In den vergangenen zehn Jahren konnten Hedgefonds aufgrund niedriger Zinssätze sowie geringer Volatilität kaum befriedigende Renditen erzielen. Einige Strategien schnitten besser ab als andere, aber insgesamt blieb die Branche hinter den Erwartungen zurück.
Nun scheint sich die Situation jedoch zu ändern. Zur Abschwächung der durch die Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Erschütterung werden breite fiskalische Maßnahmen eingesetzt, um die sehr akkommodierende Geldpolitik abzulösen.
Nicolas Faller ist Co-CEO Asset Management bei Union Bancaire Privée (UBP).
Diese Offensive vielfältiger wirtschaftlicher Stimuli dürfte einen Inflationsanstieg auslösen, der wiederum die Anleiherenditen, wenn auch nur zögerlich, wieder in den positiven Bereich bringen dürfte. An den Aktienmärkten markiert dieser Wechsel des Marktregimes die Rückkehr der Disparitäten, wodurch Kursveränderungen deutlichere Hinweise auf die Gewinnentwicklung geben werden.
Die jüngste Outperformance der sogenannten «qualitativ hochwertigen» Wachstumspapiere belegt dies. Der Trend hat sich auch an den Anleihemärkten bereits verfestigt, wo der Markteinbruch die weniger widerstandsfähigen Unternehmen und Sektoren am härtesten trifft.
Das Umfeld stimmt
Bedenkt man zudem, dass noch unklar ist, wie lange und schwer diese Krise letztendlich ausfallen wird, so sind alle Voraussetzungen gegeben, damit an den Märkten wieder gute Chancen für aktive alternative Strategien entstehen.
Der Anteil aktiver Strategien, die besser abschneiden als ihr Referenzindex, hat sich Morningstar zufolge seit Anfang Januar gegenüber dem Durchschnitt der letzten Jahre verdoppelt. Um in diesem Umfeld Renditen zu erzielen, reicht es nicht mehr, allein auf Beta (Sensitivität des Portfolios zum Marktrisiko) zu setzen, denn diese Performancequelle hat ihre Kraft verloren.
Die Manager müssen in der Lage sein, neue Ertragsquellen zu identifizieren, um Alpha (Absolute Return) zu extrahieren, dem wesentlichen Merkmal der «alternativen Verwaltung». Privatanleger sollten daher ihre Zurückhaltung überwinden: Hedgefonds steht nicht nur eine vielversprechende Zukunft bevor, sie profitieren auch von der Weiterentwicklung und erhöhten Stabilität in der Branche.
So florierten im Schatten der zwei Dutzend Fonds, die mit über 20 Milliarden Dollar die globalen Schwergewichte darstellen, hunderte Fonds mittlerer Größe. Deren Track Record ist lang genug, damit Anleger fundierte Investitionsentscheidungen treffen können.
Unter drei Jahren Anlagehorizont geht gar nichts
Zudem verfügen diese Hedgefonds über Ressourcen, die effiziente Prozesse ermöglichen, ohne dass die Strategien durch den Umfang der Vermögenswerte eingeschränkt werden. Gleichzeitig ist die Produktivität instabilerer Start-ups, die mit weniger als 100 Millionen auf die Beine gestellt wurden, aufgrund steigender Kosten für Regulierung und Compliance zurückgegangen.
Das Inkrafttreten der eine europäischen Richtlinie schliesslich hat den Anlagekomfort erhöht, da sie Anlegern die Möglichkeit bietet, sich in einer liquideren Form bei Hedgefonds zu engagieren als in der Vergangenheit. Damit Alternative Investmentlösungen eine tragende Rolle im Portfolio spielen können, müssen sie als mittelfristige Anlagen angesehen werden.
Ein Anlagehorizont von mindestens drei Jahren ist nötig, um sich gegen zwischenzeitliche Turbulenzen abzusichern und es alternativen Instrumenten zu ermöglichen, ihr Potenzial, das in Outperfomance, Diversifikation und Riskoreduktion liegt, voll zu entfalten.
Es sei denn, die Struktur oder Strategie des Hedgefonds erfordert in der Zwischenzeit eine frühere Neubewertung der Position. Genau an dieser Stelle kommen die Manager von Alternativen Investmentlösungen ins Spiel.