Fonds sind das richtige Vehikel, mit wenig Kapital in die Geldanlage einzusteigen; einige Hundert Franken reichen bereits (siehe Artikel zu Fondssparplänen auf Seite 5). Und da die Gebühren proportional zum einbezahlten Betrag erhoben werden, betragen sie bei kleinen Investments anteilsmässig meist nicht mehr, als wenn Millionen zu investieren sind.
Beim regelmässigen Einzahlen auch kleiner Beträge gilt vor allem eines: Steter Tropfen höhlt den Stein. Eine Einmalinvestition von 1000 Franken, zu der jeden Monat 100 Franken hinzukommen, entwickelt sich innerhalb von 20 Jahren zu einem Kapital von 82 000 Franken (ausgehend von einer Rendite von 10 Prozent) und zu 630 000 Franken in 40 Jahren. Doch sind vor der Anlage grundsätzliche Fragen zu klären (siehe auch den ersten Teil des Fonds-Abc in der Fonds-BILANZ vom Mai 2001).
Mit dieser grundlegenden Frage befassen sich die wenigsten Anleger ernsthaft. Kostet es Sie ein Lächeln, wenn Ihr Kapital um 20 Prozent schrumpft, oder trauern Sie jedem verlorenen Franken nach? Um das Risikoprofil festzustellen, gibt es ganz einfache Tests (beispielsweise übers Internet: www.royalsunal liance.ca/royalsun/selection/investments/portfolio_funds/questionnaire.asp, in Englisch). Auf Grund der Resultate eines solchen Risikotests sind Sie in der Lage, Ihre Investition besser zu diversifizieren.
Welche Risiken ergeben sich bei der Fondsanlage?
Anlagefonds sind grundsätzlich in drei Varianten verfügbar.
– Geldmarktanlagen: Sie stellen das kleinste Risiko dar, haben aber auch die kleinste Rendite. Sie unterscheiden sich kaum von einer Einlage in ein Sparheft.
– Obligationen: Auch hier ist das Risiko grundsätzlich klein, hängt aber vom Typ der Obligation ab. Die Spannweite reicht von der Regierungsanleihe bis zum Junkbond; entsprechend .variieren Risiko und Rendite. Obligationäre haben Anrecht auf eine feste jährliche Verzinsung und die Rückzahlung des Nominalbetrags bei Ablauf der Obligation.
– Aktien: Dies ist die riskanteste, historisch gesehen aber auch die rentabelste Investitionsform. Das Risiko erhöht sich je nach Art der Aktie, angefangen bei den Bluechips bis hin zu den Titeln der New Economy.
Schliesslich bleiben noch die derivativen Produkte, die das Risiko (und damit auch die Rendite) entweder einschränken oder erhöhen. Eine kluge Investitionsstrategie beschränkt sich nie auf eine einzige Anlageform, sondern strebt ein ausgeglichenes Portefeuille und damit eine breite Risikoverteilung an.
Warten auf den nächsten Crash bis zum Einstieg?
«Verschiebe nie auf morgen, was du heute kannst besorgen!» Natürlich ist man versucht, auf den nächsten Crash zu warten, bevor man investiert. Diese Strategie ist aber riskant, denn schliesslich kann man nie wissen, ob der Markt die Talsohle bereits erreicht hat. Ist das nach einem Verlust von 10, 20 oder 40 .Prozent der Fall? Und was, wenn man sich vorgenommen hat, einen Rückgang von 20 Prozent abzuwarten, und der Markt gar nie um mehr als 15 Prozent fällt, nachher aber um 50 Prozent ansteigt? Schade, diese Chance haben Sie verpasst.
Welches ist die ideale Grösse eines Portefeuilles?
Man kann sehr gut nur in einen einzigen Fonds investieren, aber die Profis ziehen es zu Recht vor, die Risiken breiter zu streuen und Anteile von mindestens drei Fonds zu kaufen. Umgekehrt sollte man sein Portefeuille auch nicht überfüllen: Zehn verschiedene Fonds sind das Maximum. Schliesslich investiert der Fonds selbst in mehrere Dutzend Titel.
Versuchen Sie nicht, die Profis zu überbieten!
«Ein Amateur kann genauso gut investieren wie ein Profi», so ein Mythos aus der Finanzwelt. Doch auch wenn Sie von Geldsachen mehr verstehen als der Normalsterbliche, werden Sie die Profis trotzdem kaum schlagen. Schliesslich kann auch praktisch jeder und jede ein Auto fahren, und trotzdem käme niemand auf die Idee, gegen Michael Schumacher anzutreten. Es besteht demnach kein Grund zur Annahme, dass Sie eine glücklichere Hand haben als Warren Buffett oder ein professioneller Fondsmanager. Natürlich kann man das Anlegen von Kapital als Hobby betreiben, vor allem aber ist es ein Beruf. Aus diesem Grund ist es vernünftiger, einen Anlagefonds ins Auge zu fassen, als sich direkt auf den Aktienmarkt zu stürzen.
Versuchen Sie nie, die Entwicklung vorherzusehen!
Zugegeben, es ist verlockend, mit den Auf- und Abwärtsbewegungen des Marktes zu spekulieren, um so die Performance zu verbessern. Verlockend, aber absolut nutzlos. Es ist unmöglich, die Entwicklung an den Börsen vorherzusehen – sowohl für den Profi wie auch für den Laien. Und falls Ihnen jemand das Gegenteil weismachen will, soll er Ihnen doch erklären, warum er noch nicht Millionär ist. Es lohnt sich also nicht, mit dem Feuer zu spielen, denn die Wahrscheinlichkeit ist gegen Sie. Wer hat schon ernsthaft damit gerechnet, dass die Technologiewerte innerhalb von zwölf Monaten 80 Prozent verlieren würden?
Bleiben Sie Ihrer Strategie treu!
Nachdem Sie einmal Fondsanteile gekauft haben, sollten Sie aufhören, sich pausenlos mit der Entwicklung am Markt zu beschäftigen. Sich interessieren: ja; sich in Sachen Wirtschaft und Finanzen auf dem Laufenden halten: ja; mit einem Auge dauernd auf die Bildschirme von Swissquote oder eines anderen Börseninfospezialisten schielen: nein. Erstens bringt das nichts, zweitens macht es nur nervös, und drittens verleitet es dazu, die Strategie zu wechseln. Überlassen Sie dieses Spiel den Daytradern, sollen ruhig diese Federn lassen.
Ist den Bewertungen von Fondsagenturen zu trauen?
Auf der Suche nach den besten Fonds kann man sich durchaus auf die Bewertungen und Auszeichnungen von Banken und Finanzinstituten wie Feri oder Micropal verlassen. Laut den Profis haben sie den Sektor revolutioniert, denn dank ihnen kann der Anleger mit einem Blick die Spreu vom Weizen trennen. Das Ganze hat aber, wie könnte es anders sein, einen Haken: Auszeichnungen werden in Bezug auf die vergangene Performance verliehen und machen keinerlei Aussage über die künftige Entwicklung eines Fonds.
Der Wert meines Fonds sinkt – habe ich versagt?
Der Kursrückgang kann zwei Gründe haben: Es kann tatsächlich sein, dass der Sektor als Ganzes im Aufwind ist und Sie aufs falsche Pferd gesetzt haben. Dies ist aber die Ausnahme. Die meisten Fonds werden so verwaltet, dass ihre Entwicklung .relativ nahe am Vergleichsindex bleibt (also bei der durchschnittlichen Entwicklung von Titeln desselben Sektors oder desselben Landes). Wenn Ihre Fondsanteile an Wert verlieren, so hängt das in den meisten Fällen damit zusammen, dass .der gesamte Markt an Boden verliert. Dafür können Sie nichts, und dagegen lässt sich auch nichts tun. Am besten üben Sie .sich in Geduld.
Nützliche Tipps zur Ergänzung
Wenn Sie auf die Fähigkeiten eines Fondsmanagers gesetzt haben, verkaufen Sie Ihre Anteile, wenn er den Fonds nicht mehr verwaltet. Wenn der Fonds seine Anlagepolitik ändert oder seine Kommissionen angehoben werden, zögern Sie nicht, und verkaufen Sie. Wenn sich das Fondsvermögen rasch vermindert, weil sich Investoren zurückziehen, ist dies ein schlechtes Zeichen. Die Vorsicht gebietet, sich dem allgemeinen Trend anzuschliessen und ebenfalls zu verkaufen. Wenn das Fondsvermögen zu klein wird, ist eine gute Risikoverteilung schwierig – ein Argument mehr, das für einen Verkauf spricht. Hingegen sollten Sie ihre Fondsanteile nicht verkaufen, nur weil der Fonds gerade eine gute Performance an den Tag legt. Diese Strategie kann man bei einzelnen Aktien verfolgen, nicht aber bei einem Fonds. Wenn der Fondsverwalter gute Arbeit leistet, kommt er selber auf die Idee, Titel, die kein Potenzial mehr haben, zu verkaufen, um solche in den Fonds aufzunehmen, die interessant geworden sind. Verkaufen Sie auch nicht, wenn Sie glauben, der Sektor, in den Sie investiert haben, habe sein Entwicklungspotenzial ausgeschöpft – dieser Eindruck täuscht oft. Bleiben Sie Ihrer Strategie treu, und behalten Sie Ihre Anteile langfristig – lassen Sie die Finger vom Market-Timing.