Hedgefonds-Manager ist derzeit alles andere als ein Traumjob. Schlimm genug, dass sich viele der häufig umjubelten Finanzakrobaten in den vergangenen Monaten verzockt haben. Nun läuft ihnen noch «Kollege Computer» den Rang ab: Die sogenannten Black Box Hedgefonds, bei denen allein hoch entwickelte Programme die Investitionsentscheidungen treffen, machten im Januar trotz fallender Börsen Gewinne. Menschliche Fondsmanager fuhren dagegen teilweise zweistellige prozentuale Verluste ein.

Anleger voll-automatisierter Fonds können sich zum Jahresauftakt über eine Rendite von durchschnittlich 4,1 Prozent freuen. Dies ergibt sich aus einem Branchenvergleich, den eine grosse international tätige Bank zusammengestellt hat und den Reuters einsehen konnte. Mit einem Plus von jeweils mehr als 14 Prozent sind der Hedgefonds Horseman Global der britischen Investmentfirma Horseman Capital und Conquest Macro des US-Vermögensverwalters Conquest Capital die aktuellen Stars der verschwiegenen Branche.

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Kursentwicklungen werden kontinuierlich verfolgt

Programme der Black Box Hedgefonds verfolgen kontinuierlich die Kursentwicklung verschiedener Anlageklassen. Erkennen sie einen Trend, springen sie auf diesen Zug auf. So schlugen einige von ihnen Kapital aus der Talfahrt der Aktienmärkte. Der Dax rutschte im Januar um knapp neun Prozent ab. Bei seinem US-Pendant Dow Jones belief sich das Minus auf 5,5 Prozent. Die Börse Shanghai - Ausgangspunkt des weltweiten Börsenbebens der vergangenen Wochen - brach sogar um knapp ein Viertel ein.

In dieser Gemengelage verloren auf asiatische Aktien spezialisierten Fonds durchschnittlich 7,5 Prozent. Europäische Aktienfonds büssten 3,2 Prozent und solche mit US-Papieren immerhin noch 2,3 Prozent ein. Eine der wenigen Ausnahmen ist der von Oliver Kelton geführte Odey European Focus Fund des britischen Vermögensverwalters Odey. Seine Wette auf eine Abkühlung der chinesischen Konjunktur zahlte sich aus: Plus 12,7 Prozent seit Jahresbeginn.

Computerfonds münzen Ölpreis-Verfall in Gewinne um

An den Rohstoffmärkten fing das Jahr 2016 genauso schwierig an wie das Jahr 2015 geendet hatte: Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich im Januar um etwa fünf Prozent und das wichtige Industriemetall Kupfer um etwa vier Prozent.

Aus diesem Preisverfall schlug Millburn Commodity des US-Vermögensverwalters Millburn Ridgefield erneut Kapital. Dessen aus Bits und Bytes zusammengesetzter Fondsmanager hatte mit Wetten auf den Ölpreis -Verfall seinen Anlegern im vergangenen Jahr bereits zu einer Rendite von satten 25,6 Prozent verholfen.

Für seine Kollegen aus Fleisch und Blut, die sich als Gegenleistung für nicht selten zweistellige Renditen fürstlich entlohnen lassen, lief 2015 dagegen durchwachsen. Rund 100 Hedgefonds machten dicht. Allerdings kamen gleichzeitig mehrere Dutzend neue hinzu.

Hedgefonds - die unbekannten Wesen

Hedgefonds sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Kritiker sehen in ihnen ein Risiko für die Weltwirtschaft, weil sie auf der Jagd nach Rendite häufig extreme Risiken eingingen und damit die Stabilität der Finanzmärkte gefährden. Einen Einblick in diese Welt gewährt der Mitte Januar angelaufene Film «The Big Short», der sich um den Ausbruch der Finanzkrise 2008 dreht. Da sich die Hegdefonds-Branche allerdings ungern in die Karten schauen lässt, sind seriöse Informationen Mangelware.

Weltmarktführer mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 162 Milliarden Dollar ist Bridgewater. Die traditionsreiche britische Man Group kommt als grösster börsennotierter Konkurrent auf knapp die Hälfte. Computergesteuerte Hedgefonds werden meist von kleinen, spezialisierten Firmen - sogenannten Fonds-Boutiquen - angeboten. Dem deutschen Branchenverband BAI zufolge hatten Investoren Anfang 2014 weltweit 2,7 Billionen Dollar bei Hedgefonds angelegt. Dies entspricht der jährlichen Wirtschaftsleistung Frankreichs.

(reuters/ccr)