Liebe Karin Keller-Sutter, im Jahr 1979 wurden Geldanlagen gerne als Männerdomäne angesehen, inzwischen sollte das aber eigentlich anders sein. Sie jedoch lassen Ihr Erspartes auf dem Sparkonto, wie Sie in einem Interview in der «NZZ am Sonntag» sagen. Ihre Begründung: «Wenn man Anlagen tätigen will, muss man Zeit haben. Und diese habe ich nicht».
Sie sind sicher viel beschäftigt, doch um Ihr Geld an der Börse anzulegen, braucht es nicht mehr Zeit, als Sie für ein Sparkonto investieren. Anstatt den gesamten Sparbetrag Ihres jährlichen Lohns in Höhe von rund 470’000 Franken vom Lohnkonto auf das Sparkonto zu übertragen, könnten Sie einen Teil auf ein Depot überweisen und dort in einen kostengünstigen Fond auf einen Weltaktienindex investieren.
Ich finde den Vanguard gut, mit dem Kürzel VWRL, weil er günstig ist und auch in Schweizer Franken gehandelt werden kann. Und daneben gibt es auch Weltaktienfonds weiterer Anbieter, auch von der UBS und anderen Schweizer Banken.
In diese Fonds können Sie investieren – und dann sollten Sie das Geld für mindestens ein Jahrzehnt nicht mehr beachten und können sich Ihren anderen Aufgaben widmen. In der Vergangenheit haben Anlegerinnen so fast immer Gewinn gemacht.
Rendite von 9,5 Prozent pro Jahr
Um erfolgreich anzulegen, müssen Sie sich nicht mit der Börse beschäftigen. Sie könnten auch in einen kostengünstigen Fonds anlegen, der breit in Schweizer Aktien investiert. Seit dem Jahr 1926 hat man mit solchen Anlagen 9,5 Prozent pro Jahr gewonnen, wie die Schweizer Privatbank Pictet berechnet. Auch real gerechnet, also nach Abzug der Inflation bleiben noch 7,5 Prozent.
Im Gegensatz dazu bleibt beim Sparkonto real ein Verlust. Die UBS bietet dieses Jahr 1,25 Prozent auf dem Sparkonto und prognostiziert eine Inflation von 1,6 Prozent. Unter dem Strich bleibt also ein realer Verlust von 0,35 Prozent. Der Verlust mit dem Sparkonto ist nicht eine Ausnahme, sondern die Regel, wie Zahlen der Schweizerischen Nationalbank zeigen.
Ich fände es toll, wenn Sie als Bundesrätin der FDP anderen Frauen auch beim Umgang mit Geld ein Vorbild sein könnten. Ein Sparkonto zu haben, ist keine Tugend, sondern ein Verlustgeschäft.
11 Kommentare
Die Überwachung eines Fonds braucht auch etwas Zeit. Auch ohne einen Fonds wird die Bundesrätin niemals Not leiden. Sie widmet ihre ganze Zeit der Politik. Alle Achtung!
Der legendäre Finanzexperte André Kostolany (1906-1999) hat einmal gesagt: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“
Einen Fonds sollten Sie eben möglichst nicht überwachen. Weil die meisten Anleger sonst im falschen Moment verkaufen (wenn die Kurse tief sind) und wieder kaufen (wenn die Kurse schon hoch sind).
Ich glaube nicht, dass Ihnen Frau Bundesrätin ihre Karten aufgedeckt hat, denn es geht Sie, Herr Büsser, null und nichts an, was sie mit ihrem Geld macht. Viele von uns wären mit einem Sparkonto glücklicher gewesen, als z.B. mit CS-Aktien....
B60
Die Bundesrätin hat mir gar nichts offen gelegt, sondern der NZZ.
Ich finde den Bericht gut. "Anlegen" bedeutet nicht nur Aktienkauf; man kann auch Obligationen für 10 Jahre kaufen, die genauso sicher sind wie Geld auf dem Bankkonto.
Lasse ich 10000 Fr. 10 Jahre auf dem Konto, verliere ich an Kaufkraft etwa 1000 bis 2000 Franken. Bei 100000 Fr. sind es bereits etwa 15000 Fr. Natürlich ist das der Frau hier egal, da sie ihr lebenslang vom Steuerzahler kostenlos finanziert wird, aber die meisten hier werden das nicht sein.
Sie hat wichtigeres zu tun, als sich mit privaten Geldanlagen zu beschäftigen. Zum Glück weiss sie das.
Wie oben beschrieben, braucht das gar nicht viel Zeit. Wenn sie wollte, könnte sie die Aufgabe auch an eine Beraterin oder an einen Berater abgeben.