Ein Blechschaden ist ein traumatisches Erlebnis. Auf das angekratzte Vertrauen in die eigene Fahrkunst folgt nämlich der Frust mit der Versicherung. Eben war die Prämie für die Motorfahrzeughaftpflicht so tief wie noch nie, und schon klettert sie wieder. Aber auch Bagatellschäden, für die man selbst zahlt, sind ein Ärgernis. Zwar ist jetzt der Bonus intakt, doch es bleibt die nagende Frage, wofür man denn eigentlich pünktlich die Prämie bezahlt.

Die Zeit war deshalb überreif für den Superbonus. Er wurde 1996 von der Helvetia Patria eingeführt und gibt alle vier Jahre Anspruch auf einen Gratiscrash ohne Bonusverlust. Für den Superbonus qualifiziert sich, wer bereits die tiefste Prämienstufe (35 Prozent) erreicht hat und deshalb eine tadellose Schadenbilanz vorweisen kann. Technisch funktioniert das durch eine Erweiterung dieser Stufe um vier Einheiten. Inzwischen ist der Superbonus von den meisten Konkurrenten kopiert worden. Einige haben ihn weiterentwickelt.

So bieten Basler, Elvia und Zürich bei der Haftpflichtversicherung eine verlockende Variante des Superbonus an. Ungeachtet der Anzahl Schäden kann der Kunde hier nie tiefer sinken als auf Prämienstufe 50 Prozent. Bei Elvia und «Zürich» kann sich der Kunde sogar zwei Crashs ohne Bonusfolgen erlauben; bei der «Zürich» ist zudem Regressverzicht bei Grobfahrlässigkeit versichert, was den Prämienunterschied erklärt.

Offensichtlicher Nachteil des Superbonus ist, dass er nur dort schützt, wo das Bedürfnis eher gering ist, hingegen jene Fahrer im Regen stehen lässt, die einen Schutz nötig hätten. Offene Arme für ihre Kunden auf höheren Prämienstufen zeigen nur Generali, Vaudoise und Winterthur. Wie das funktioniert, zeigt folgendes Beispiel: Ohne die Zusatzversicherung «Bonusschutz» würde ein Kunde mit Bonusstufe 20 Prozent (= Prämienstufe 80 Prozent) bei allen drei Gesellschaften nach einem Schadenfall in die Malusstufe 20 Prozent (= Prämienstufe 120 Prozent) zurückversetzt. Gegen diese Erhöhung seiner Haftpflichtprämie um die Hälfte kann er sich mit einer Zusatzprämie absichern, die zum Beispiel bei der Generali 15 Prozent der Nettoprämie beträgt. Diese Variante erlaubt jährlich einen Schaden ohne Bonusfolgen.

Der Abschluss des Bonusschutzes ist hier auf jeder Stufe möglich. Vor Illusionen sei jedoch gewarnt. Seit Einführung der Deregulierung vor fünf Jahren hat nämlich die Bereitwilligkeit zur Übernahme von Schäden arg gelitten, ja die so genannte Sanierung einer Police gehört heute zum Versicherungsalltag. Eine Sanierung ist bei jedem Schadenfall möglich; so kann die Gesellschaft zum Beispiel einen Selbstbehalt verfügen und in «hartnäckigen» Fällen sogar den Vertrag auflösen. Hingegen gelten bei der Vollkaskoversicherung (in der Tabelle nicht erwähnt) strenge Limiten. So liegt zum Beispiel bei der Vaudoise die Obergrenze für einen Einstieg bei Prämienstufe 50 Prozent.

Vorbehalte sind auch bei «Basler», Elvia und «Zürich» angebracht, wo der Fahrer bei der Haftpflichtversicherung die Prämienstufe 50 Prozent auf sicher haben soll, was immer auch passieren mag. Auch hier kann natürlich eine Police bei einer Häufung von Unfällen saniert werden. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Lenker mit Superbonus plötzlich zum Unfallfahrer mutiert. Deshalb dürfte der Superbonus für jene Gesellschaften sogar ein lukratives Geschäft sein, die dafür eine Mehrprämie verlangen.
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