Herr Eiswert, trauen Sie dem Frieden an den Börsen?
Der nächste Rückschlag kommt bestimmt. Wir beobachten Minizyklen. Nach der Panik kommt die Erholung, dann die Phase der Selbstzufriedenheit. Danach folgt wieder Panik. In Phasen der Selbstzufriedenheit sollte man das Cash-Polster vergrössern. Ist Panik spürbar, ist es Zeit, zu kaufen, am besten gut positionierte, globale Wachstumsaktien.

Aber sind Technologie-Aktien nicht schon viel zu teuer?
Immer wieder höre ich, dass ich statt stark wachsender Unternehmen günstige, langsam wachsende kaufen solle. Das ist eine schlechte Strategie. Gewinne macht man mit Firmen, die ihre Gewinne kräftig steigern. Man sollte Unternehmen kaufen, die auf der richtigen Seite des Wandels stehen.

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Was meinen sie mit der «richtigen Seite»?
Technologie verändert die Welt grundlegend. Sie teilt die Unternehmen in eine grosse Zahl von Verlierern und eine deutlich kleinere Zahl von Gewinnern. Das sind Unternehmen, die die Geschäftsmodelle herausfordern, die Disruptoren.

Haben sie ein Beispiel?
Nehmen sie Uber. Das Unternehmen setzt überschüssige Kapazitäten frei. Man wird weniger Autos brauchen. 90 Prozent der Zeit sind Autos geparkt. Uber steht auf der richtigen Seite. Autohersteller, die ihre Geschäftsmodelle an die neue Zeit nicht anpassen werden, verlieren. Solche Firmen sind global aktiv und werden praktisch zu Monopolen. Wenn Netflix 500 Millionen zahlende Nutzer hat, stellen sich Skaleneffekte ein, die wir bisher nicht gesehen haben. Die Angebote werden immer personalisierter und konsumentenfreundlicher. Da kommt der Netzwerkeffekt zu tragen. So werden stärkere Firmen immer stärker. Dort investieren wir.

David Eiswert

David Eiswert ist seit 2003 bei T. Rowe Price. Er verantwortet dort die Global Focused Growth Equity Strategy und damit 11,5 Milliarden Franken.

Quelle: David Geraghty / Newspix

Monopole werden von der Politik nicht gerne gesehen. Ist das kein Risiko?
Es ist ein Risko, aber kein existenzielles. Die Behörden schreiten ein, wenn der Konsument Schaden nimmt. Aber das ist ja bei Firmen wie Netflix nicht der Fall. Aber sie werden sich wohl Steuern holen. Privacy kann man mit Regeln bändigen.

Soll ein Kleinanleger auf aktuelle oder zukünftige Disruptoren setzen?
Beides. Neue bergen natürlich hohes Kurssteigerungspotential. Die existierenden Disruptoren sind aber auch besonders gut darin, ihre Geschäfte auszuweiten. Nehmen sie Amazon. Zuerst war der Konzern nur auf E-Commerce fokussiert. Dann kam der Verkauf der IT-Dienstleistungen. Als nächstes folgen wohl Geschäfte mit Werbung. 50 Prozent der Produktsuchen starten in den USA auf Amazon. In den Kursen ist das noch nicht enthalten.

Haben sie keine Angst vor aufgeblähten Bewertungen?
Immer sorgen sich alle wegen der Blasen. Die gibt es und sie bieten eine grossartige Möglichkeit eine Menge Geld zu verdienen – vorausgesetzt man versteht sie auch. In den grossen Wachstumsaktien gibt es keine Blasen, die sehe ich ganz woanders.

Wo etwa?
Etwa in Private Equity. Es gibt geradezu eine Obsession für diese Anlageform. Unglaublich viel Geld fliesst dort rein. Die Leute kaufen, obwohl sie diese Investments gar nicht verstehen. Sie kaufen Anlagen mit keinerlei Liquidität. Gibt es eine grössere Krise kann keiner verkaufen. Rückblickend werden wir in Private Equity eine Blase erkennen.

Der letzte Ausverkauf der FANGs liegt nicht weit zurück. Schreckt Sie das nicht ab?
Nein, den gibt es immer wieder. Diese Unternehmen sind Gewinner. Daher sind es Firmen die Investoren in ihren Depots haben. Kommt es zum Ausverkauf, werden diese automatisch verstärkt abgestossen. Aber das ist kurzfristig und eine Kaufgelegenheit.

Welche Firmen favorisieren Sie?
Das sind einerseits Disruptoren wie Google, Facebook, Alibaba, Tencent, Intuitive Surgery, Ascendis Pharma oder der Onlineversand für Designermode Farfetch. Auch Airbus gefällt mir gut. Aber auch Unternehmen, bei denen mit einer Steigerung der Gewinne zu rechnen ist. Dazu zählt Julius Bär. Die Bank biete bis 2020 schöne Wachstumsraten zu einem vernünftigen Preis. Auch Ferrari zählt dazu.