pech hatte und zum Allzeithoch ein halbes Jahr davor in den Schweizer Aktienmarkt einstieg, ist auch vier Jahre später noch Lichtjahre davon entfernt, die Verluste wettgemacht zu haben. Im November 2001 meinte Heri in «Cash»: «Die Krise ist schon ausgestanden. Die Erholung verläuft nach klassischem Muster.» Nur ging die Talfahrt flott weiter, der SMI verlor weitere 44 Prozent.

Vergessen sind die falschen Tipps von gestern. Ebenso die Tatsache, dass unter Heri als Chef-Anlagestratege der Credit Suisse Financial Services und der «Winterthur» auf Grund seiner Anlagemisserfolge 3,2 Milliarden Franken an Kursverlusten abgeschrieben werden mussten. Mitte 2002 hatte Heri daraus die Konsequenzen zu ziehen und nahm den Hut. Kürzlich gab Erwin Heri in einem Interview wieder Rezepte für Anleger ab, wie diese Verluste vermeiden können. Und wie können Sie Verluste vermeiden? Ganz einfach: Meiden Sie Heris Tipps!