Wofür steht die Entwicklung an den Weltbörsen in der vergangenen Woche? Nach einem deutlichen Kursanstieg am Mittwoch in den USA folgten in den Tagen darauf weltweit starke Einbrüche, die am Dienstag wieder von einer Erholung abgelöst wurden. Eine einheitliche Einschätzung zum weiteren Wirtschaftsverlauf lässt sich daraus nicht herauslesen. Der Kursverlauf steht vielmehr für eine grosse Unsicherheit und gegensätzliche Narrative.
Die Gewinne am Mittwoch in den USA erklären sich durch die unmittelbare Reaktion von Anlegerinnen und Anlegern auf den Entscheid der US-Notenbank Fed am gleichen Tag: Dominiert hat die Erleichterung, dass diese ihren Leitzins «nur» um 0,5 und nicht um 0,75 Prozent angehoben hat.
Nur einen Tag später überwog dann die Erkenntnis, dass auch die 0,5 Prozent für eine deutliche Verschärfung der US-Geldpolitik stehen. Immerhin war das der höchste Zinsanstieg in einem Schritt seit 22 Jahren und weitere solche sollen folgen.
Was sind die Folgen der Fed-Zinserhöhungen?
Auch zu den Konsequenzen der Fed-Politik konkurrenzieren unterschiedlichste Einschätzungen: Der einstige US-Finanzminister Larry Summers und eine Reihe von Ökonominnen und Ökonomen sind überzeugt, die Folge werde eine Rezession in den USA sein. Andere und die Fed selbst bestreiten das.
Grösste Unsicherheiten und unterschiedliche Narrative gibt es auch zum weiteren Verlauf der russischen Invasion in der Ukraine, zur Entwicklung der Rohstoff-, Nahrungsmittel- und Energiepreise, zu den Währungskursen, den Lockdowns in China, zur Teuerung in vielen Ländern und zur Geldpolitik in Europa. Katastrophale Folgen sind fast in jedem Bereich genauso möglich wie eine Entspannung.
In einem solchen Umfeld sind deutliche Ausschläge wie jüngst wenig überraschend und auch für die weitere Zukunft zu erwarten. Die Notenbanken sind jedenfalls nicht mehr in der Lage, wie bisher die Kurse stets von neuem zu befeuern. Diese neue Welt spiegelt sich nicht nur in der Börsenentwicklung der letzten Woche. Seit Jahresbeginn sind die Kurse überall gefallen. Wetten auf die Zukunft empfehlen sich in der aktuellen Lage weniger als auch schon.