Die UBS hat also ihre drei Privatbanken zusammen mit GAM, einem Anbieter alternativer Finanzprodukte, an Julius Bär verkauft. Chapeau, Marcel Ospel. Dass die Bären dafür die hohe Summe von 5,6 Milliarden Franken hinblättern wollen, spricht für das Verhandlungsgeschick der UBS-Manager. Dennoch frage ich mich, welches ihre tatsächlichen Beweggründe waren, die Privatbankeneinheit zu verhökern.

Am Branding kann es wohl kaum gelegen haben; für die fusionserprobten Topmanager des globalen Bankkonzerns wäre es ein Leichtes gewesen, den vier Firmen die Einheitsmarke aufzudrücken. Sie haben es nicht getan, sondern alles abgestossen. Was für mich darauf hindeutet, dass UBS eine Grossübernahme im Visier hat und mit den Verkäufen – die Mehrheitsbeteiligung an Motor-Columbus soll demnächst ebenfalls versilbert werden – die Kriegskasse aufmöbelt. Mit einer Akquisition könnte das Institut versuchen, seine wachstumsverwöhnten Aktionäre bei Laune zu halten. Denn über die letzten Jahre konnte UBS regelmässig die eigenen Prognosen übertreffen, sei es mit einem Return on Equity von 15 bis 20 Prozent (2004 sogar 25,8 Prozent), den stark gewachsenen Neugeldzuflüssen oder dem zweistelligen Earnings-per-Share-Wachstum. Nach derartigen Rekordresultaten wird es immer schwieriger, das Wachstumstempo beizubehalten.

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Eine mächtige Akquisition, beispielsweise in den USA, wo das Private Banking nicht wunschgemäss läuft, liegt auf der Hand. Schliesslich wurde die UBS durch Übernahmen wie jene von Brinson Partners, O’Connor, S.G. Warburg, Dillon Read und PaineWebber sowie der Fusion mit dem Schweizerischen Bankverein erst zu dem, was sie heute ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marcel Ospel, Drahtzieher all dieser Deals, sich nun mit dem Vorhandenen begnügt. Ein weiteres Indiz, dass sich Grosses tut: Die UBS hat ihr Aktienrückkaufprogramm gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel reduziert. Das tat sie bereits 1999 – kurz bevor PaineWebber aufgekauft wurde.

Der jüngste Superdeal hat sich erstaunlich schwach in den UBS-Aktienkursen niedergeschlagen. Die Valoren vermochten auf die Good News hin gerade mal einige wenige Prozente zuzulegen, und auch die Jahresperformance von 13 Prozent haut mich nicht vom Hocker. Anders Julius Bär: Seit Anfang 2005 rauschten die Titel der Zürcher Privatbank um mehr als 40 Prozent in die Höhe. Zuerst bescherte im Januar dieses Jahres die Einführung der Einheitsaktie den Valoren einen Kursschub von 26 Prozent, danach schlug sich der Einkauf bei UBS in einer Avance von nochmals 19 Prozent nieder.

Die Kursentwicklung der beiden Bankenpapiere hat mich erstaunt, denn üblicherweise ist es umgekehrt; die Aktien des einen Geschäftsbereich verkaufenden Geldhauses steigen, jene der akquirierenden Firma fallen. Kurios mutet mich im Weitern an, dass viele Analysten, die sich bislang gegenüber den Bär-Titeln zurückhaltend gezeigt haben, diese nun euphorisch zum Kauf empfehlen – notabene auf einem inzwischen weitaus höheren Kursniveau.

«Das war ein gekonnter Befreiungsschlag», schwärmte mir ein Portfoliomanager eines Zürcher Bankhauses vor. Der «Befreiungsschlag» jedoch kommt die Bank Bär extrem teuer zu stehen. Es wird einige Zeit verstreichen, bis das Institut den in meinen Augen etwas gar hoch ausgefallenen Übernahmepreis von 5,6 Milliarden Franken – zwei Drittel in bar, der Rest durch Aktien – verdaut hat. Zudem ist die Integration der neuen Einheiten eine teure und langwierige Angelegenheit. Gerade das Zusammenführen verschiedener Bankkulturen erweist sich immer wieder als Knacknuss. Dem Bären ist zwar ein grosser Sprung gelungen; seine Zähne allerdings kann er erst wieder in zwei bis drei Jahren in alter Pracht blecken. Deshalb hält sich mein Optimismus gegenüber den Valoren vorderhand in Grenzen. Zumal die Aktien mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 recht hoch bewertet sind.

Vierzig Milliarden US-Dollar: So viel müssen die Versicherungen bezahlen für die Schäden, die der Wirbelsturm «Katrina» angerichtet hat. Alleine der Schweizer Rückversicherungskonzern Swiss Re hat etwa 1,2 Milliarden Dollar in die USA zu überweisen. Dazu kommen die Schäden aus den Unwettern in der Schweiz, Süddeutschland und Österreich. Die Branche hart getroffen haben daneben auch weitere Naturereignisse wie die Taifune in Japan und China.

Die Häufung solcher Katastrophen hat auch die Kurse der Versicherungsaktien verwüstet. Vor allem die Titel amerikanischer und europäischer Erst- und Rückversicherer wurden arg zerzaust. Nicht zuletzt eher konservativ denkende Investoren haben diesen Werten den Rücken zugekehrt. Zu Unrecht, wie ich meine. Sicher, die Schäden dieses Jahres kommen die Versicherer teuer zu stehen, und die Unwetterrisiken der Zukunft nehmen tendenziell zu. Doch hat die Branche längst gelernt, mit solchen Ereignissen zu leben – und zwar gut zu leben. Viele Versicherungsrisiken werden heute verbrieft, das heisst in Finanzinstrumente wie Cat-Bonds verpackt und dann den Investoren verkauft. BILANZ hat in der letzten Ausgabe darüber berichtet (siehe «Von Kapital überflutet» auf Seite 115). Falls es für die Versicherer dann doch dicker kommt als erwartet, können sie immer noch die Prämien erhöhen. Die schweren Schäden im Süden der USA haben zudem vielen Amerikanern den Nutzen einer ausreichenden Versicherungsdeckung vor Augen geführt.

Versicherungsaktien jedenfalls sind besser als ihr Ruf. Sie bieten einiges an Aufholpotenzial. Allerdings sollten Privatanleger keine Einzeltitel kaufen, denn ihr meist beschränkter Kapitaleinsatz lässt die insbesondere in diesem Börsensegment wichtige Diversifikation kaum zu. Bleiben also Anlagefonds. Nur sind versicherungsbasierte Fonds nicht allzu üppig gestreut. Bank Leu und AIG Private Bank gehören hier zu den Schrittmachern.

Wie hoch ist Ihr Latte-Faktor? Wenn Sie nur Bahnhof verstehen, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Der Latte-Faktor ist das Geld, das Sie täglich für eigentlich verzichtbare Dinge ausgeben, eben für Latte macchiato. Wenn Sie dagegen dieses Geld ansparen, sind Sie in null Komma nichts Millionär. Behauptet zumindest David Bach in seinem Buch mit dem Titel «Automatisch Millionär», Untertitel: «Die bombensichere Anleitung, steinreich zu werden», Unteruntertitel: «So füllen Sie Ihren Geldspeicher!».

Der amerikanische Finanzexperte aus eigenen Gnaden rechnet vor, wie man sich mit bereits kleinen Beträgen innert 40 Jahren locker zum Dollarmillionär hochspart. Zehn Prozent des Lohnes reichten, der Zinseszinseffekt macht es möglich. Und wirklich, bei einem angenommenen Zins von 4 Prozent sind das lächerliche 858 Dollar oder 1065 Franken, die ich beiseite schaffen muss – monatlich wohlgemerkt. Bach dagegen setzt für das Ziel monatlich nur 150 Dollar ein. Sein klitzekleiner Trick: Er kalkuliert mit einer Verzinsung von satten zehn Prozent. Amerika hat viele Finanzexperten.

Übrigens kann man mit dem Latte-Faktor tatsächlich reich werden. Dazu schreibe man Bücher mit hochtrabenden Titeln und simplen Thesen. Das Ganze runde man ab mit Seminaren; jene von Bach wurden angeblich von einer halben Million Millionärswilligen besucht.

Ihr Frank Goldfinger

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