Der US-Jobmotor läuft weiter rund – und macht eine deutliche Zinserhöhung im September wahrscheinlicher. Ausserhalb der Landwirtschaft seien im August 315’000 neue Arbeitsstellen hinzugekommen, teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Experten hatten in etwa mit dieser Zahl an neuen Jobs gerechnet.
Allerdings stieg die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote auf 3,7 von zuvor 3,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich um 344’000 auf 6,0 Millionen, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte.
Dies entspricht jedoch noch immer dem Niveau, das die US-Notenbank Fed etwa für Vollbeschäftigung anstrebt. Die Quote von 3,5 Prozent sei das ideale Szenario für Anlegende, weil diese nun wüssten, dass die Fed die Zinsen wohl kaum längerfristig aggressiv anheben werde, hiess es am Markt.
Auf die Zahlen reagierten die Börsen mit Erleichterung. Dow Jones und S&P 500 notierten zum Börsenstart je rund 0,4 Prozent höher.Der Nasdaq Composite gewann 0,3 Prozent. Auch der Swiss Market Index legte am Freitag zu. Der SMI schloss mit einem Plus von 2,1 Prozent. Nach fünf Verlusttagen in Folge stiegen sämtliche SMI-Titel an. Spitzenreiter war die Credit Suisse mit einem Plus von 6,13 Prozent.
Einfluss auf nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank
Die US-Arbeitsmarktdaten dürften einen starken Einfluss darauf haben, wie die nächste Zinsentscheidung der Notenbank am 21. September ausfällt. Wären sie zu positiv gewesen, hätte sich die Fed in ihrem straffen Zinsanhebungskurs bestätigt gesehen. Eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte an der nächsten Sitzung am 21. September wäre dann wohl beschlossene Sache gewesen, glauben Marktteilnehmer.
Die Federal Reserve hat den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation zuletzt zweimal in Folge ungewöhnlich kräftig um 75 Basispunkte angehoben – auf die Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent. Sie will im September nachlegen. «Für die US-Notenbank steht das Signal auf Grün, am 21. September mit einer kräftigen Leitzinserhöhung fortzufahren», so Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Zahl offener Stellen sei äusserst hoch, die Arbeitslosenquote weiterhin sehr niedrig und der Lohndruck unverändert gross.
Händler sehen eine Chance von 75 Prozent für eine dritte Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte im September und erwarten, dass die Zinsen im März 2023 mit 3,90 Prozent ihren Höchststand erreichen werden.
Die Fed will die hohe Inflation von zuletzt 8,5 Prozent bekämpfen, indem sie den Preis des Geldes stetig verteuert. Sie nimmt dabei in Kauf, dass die Wirtschaft darunter leidet. US-Notenbankchef Jerome Powell machte dies zuletzt auf dem Geldpolitik-Forum in Jackson Hole deutlich und sprach davon, dass der straffe Kurs voraussichtlich mit «einigen Schmerzen» für Haushalte und Firmen verbunden sei. Den Weltmärkten gefiel das überhaupt nicht: Mit der wohl teuersten Rede aller Zeiten hat Powell Billionen vernichtet.
(awp/reuters/mth)