Nach Einschätzung der UBS dürfte der Goldpreis auf 1600 Dollar steigen. Erwarten Sie auch eine weitere Aufwertung des Edelmetalls?
Christof Strässle*: Solange der Abwärtstrend bei den Zinsen anhält, sinken die Opportunitätskosten einer Goldhaltung. Ferner sind das Hin und her im Handelsstreit USA-China, der nahende Brexit-Termin sowie die zurückgenommenen Aussichten für die Weltwirtschaft der Nährboden für Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund dürfte das Momentum beim Gold anhalten.

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Die Fusion zwischen Sunrise und UPC steht auf der Kippe. Wer wird sich im Kräftemessen zwischen dem Sunrise-Verwaltungsrat und Grossaktionär Freenet durchsetzen?
Dies wird sich an der ausserordentlichen Generalversammlung weisen müssen. Aus strategischer Optik würde ein Zusammenschluss sicherlich Vorteile bringen, um gegenüber dem Marktleader Swisscom eine bessere Position zu erhalten. Jedoch muss auch die Wettbewerbskommission noch grünes Licht geben, zumal ein Zusammenschluss in verschiedenen Märkten zu einer marktbeherrschenden Stellung führen könnte.

Der US-Bürovermittler WeWork geht an die Börse. Steht damit ein weiterer spektakulärer IPO bevor?
Die Vermietung von gemeinschaftlich genutzten Büroflächen passt zum aktuellen Trend der «sharing economy – teilen statt besitzen» und hat durchaus Potential weiter zu wachsen. Zurzeit steht das Unternehmen jedoch noch mit substanziellen Verlusten da und gesellt sich zu anderen in jüngerer Zeit erfolgten IPOs von Unternehmen mit fehlender Profitabilität, wie Uber oder Snapchat. Wie die genannten Beispiele zeigen, kann die Reise kurzfristig in beide Richtungen gehen. Persönlich bevorzuge ich bei Investitionen «Substanz» und ziehe diese der reinen Hoffnung vor.

Christof Strässle

*Christof Strässle ist Gründungs- und Managing Partner der Strässle Schumacher AG in Luzern. Strässle Schumacher ist spezialisiert auf unabhängige Vermögensberatung und strategische Finanzplanung.

Quelle: ZVG

An der Schweizer Börse sorgten im ersten Halbjahr die Börsengänge von Stadler und Alcon für Furore. Welchen Unternehmen trauen Sie im zweiten Halbjahr erfolgreiche IPOs in Zürich zu?
Selecta, der Betreiber von Verkaufsautomaten, wird immer mal wieder als möglicher IPO Kandidat gehandelt. In der Aussenwirkung dürfte ein solcher jedoch hinter den beiden bereits gesehenen IPOs anstehen.

Grossbritannien riskiert unter Führung von Premier Boris Johnson den vertragslosen Zustand mit der Europäischen Union. Wie stark würde die britische Wirtschaft unter einem harten Brexit leiden?
Ein harter Brexit wird unmittelbar dem Finanzplatz London schaden und damit dem wirtschaftlichen Zentrum Grossbritanniens. Zugleich ist damit zu rechnen, dass als Folge eines harten Brexit Separationsgelüste in Schottland wieder populär werden. Kurz- bis mittelfristig ist sicher mit einer deutlichen Bremsspur zu rechnen, was die Bank of England zu Interventionen veranlassen würde. Dass es zu substanziellen Versorgungsengpässen im Königreich kommt und/oder der Warenhandel mit der EU abrupt einbricht, sehe ich nicht – hier haben beide Seiten zu viel zu verlieren. Ferner haben viele Unternehmen sich mittlerweile auf ein No-Deal-Szenario vorbereitet. Die Parteien werden sich mittelfristig auf ein Handelsabkommen verständigen, auch wenn dies allenfalls erst nach dem 31. Oktober der Fall sein wird.

Der US-chinesische Handelsstreit hat sich zugespitzt. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie bei dem Konflikt – und was bedeutet Ihre Einschätzung für die globale Konjunktur?
Wir blicken hier auf eine sehr erratische Entwicklung, und man sollte sich nicht zu sehr von polemischen Tweets beeinflussen lassen. Ich gehe davon aus, dass Donald Trump den Handelsstreit aktiv für seinen Wahlkampf nutzt. Dies, sowohl im Vorfeld der Wahlen, um seine «America First Position» zu bestätigen, als auch zum Ende hin, wo er eine Einigung als Joker einsetzen könnte. Letzteres dürfte dann sowohl Aktienmärkte wie wirtschaftliche Stimmungsindikatoren zu gleichen Teilen positiv beeinflussen. Eine florierende Wirtschaft ist nämlich das zentrale Element für eine Wiederwahl Trumps.

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