Wer ein Haus besitzt oder eines kaufen will, kann sich freuen: Die Hypozinsen befinden sich im Sinkflug. So zum Beispiel für eine zehnjährige Festhypothek: Noch vor einem Jahr betrug der Zins durchschnittlich 2,3 Prozent, wie die Zahlen des Vergleichsportals hypotheke.ch zeigen. Heute liegt er bei 1,5 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Frühling 2022.

Der Grund dafür ist klar: Die Nationalbank (SNB) senkte in diesem Jahr bereits drei Mal den Leitzins, um die Frankenstärke zu bekämpfen. Und nächste Woche steht voraussichtlich die nächste Zinssenkung an. Der neue SNB-Chef Martin Schlegel (48) schliesst selbst eine Rückkehr zu Negativzinsen nicht aus.

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Was bedeutet diese Entwicklung für Eigenheimbesitzer und -käufer? Sinken die Hypozinsen noch weiter? Gibt es auch eine Schattenseite dieser Entwicklung? Und wird jetzt sogar eine Saron-Hypothek wieder attraktiver? Die Handelszeitung gibt Ihnen zusammen mit Moneypark-CEO Lukas Vogt die wichtigsten Antworten.

Grosse Nachfrage nach Hypotheken

Ein grosser Teil der erwarteten Zinssenkungen sei in den Hypotheken bereits heute eingepreist, dämpft Vogt die Erwartungen. «Für die nächsten zehn Jahre wird am Kapitalmarkt für sehr risikoarme Schuldner aktuell ein Zinssatz von 0,3 Prozent verlangt.» Das ist deutlich tiefer als der aktuelle Zins der SNB von 1 Prozent.

Dazu muss man wissen: Die Hypothekarpreise setzen sich aus den Zinserwartungen und der Marge der Banken und anderen Hypothekengebern zusammen. Der Hypozins sinkt also auch bei sinkendem Leitzins nur, wenn die Banken nicht stärker an der Marge schrauben. Doch laut Vogt verlangen die Banken wegen der hohen Nachfrage aktuell mehr als noch vor zwei Jahren.

Zum Vergleich: Aktuell liegt das beste Angebot für eine zehnjährige Festhypothek bei Moneypark bei 1,09 Prozent. Eine Fünfjährige gibt es ab 0,89 Prozent. In der Realität werden aber nur die wenigsten Käuferinnen und Käufer einen solchen Zinssatz erreichen.

«Die Banken schauen genauer hin»

Klar ist aber: Die tieferen Hypothekarzinsen machen den Besitz von Wohneigentum im Vergleich zum Mieten attraktiver. Entsprechend begehrt sind Immobilienkredite: «Wir beobachteten das ganze Jahr eine sehr starke Nachfrage», so Vogt. Doch mit der hohen Nachfrage stiegen auch die Immobilienpreise noch weiter an.

Dazu kommt: Vor allem für Familien ist es schwieriger geworden, an eine Hypothek zu kommen. «Die Banken schauen bei Hypotheken, die sie vor drei Jahren noch ohne mit der Wimper zu zucken vergeben hätten, heute genauer hin», sagt Vogt. Ausnahmen bei der Tragbarkeit – zum Beispiel bei Erstkäufern – gebe es kaum mehr.

Der Hintergrund: Die Banken haben kein Geld mehr, um noch mehr Hypotheken zu vergeben, erklärte Andrian Wenger (52), Hypotheken-Experte beim VZ Vermögenszentrum in einem früheren Blick-Artikel.

Und genau diese Problematik würde sich mit sehr tiefen Leitzinsen noch verschärfen: Geld auf dem Sparkonto wird unattraktiver. Doch dieses Geld auf den Sparbüchern brauchen die Banken, um Kredite an Hausbesitzer und -käufer zu vergeben.

Saron bietet aktuell kaum Vorteile

Werden nun Saron-Hypotheken wieder attraktiver, weil die Zinssenkungen in den Festhypotheken bereits weitgehend eingepreist sind? Auch hier hängt vieles von der Marge ab, sagt Vogt. Wer vor zwei Jahren zu einer vorteilhaften Marge von 0,5 Prozent unterschrieben habe, sei bei einem Zins nahe Null gegenüber der Festhypothek im Vorteil.

«Aber heute liegen die Margen normalerweise weit höher» so Vogt. Tatsächlich steht die Saron-Marge laut hypotheke.ch durchschnittlich bei rund 1 Prozent. Das beste Angebot bei Moneypark ist 0,6 Prozent. «Für die meisten Kunden ist es bei den momentan tiefen Zinsen für Festhypotheken sicher attraktiver, diese für fünf oder zehn Jahre zu fixieren», sagt Vogt. Mit dem Saron müsse man auf eine lange Phase der Null- oder Negativzinsen hoffen.