Lange schien es, als ende das Börsenjahr für Anlegerinnen und Anleger wieder mit einer Ernüchterung. Ein von Inflation und steigenden Zinsen geprägtes Marktumfeld hielt die Kurse an den Märkten lange tief. Erst der Ausblick auf Zinssenkungen ab Ende Oktober gab den Börsen richtig Schub.
Das Resultat: Der Dow Jones in den USA stieg auf ein Rekordhoch, ebenso der Dax in Deutschland, in Japan kletterte der Nikkei-Index auf den höchsten Stand seit 33 Jahren. Der Swiss Market Index steht immerhin noch mit einem Jahresplus von 4 Prozent zu Buche, obwohl er durch das schlechte Abschneiden der Indexschwergewichte Roche und Nestlé erheblich zurückgebunden wurde.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Anleger den Aktienmärkten weiterhin fernbleiben. Die Handelsumsätze der SIX 2023 lagen per Ende November 2023 rund 15 Prozent unter der Vorjahresperiode. Schon im Jahr 2022 lagen die Umsätze unter dem Vorjahr. Die Blue Chips unter den Schweizer Aktien sind allerdings jedes Jahr ein Garant für ansprechend hohe Handelsaktivitäten. Das zeigt auch eine Auswertung der meistgehandelten Aktien 2023 beim Finanzportal cash beziehungsweise bei dessen Partner bank zweiplus. Der Spitzenreiter 2023 ist indes eine Aktie aus dem breiten Markt, wie die Tabelle unten zeigt:
Die strategische Neuausrichtung von Meyer Burger als Solarzellenhersteller beflügelt offenbar noch immer die Anlegerfantasien. Allerdings wurden die Hoffnungen in den letzten Monaten arg geknickt. Allein in der letzten Woche verlor der Titel über 30 Prozent an Wert. Grund: Wegen der Haushaltskrise nahm die deutsche Regierung Kürzungen bei der Solarförderung vor.
Das sind schlechte Nachrichten für ein Unternehmen, das nicht bloss in Europa, sondern auch in den USA auf Subventionen hofft. Schon im Juli veröffentlichte Meyer Burger eine Gewinnwarnung für das erste Semester. Seither hat die Aktie rund 70 Prozent verloren.
Die Aktien auf Platz 2 und 3 in den Top Ten von cash sind seit Mitte Juni und der Dekotierung der Credit Suisse ein und derselbe Titel. Dass die verschwundene CS-Aktie auch zu Jahresende noch Platz 2 in der Tabelle hält, sagt einiges aus über die enorm hohen Handelsvolumen bei der CS-Aktie vor der Zwangsübernahme durch die UBS.
Viele Anleger deckten sich in den Wochen vor dem Untergang noch mit billigen Aktien ein in der irrigen Annahme, die Credit Suisse könne nicht «untergehen» – obwohl die Kreditausfallversicherungen eine bereits Ausfallwahrscheinlichkeiten von fast 50 Prozent indizierten.
Mit der UBS (Platz 3) und Holcim (Platz 9) sind zwei Aktien in den Top Ten vertreten, welche in diesem Jahr sehr gut abgeschnitten haben (50 Prozent und 40 Prozent Jahresplus). Es fehlen auf der Liste der meist gehandelten Aktien allerdings SMI-Top-Performer wie Partners Group, Logitech, Kühne+Nagel oder ABB sowie VAT, Ypsomed oder Also aus dem breiten Markt.
DocMorris ist zweitbeste Schweizer Aktie im 2023
Mit einer Ausnahme: Auf Platz 4 der meistgehandelten Schweizer Aktien bei cash befindet sich die Online-Apotheke DocMorris. Schon bei der Google-Rangliste der meistgesuchten Aktien 2023 belegte der Titel Rang vier.
Mit einer Performance von 167 Prozent ist DocMorris die zweitbeste Schweizer Aktie in diesem Jahr. Seit dem Verkauf des Schweizer Geschäfts (Zur Rose) Anfang des Jahres ist beim Versandapotheker alles auf den deutschen Markt und das E-Rezept ausgelegt, das ab dem 1. Januar 2024 für Ärzte verpflichtend ist. Ob die Dynamik der letzten Monate bei den E-Rezepten anhält, muss sich weisen. DocMorris-CEO Walter Hess ist jedenfalls zuversichtlich, wie er im cash.ch-Interview Ende November erklärte.Nach dem Sell-Out 2022 bei den Tech-Aktien vor allem in den USA hätte man abflauendes Interesse bei den Titeln erwarten können. Aber mit Tesla, Nvidia, Microsoft und Apple auf den ersten vier Positionen und Alphabet und Amazon auf den Plätzen acht und neun befinden sich mit Ausnahme von Meta alle Aktien der so genannten «Magnificent 7» in den Top Ten der meistgehandelten ausländischen Aktien 2023 bei cash:
Tatsächlich haben die Dow-Jones-Mitglieder Microsoft und Apple in diesem Jahr knapp über 50 Prozent zugelegt. Bei Tesla beträgt die Performance 102 Prozent, bei Nvidia gar 235 Prozent. Gerade der Chiphersteller Nvidia profitierte von der Börsenstory 2023, der Künstlichen Intelligenz.
Die Krypto-Handelsplattform Coinbase, Nummer sechs in der cash-Rangliste, segelte in diesem Jahr im Wind des wiedererwachten Interesses an Bitcoin & Co. Das liess die Aktien seit Jahresbeginn um satte 317 Prozent ansteigen.
Anleger haben mit Plug Power (Platz zehn) in diesem Jahr hingegen erneut Geld verloren. Die Aktie des Herstellers von Wasserstoff-Brennstoffzellsystemen knickte bislang um 61 Prozent ein und setzt damit die Verlustserie fort, die seit Januar 2021 anhält.
Der Rohstoffkonzern Glencore (Platz fünf) hat zwar seinen Sitz in Zug, die Aktie ist aber in London kotiert. Mit Ausnahme der mehrheitlichen Übernahme der Kohlesparte der kanadischen Teck lieferte das Unternehmen in diesem Jahr kaum grössere Schlagzeilen. Der Titel hat heuer 8 Prozent verloren. Zuvor war die Aktie von 112 Pence im März 2020 bis auf 578 Pence im Januar 2023 emporgeschossen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch unter dem Titel «Das sind die meistgehandelten Schweizer Aktien im Jahr 2023».