Obwohl die amerikanische Hypothekenkrise weiter schwelt, scheinen die Anleger den Mut und die Lust auf riskantere Anlagen schon wieder gefunden zu haben. Ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass der internationale IPO-Markt nach einem kurzen Zwischenhalt im September bereits wieder gut in Fahrt gekommen ist.

Der vor Jahresfrist lancierte IPO-Index von Stoxx, der die Aktienperformance von Börsenneulingen während 3, 12 beziehungsweise 60 Monaten misst, hat im Oktober schönen Zuwachs bekommen: Elf Titel, darunter auch jene des Schweizer Textilmaschinenbauzulieferers Uster Technologies, wurden in den letzten vier Wochen frisch aufgenommen. Der Index legte im Oktober um fast sechs Prozent zu, deutlich mehr als der europäische Aktienindex Stoxx 600.

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Zum Leidwesen der Index-Tracker verpassten die mit Abstand besten Papiere, die Aktien der Zürcher Softwarespezialisten U-Blox, die Aufnahme in den IPO-Index. Der frei handelbare Teil der U-Blox-Titel war zum Zeitpunkt des IPO lediglich rund 80 Millionen Euro wert, während das Indexreglement eine Mindestgrösse von 100 Millionen Euro vorschreibt. Doch jetzt, nur wenige Tage nach dem Börsengang, wäre dieses Kriterium mit einem Börsenwert von 150 Millionen Euro bestens erfüllt.

Das aus der ETH hervorgegangene Unternehmen entwickelt Halbleiter für GPS- und Galileo-basierte Navigationssysteme in Mobiltelefonen. Vor wenigen Tagen hat Nokia angekündigt, für 8,1 Milliarden Dollar den amerikanischen Smartcard-Hersteller Navteq zu kaufen. Navteq produzierte intelligente Karten zum Betrieb von Navigationssystemen. Dass Nokia für Navteq den 16fachen Umsatz beziehungsweise den 47fachen Jahresgewinn hinblättert, hat den U-Blox-Papieren mächtig Auftrieb gegeben.

Mit einem Kursanstieg von fünf Prozent sind auch die Aktien von Uster ansprechend in das Börsenabenteuer gestartet. Die Firma wurde beim Börsengang mit 350 Millionen Franken, somit mit dem zweifachen Jahresumsatz von 2006, bewertet. Im Vergleich zum Verkaufspreis der niederländischen Uster-Konkurrentin BarcoVision im Juli eine recht hohe Bewertung. Der italienische Textilmaschinenbauer Itema hat lediglich ein Viertel mehr als den Jahresumsatz bezahlt. Für Leonid Baur, Chef des IPO-Teams von Sal. Oppenheim in Zürich, ist das erfolgreiche Uster-IPO ein Beleg dafür, dass die Investoren immer noch grosses Interesse am Maschinenbau haben. Der entsprechende Sektorindex des Swiss Performance Index weist für die vergangenen zwölf Monate einen Anstieg um 57 Prozent auf.

Die Geschäftsaussichten der europäischen Industrieunternehmen sind nach Ansicht der Analysten für das kommende Jahr gut. Sie rechnen mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 14,8 Prozent. Höhere Wachstumsraten werden nur noch dem IT-Sektor (18,9 Prozent) attestiert, der im Oktober mit U-Blox und der britischen TelecityGroup auch die besten IPO hervorgebracht hat. Tief sind dagegen die Erwartungen für die Finanzbranche, die mit dem Westschweizer Vermögensverwalter Gottex Fund Management ebenfalls bald ein IPO an der SWX zu verzeichnen hat.