Sie sind wieder da: Obligationen. Angeschoben von den Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie von der Erwartung, dass noch weitere Zinsschritte folgen werden, stiegen die Renditen. Das sind gute Nachrichten. Immerhin geht von Obligationen eine stabilisierende Wirkung auf das Depot aus – und das kann gerade in Krisenzeiten wie diesen erheblich zur Schonung der Nerven beziehungsweise zur Beruhigung der Anlegenden beitragen.

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Über den Autor

Roger Bootz ist Country Head of Switzerland and Liechtenstein bei Vanguard.

Auf der Suche nach dem «Mix der Weisen»

Durch das Comeback der Zinsen tut sich die spannende Frage auf, mit welchem Anteil Obligationen im Portfolio nun gewichtet werden sollten. Sicherheitsorientierten Investoren und Investorinnen wird beispielsweise zu einer 30/70-Aufteilung geraten, also 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Obligationen. Offensive Anlegende machen häufig vom umgekehrten Verhältnis Gebrauch. Andere erachten in ihren Empfehlungen bei chancenorientierten Depots eine Aktienquote von 60 Prozent als ideal. Doch taugen solche Faustregeln tatsächlich für die Praxis? Ja, sie bieten eine wichtige Orientierung. So hätte ein aktienbetonter 60/40-Mix mit Blick auf die letzten 120 Jahre durchschnittlich rund 0,6 Prozent mehr Rendite pro Jahr erzielt als eine anleihenlastige 40/60-Kombination. Die Frage nach dem richtigen Verhältnis ist auch deshalb so wichtig, weil auf lange Sicht selbst kleine Renditeunterschiede eine enorme Wirkung auf die Gesamtperformance des Portfolios entfalten. Gleichwohl: Eine in Stein gemeisselte Formel für den richtigen Mix gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Anlageziele, die Anlagehorizonte oder die individuellen Chance-Risiko-Profile. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob das Geld zum Beispiel für wenige Jahre investiert werden soll oder es dem langfristigen Vermögensaufbau dient. Oder ob es sich beim Anleger um einen jungen Menschen am Anfang seiner Berufskarriere handelt oder um einen Senioren, der auf seine private Altersvorsorge angewiesen ist.

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Tipps zur Orientierung

Wenn es schon keine Generalformel für den perfekten Aktien-Obligationen-Mix gibt, so doch einige Tipps, worauf es zu achten gilt: Die erste Empfehlung lautet: Analysieren Sie gründlich Ihre eigene Lebenssituation! Denn nur wer weiss, wo er steht, kann einen Plan entwickeln, wohin er oder sie will – und darauf basierend die richtige Balance für das eigene Portfolio finden. Wichtige Fragen dabei sind: Wie hoch sind die Verluste, die man finanziell verkraften kann? Ist schon Vermögen vorhanden? Das kann zum Beispiel eine Immobilie wie das eigenen Haus sein. In diesem Fall wäre eine Grundabsicherung bereits existent. Ebenfalls von Bedeutung ist, was mit dem Angesparten geschehen soll und wann es voraussichtlich gebraucht wird.

Der zweite Tipp lautet: Überprüfen Sie regelmässig Ihr Portfolio! Denn ein einmal gewählter Mix ist nicht zwingend für alle Zeiten perfekt. Mit der Zeit können sich die eigenen Lebensumstände oder Anlageziele ändern, sodass ein sogenanntes Rebalancing der Allokation sinnvoll sein kann. Es geht dabei um eine Umschichtung von Aktien in Obligationen oder umgekehrt. Warum kann das notwendig sein? Zum Beispiel, weil eine Erbschaft gemacht wurde und die Vermögenssituation sich grundlegend geändert hat. Oder weil man kurz vor dem Renteneintritt steht und nach mehr Sicherheit strebt – oder aber auch, weil man mehr Erfahrungen mit Aktien gesammelt und mögliche Vorbehalte abgelegt hat. Rebalancing oder Umschichtung ist vor diesem Hintergrund eine Anpassung der Gewichtungen an eine veränderte Risikoneigung.

Werden Umschichtungen vorgenommen – und das ist der dritte Tipp –, sollten Anlegende auf die damit verbundenen Transaktionskosten achten. Diese können sich schnell zu einem hohen Betrag summieren. So kann sich hier ein Blick auf digitale Vermögensverwalter lohnen, die mit günstigen Preismodellen aufwarten.