Im letzten Börsen-Quartal brauchten Anleger starke Nerven. Heftige Turbulenzen hatten die Schweizer Börse im Griff und setzten den SMI, der die 20 höchstkapitalisierten hiesigen Unternehmen listet, unter Druck. Das hatte Folgen: In der Periode zwischen Anfang Juli bis Ende September weisen nur zwei Titel eine positive Bilanz auf.

Die grössten Verluste verzeichneten vor allem konjunkturabhängige Aktien, sogenannte zyklische Titel. Auch die Papiere der Banken und einige Versicherer mussten Federn lassen. Unter dem Strich notierten sechs Aktien mit zweistelligen Prozentzahlen im Minus. Leicht besser erging es den defensiven Index-Schwergewichten. Doch auch sie vermochten nicht, den Schweizer Leitindex in die Gewinnzone zu hieven. Unter dem Strich gab der SMI im letzten Quartal rund 3 Prozent nach.

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Crash in China

Anfang Juli notierte der Index bei 8781 Zählern und kletterte am 5. August auf den Quartalshöchststand bei 9527 Punkten. Danach sorgten grosse Unsicherheiten unter den Anlegern für Abgabedruck. Bis Ende September gab der SMI deutlich nach und beendete das Quartal bei 8513 Punkten.

Belastet wurden die Kurse in erster Linie von den Sorgen um die chinesische Wirtschaft. Diverse Daten deuteten auf eine Abschwächung des Wachstums hin. Daraufhin rauschten die Börsen im Reich der Mitte in die Tiefe und zogen auch die globalen Märkte ins Minus. Hinzu kam die Abwertung der chinesischen Währung Yuan durch die Zentralbank im August. Das befeuerte die Angst vor einem Währungskrieg und die Sorge, die Abwertung könnte ein Zeichen für eine sich zuspitzende Krise der Wirtschaft Chinas sein.

US-Zinswende und VW-Skandal verunsichern

Ebenfalls belasteten die Unsicherheiten rund um die Zinswende in den USA. Im September hatten die US-Notenbanker um Chefin Janet Yellen die Abkehr von ihrer Nullzinspolitik weiter auf die lange Bank geschoben. Yellen begründete den Entscheid mit Blick auf China und den globalen wirtschaftlichen Entwicklungen, die das Wachstum der US-Konjunktur bremsen könnten. Die Aussagen schickten die Kurse weiter abwärts.

Zuletzt drückte zudem der Abgas-Skandal beim deutschen Autoriesen Volkswagen die Kurse noch tiefer ins Minus. Viele Investoren befürchten, dass der Skandal Europas Wirtschaftsmotor Deutschland ins Stottern bringen könnte. Das wiederum könnte das Wachstum in der Eurozone gefährden.

Nestlé als Sieger

Klarer Sieger an der Schweizer Börse waren die Titel des Lebensmittelriesen Nestlé. Sie legten zwischen Juli und September um 8,5 Prozent zu. Im unsicheren Anlageumfeld setzten die Investoren offenbar auf einen defensiven Wert. Nicht zuletzt ist der Konzern die grösste Cash-Cow der Schweiz und geniert als konjunkturunabhängiges Unternehmen stabile Erträge. Einen Dämpfer gab es allerdings zuletzt wegen dem Nudel-Skandal in Indien.

Zweiter Gewinner im SMI mit einem bescheidenen Plus von 1 Prozent sind die Papiere von Swiss Re. Zuletzt konnte der des Rückversicherer seinen Gewinn steigern. Teure Naturkatastrophen blieben dem Konzern erspart.

Richemont und Swatch überraschen

Überraschend gut konnten sich im letzten Quartal die zyklischen Titel von Richemont und Swatch halten und verloren weniger als der Gesamtmarkt. Zwar mussten beide Aktien immer wieder grosse Verluste hinnehmen. Grund war die schwächelnde Wirtschaft in China. Dennoch: Die Papiere des Luxusgüterkonzerns Richemont weisen eine Quartalsbilanz von rund minus 0,5 Prozent auf. Die Aktien des Uhrenriesen Swatch gaben um knapp 0,9 Prozent nach.

Die Markturbulenzen haben die Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis ebenfalls nicht ganz so arg in Mitleidenschaft gezogen. Beide liegen mit ihrer Performance im Mittelfeld. Die Papiere von Roche gaben um 1,9 Prozent nach, jene von Novartis um rund 3 Prozent.

Grossbanken gehen unter

Weniger gut bedient waren die Anleger mit den Titeln der Grossbank Credit Suisse. Sie verloren knapp 9 Prozent. Unter anderem sorgte die noch unklare Strategie des Instituts für gewissen Abgabedruck. Der neue Chef Tidjane Thiam will seine Pläne am 21. Oktober vorstellen.

Auch die Konkurrentin UBS stand nicht in der Gunst der Anleger. Die Papiere verloren im letzten Quartal etwas mehr als 9 Prozent.

Hiobsbotschaften von Transocean

Zu den grössten Verlierern gesellen sich die Aktien des weltgrössten Vermieters von Ölbohrinseln Transocean. Der Preiszerfall beim Erdöl lastet auf den Zahlen des Konzerns. Wenig Freude hatten die Anleger Ende August an der Nachricht, dass Transocean zwei Dividenden-Tranchen streichen will. Die Aktionäre sollen über die Pläne an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 29. Oktober abstimmen. Die Hiobsbotschaften schlugen sich denn auch im Aktienkurs nieder, der Ende September über 17 Prozent tiefer notierte.

Knapp 18 Prozent schwächer performten die Papiere des Agrochemiekonzerns Syngenta. Nach dem geplatzten Übernahmeversuch durch den US-Konkurrenten Monsanto purzelten die Kurse in den Keller. Mit einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm will Syngenta nun seine Aktionäre bei der Stange halten.

LafargeHolcim als Schlusslicht

Grösster Verlierer und damit Schlusslicht im SMI sind die Aktien des fusionierten Zementriesen LafargeHolcim. Seit Mitte Juli sind die Papiere auf Talfahrt. Der Preis ging von 75 auf unter 50 Franken zurück. Damit ist rund ein Drittel des Wertes verloren. Grund ist die schwache Weltkonjunktur. Diese belastete den stark konjunkturabhängigen Titel besonders heftig. Auch die kommende Zinswende in den USA setzte die Aktien von LafargeHolcim unter Druck.

Im Schlussquartal des laufenden Jahres wird die Zinswende in den USA die Märkte weiter beschäftigen. Diese dürfte vor allem die Krise in China verschärfen. Experten befürchten, dass die Investoren bei höheren Zinsen in den USA ihre Gelder aus den Schwellenländern wie China und Indien abziehen und in attraktivere festverzinsliche Papiere umschichten. Eine Erhöhung der Zinsen in den USA – die erste seit 2008 – erwarten Experten nun im Oktober oder im Dezember.

Warten auf Zahlen aus China

Ebenfalls dürfte China an den Märkten ein dominantes Thema bleiben. In einigen Wochen werden die chinesischen Unternehmen ihre Zahlen zum 3. Quartal und ihren Ausblick präsentieren. Das wird hoffentlich Klarheit über die Lage der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt bringen. Solange die Unsicherheiten wegen China und der US-Zinswende bestehen, müssen sich die Anleger wohl weiterhin auf ein Auf-und-Ab an den Börsen einstellen.