Bundesrat Christoph Blocher will das Aktienrecht revidieren, und zwar weitaus rigoroser, als sich das die Wirtschaft ausgemalt hat. Zu heftigen Diskussionen führte sein Vorschlag, die Inhaberaktien abzuschaffen. Damit will der Justizminister die Stellung des Aktionärs stärken, was wiederum den Unternehmen nicht in den Kram passt. Während die Wirtschaft ihre Lobbying-Maschine anwarf, verlegte sich André Kudelski (Bild) lieber aufs Poltern. Auf die Frage der «SonntagsZeitung», was er tue, falls die Inhaberaktien tatsächlich verschwänden, meinte er: «Das wäre für mich ein Grund, den Hauptsitz von Kudelski in ein anderes Land zu verlegen.» Schon vor einigen Monaten habe ich mich über das etwas gar schnelle Mundwerk von André Kudelski ausgelassen. Damals drohte er, falls sich die steuerlichen Rahmenbedingungen weiter verschlechtern würden, «hätten wir absolut kein Problem, in die Vereinigten Staaten umzuziehen».
Der Chef und Mehrheitsaktionär des gleichnamigen Unternehmens, das Zutrittssysteme für die Fernsehindustrie entwickelt, mag klare Worte – zumindest manchmal. Denn kommt die Rede auf seine Firma, gibt er sich bevorzugt vage, speziell was die Aussichten betrifft. Vor kurzem präsentierte er die Vorjahreszahlen für die Kudelski-Gruppe. Obwohl diese exzellent ausgefallen sind, gerieten die Aktienkurse ins Rutschen. Der Grund: André Kudelski sprach mehrmals von 2006 als einem Übergangsjahr, hat es allerdings vermieden, auch nur einigermassen konkret zu werden. Doch die Investoren wollen keine «Wundertüte» kaufen, wie die «Finanz und Wirtschaft» die Kudelski-Aktien bezeichnet hat. Zumal die Titel recht hoch bewertet sind. Und dies, obwohl sie sich seit Herbst 2005 auf Talfahrt befinden. Alles andere als ein Kaufanreiz ist zudem, dass den Papieren wegen des geringen Streubesitzes weiterhin der Ausschluss aus dem Börsenbarometer SMI droht. Den Kudelski-Valoren räume ich auf mittlere bis längere Sicht ein gutes Kurspotenzial ein. Vorderhand jedoch würde ich sie meiden.
Was zwei schwedische Professoren gegen den Zahnimplantatehersteller Nobel Biocare losgetreten haben, wächst sich immer mehr zur Kampagne aus. Zwar haben sich ihre Vorwürfe, die neue Implantatlinie Nobel Direct weise arge Mängel auf, als haltlos erwiesen; dennoch sorgen sie dafür, dass Nobel Biocare im Gerede bleibt. So wurde das Implantat ebenfalls in einem Fachmagazin kritisch beschrieben. Hochnotpeinlich daran ist, dass im Redaktionsstab auch die Herren Professoren sitzen. Quasi im Nebenjob stehen die Gelehrten zudem in Diensten des Nobel-Biocare-Konkurrenten Astra Tech; diese will ihren Marktanteil von angeblich sechs bis sieben Prozent bis 2009 mehr als verdoppeln. Über Mittel und Wege darf man sich streiten.
Nun schiesst sich auch die schwedische Presse auf Nobel Biocare ein. So wurde kürzlich berichtet, 15 Manager in Schlüsselpositionen hätten die Firma auf einen Schlag verlassen und zu Astra Tech gewechselt. Bei Nobel Biocare spricht man von üblichen Fluktuationen über eine längere Zeit. In der Kritik steht auch der Managementstil von Nobel-Biocare-CEO Heliane Canepa. Ihr wird diktatorisches Gehabe vorgeworfen. Sicher, Canepa hat bei ihrem Jobantritt im Jahr 2001 nicht die Samthandschuhe angezogen. Doch anders als mit einer gehörigen Portion Härte wäre der träge gewordene Konzern wohl nicht mehr auf Kurs zu bringen gewesen. Am meisten kreidet man ihr in Schweden die Verlegung des Hauptsitzes von Nobel Biocare und die Verlagerung von Arbeitsplätzen an. Der Witz daran: Am Holdingsitz in der Schweiz arbeiten nicht einmal zwei Dutzend Personen, in Schweden sind es deren 445.
Heliane Canepa macht einen guten Job, das zeigen die Zahlen. Seit ihrem Einstieg hat sich der Umsatz verdoppelt, der Gewinn ist um das Zehnfache gestiegen. Dennoch zeitigt der Dauerbeschuss Resultate: Die Papiere bekunden seit einigen Monaten Mühe. Und einige Banken geben für die Papiere keine Empfehlung mehr ab. «Im Frühling stehen wichtige Dentalimplantate-Veranstaltungen an, da erwarten wir neue Breitseiten gegen Nobel Biocare», hat mir ein Finanzanalyst die Zurückhaltung begründet. Lassen Sie sich nicht nervös machen. Ich billige den Nobel-Biocare-Aktien noch viel Kurspotenzial zu.
Anfang März durchbrach die Unze Silber die Zehn-Dollar-Marke und notierte auf einem 22-Jahres-Höchst. Alleine in den letzten sechs Monaten ist der Preis des weissen Metalls um mehr als 50 Prozent nach oben geschossen. Edelmetall-Experten sind überzeugt, dass die Hausse noch lange nicht ausgebrannt ist. Dafür spricht einmal die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen. Ein noch besseres Argument liefert der Silbermarkt, der seit weit über zehn Jahren aus dem Gleichgewicht ist: Jährlich werden 600 bis 700 Millionen Unzen Silber geschürft, die Nachfrage dagegen stellt sich auf etwa 900 Millionen Unzen. Die Differenz wurde bislang aus Lagern und Recycling gedeckt. Doch die Vorräte sind langsam erschöpft, und der Silberkonsum zieht weiter an.
Wer in Silber investieren will, findet zahlreiche Anlageinstrumente, so Aktien, Silberfonds oder Zertifikate. Von einem physischen Kauf von Silberbarren oder -münzen rate ich dagegen ab; weitaus kostengünstiger ist ein Edelmetallkonto bei einer Bank. Doch halten Sie sich an die alte Faustregel, wonach Edelmetalle fünf bis allerhöchstens zehn Prozent vom Depot ausmachen sollten. Denn wer sich schwergewichtig an edles Metall hält, kann böse abstürzen. Wie die Gebrüder Hunt: Die Texaner, vor allem mit Zucker immens reich geworden, kauften Anfang der achtziger Jahre für zig Milliarden alle Silbervorräte zusammen, deren sie habhaft werden konnten. Sie wollten den Markt austrocknen und den Silberpreis auf den Mount Everest schicken. Dann gingen den Hunts die Dollars aus, der Preis stürzte ab, die Brüder mussten Bankrott anmelden.
Ihr Frank Goldfinger
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