Welche Aufregung an der Bovespa, wie die brasilianische Börse genannt wird, als im Oktober 2002 der Sozialist Luiz Inacio Lula da Silva zum brasilianischen Präsidenten gewählt wurde! Schliesslich stand der einstige Gewerkschaftsführer für einen radikalen Wechsel in der Wirtschaftspolitik. Die Aktienkurse befanden sich denn auch monatelang auf Talfahrt. Doch Verstörtheit und Panikverkäufe haben sich längst gelegt.

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Lula da Silva hat sich bisher als cleverer Ökonom erwiesen. Mit seiner strikten Spar- und Geldmarktpolitik führte er das Land 2003 zwar in eine kurzfristige Rezession. Anderseits wurde dank der Politik des engen Gürtels eine solide Grundlage geschaffen für eine Sanierung der Staatsfinanzen und eine ausdauernde Erholung der Wirtschaft. Die Anleger kehrten in Massen an die Börse zurück, ja die Bovespa hat im vergangenen Jahr mit einer Verdoppelung der Aktienkurse gar eine Superperformance hingelegt.

In den letzten Monaten sind die brasilianischen Aktienkurse wieder ins Rutschen geraten. Dafür verantwortlich ist vor allem die Angst vor steigenden US-Zinsen; immerhin hat Brasilien Schulden von etwa 400 Milliarden Dollar zu bedienen. Allerdings liegen die amerikanischen Zinsen auf einem derart tiefen Niveau, dass auch ein starker Anstieg für Brasilien verkraftbar ist. Sobald die Investoren dies realisieren, kommen wieder die positiven Auswirkungen der Wirtschaftspolitik zum Tragen.

«Brasilien schüttelt seine wirtschaftlichen und finanziellen Probleme immer mehr ab», ist Mark Mobius überzeugt. Für den Emerging-Markets-Spezialisten bergen brasilianische Aktien viel Kurspotenzial (siehe Artikel zum Thema «Anlage: Lateinamerikanische Rosinen»). Zu bedenken bleibt: Investments in Emerging Markets verlangen viel Geduld, Anlagen in Brasilien bedingen zusätzliche Ausdauer.