Sunrise soll im zweiten Halbjahr an die Schweizer Börse zurückkehren. Das ist an sich keine überraschende Meldung. Schon bei der Übernahme von Sunrise durch das britisch-niederländisch-amerikanisches Kabelnetz- und Mobilfunkunternehmen Liberty Global im Jahr 2020 munkelte man, dass Sunrise nach der Fusion mit der Liberty-Tochter UPC nach einer gewissen Zeit wieder an die SIX gebracht werden sollte.
Kein Zweifel: Mit Sunrise gibt ein potenziell attraktiver Dividendentitel ein Comeback an der SIX. Die Aktie verzeichnete bis zur Dekotierung fast dauerhaft eine Rendite von rund 5 Prozent. Kursmässig hatte der Titel zwar keine grossen Stricke zerrissen. Er stieg von einem Eröffnungspreis von 70 Franken beim Börsendebüt 2015 bis auf rund 80 Franken im Jahr 2020 vor dem Übernahmeangebot durch Liberty. Mit den Dividenden schuf Sunrise dennoch einen ansehnlichen Wert für die Aktionäre.
Wirklicher Wettbewerb findet nicht statt
Will Sunrise nun einfach ein netter Dividendentitel werden? Wohl eher nicht. Daher kann man über andere Beweggründe spekulieren. An der Sexyness des Telekommarktes Schweiz kann das Börsen-Comeback von Sunrise kaum liegen. Der ist zwar attraktiv, weil das Preisniveau hoch ist. Den Markt teilen sich ex-Monopolist und Noch-Immer-Platzhirsch Swisscom sowie Sunrise und Salt auf.
Der Markt gilt aber als gesättigt, wirklicher Wettbewerb findet nicht statt. Sinnbild ist die Swisscom, die ihr Wachstum seit Jahren in Italien erzielt, der Heimmarkt Schweiz stagniert.
In welchem Ausmass Sunrise den Börsengang zur Schuldentilgung braucht, wird sich zeigen. Solche Massnahmen werden von Investoren in der Regel nicht gerne gesehen. Vielleicht will Sunrise auch dem Konkurrenten Salt zuvorkommen und dem Gegner somit ein IPO verbauen.
John Malone ist ein Dealmaker, Taktiker und Verhandler alter Schule
Auf der Spurensuche stösst man spätestens hier auf John Malone, dem Hauptaktionär von Liberty Global. Der 83-Jährige trägt den Übernamen «Cable Cowboy», ex-US-Vizepräsident Al Gore verpasste ihm gar den Namen «Darth Vader der Kabelindustrie». Malone ist ein Dealmaker, Taktiker und Verhandler alter Schule und hat Aber-Dutzende Firmen gekauft und verkauft. Er wird mit seinen Stimmen bei Sunrise das Sagen haben.
Vor diesem Hintergrund liegt man wohl nicht falsch mit der Annahme, dass die Börsenexistenz von Sunrise an der SIX nicht auf Ewigkeiten ausgelegt ist. Daran ändert auch das unsägliche System von Aktien mit zwei Klassen nichts, das nach dem Vorbild von Liberty Global nun auch bei der neukotierten Sunrise gelten soll und eigentlich als Übernahmeschutz dient. Insofern wird Sunrise wahrscheinlich nicht bloss eine ansehnliche Dividende bieten, sondern auch einen Hauch von M&A-Fantasie.