Sie sind als Value-Investor auf der Suche nach besonders günstigen Unternehmen. Gibt es die an den hoch bewerteten Börsen überhaupt noch?
Ja, aber die Suche ist immer ein Krampf und mit viel Arbeit verbunden. Die Zeiten, als Aktien unter ihrem Liquidationswert gehandelt wurden, sind schon lange vorbei. Wir haben unsere hohen Ansprüche aber nicht aufgegeben: Wir wollen einen Franken für 60 Rappen kaufen.
Ja, aber die Suche ist immer ein Krampf und mit viel Arbeit verbunden. Die Zeiten, als Aktien unter ihrem Liquidationswert gehandelt wurden, sind schon lange vorbei. Wir haben unsere hohen Ansprüche aber nicht aufgegeben: Wir wollen einen Franken für 60 Rappen kaufen.
Ist die Schweiz für Value-Investoren ein gutes Pflaster?
Im Moment nicht. Der Markt ist inzwischen teuer und für grössere Investoren eher klein.
Im Moment nicht. Der Markt ist inzwischen teuer und für grössere Investoren eher klein.
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Die Hausse an den Börsen läuft bereits seit acht Jahren. Wann folgt das böse Erwachen?
Die Bewertungen sind nicht so dramatisch hoch. Im Dow Jones und im S&P 500 befinden sie sich 16 Prozent über dem Durchschnitt. Im Vergleich mit Obligationen sehen Aktien geradezu billig aus. Eine wirklich beängstigende Preisblase gibt es im Obligationenbereich. Aber das Marktgeschehen ist uns eigentlich egal. Wir wollen nur 25 bis 30 unterbewertete Aktien finden.
Die Bewertungen sind nicht so dramatisch hoch. Im Dow Jones und im S&P 500 befinden sie sich 16 Prozent über dem Durchschnitt. Im Vergleich mit Obligationen sehen Aktien geradezu billig aus. Eine wirklich beängstigende Preisblase gibt es im Obligationenbereich. Aber das Marktgeschehen ist uns eigentlich egal. Wir wollen nur 25 bis 30 unterbewertete Aktien finden.
Wo werden Sie fündig?
Oft liegen die Chancen in Strukturbrüchen verborgen. Wir haben mit Neopost und Pitney Bowes zwei Hersteller von Fakturierungsmaschinen im Depot. Weil statt Briefen Mails verschickt werden, kamen die Aktien unter Druck. Doch beide Firmen nützen ihre Marktkenntnis und positionieren sich als Dienstleister im boomenden Paketgeschäft neu, Stichwort Amazon. Vom Opfer der Digitalisierung wandeln sie sich zum Profiteur.
Oft liegen die Chancen in Strukturbrüchen verborgen. Wir haben mit Neopost und Pitney Bowes zwei Hersteller von Fakturierungsmaschinen im Depot. Weil statt Briefen Mails verschickt werden, kamen die Aktien unter Druck. Doch beide Firmen nützen ihre Marktkenntnis und positionieren sich als Dienstleister im boomenden Paketgeschäft neu, Stichwort Amazon. Vom Opfer der Digitalisierung wandeln sie sich zum Profiteur.
Ist günstig immer gut?
Nein. Ich rate davon ab, nur aufgrund eines tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) zu kaufen. Wenn die Gewinne auf dem Peak des Branchenzyklus ausserordentlich hoch sind und das KGV deshalb besonders tief, ist Vorsicht angebracht. Zudem begründen sich tiefe Bewertungen oft mit hohen Schulden. Während Experten solche Titel meiden, sehen Kleinanleger nur die tiefen KGVs und steigen ein. Das ist eine Falle. Sie legen sich so sehr gefährliche Aktien ins Depot.
Nein. Ich rate davon ab, nur aufgrund eines tiefen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) zu kaufen. Wenn die Gewinne auf dem Peak des Branchenzyklus ausserordentlich hoch sind und das KGV deshalb besonders tief, ist Vorsicht angebracht. Zudem begründen sich tiefe Bewertungen oft mit hohen Schulden. Während Experten solche Titel meiden, sehen Kleinanleger nur die tiefen KGVs und steigen ein. Das ist eine Falle. Sie legen sich so sehr gefährliche Aktien ins Depot.
Wenn Sie nur auf die Bewertung schauen, verpassen Sie da nicht die lukrativen Wachstumsstorys?
Mag sein. Aber oft sind solche Titel teuer, weil die Anleger von sehr optimistischen Annahmen ausgehen, die die Firmen früher oder später nicht erfüllen können.
Mag sein. Aber oft sind solche Titel teuer, weil die Anleger von sehr optimistischen Annahmen ausgehen, die die Firmen früher oder später nicht erfüllen können.
Georg von Wyss ist Portfoliomanager und Teilhaber beim renommierten Schweizer Value-Investor BWM. Die Nettorendite liegt seit Firmengründung Ende 1997 jährlich im Schnitt bei zehn Prozent.
Dieses Interview erschien in der November-Ausgabe 11/2017 der BILANZ.